Es gab keine Feier nach dem Sieg. Hans Peter Doskozil muss sich mit der SPÖ Wien versöhnen, wenn er die Partei auf die Siegerstraße zurückbringen will.
Es gibt keine Schonfrist für den neuen roten Boss. Hans Peter Doskozil hat eine lange Aufgabenliste vor sich, wenn er die SPÖ wieder zum Erfolg führen will. Der frischgebackene SPÖ-Parteichef hielt sich auch nicht lange auf mit Feiern.
„Doskozil hat zwei Fronten zu begradigen“
Er trank einen Cappuccino nach dem Erfolg am Parteitag, und dann ging es Richtung Wien. Für Dienstag ist die erste Vorstandssitzung angesetzt, auf der die ersten Personalentscheidungen anstehen. „Doskozil hat jetzt zwei offene Fronten in der Partei zu begradigen: einmal jene zum Andreas-Babler-Lager, das schon ein gewaltiges Momentum aufbauen konnte, und dann aber auch in Richtung der Wiener Landesgruppe. Es ist nicht vorstellbar, dass die SPÖ bei der Wahl erfolgreich ist, wenn die Wiener SPÖ Dienst nach Vorschrift macht“, meint Politikexperte Thomas Hofer.
Wien – vor allem Bürgermeister Michael Ludwig – wird für Doskozil noch eine harte Nuss, die er knacken muss. Unmittelbar nach dem Siegesmoment im Linzer Design Center gab es keine persönliche Gratulation von Michael Ludwig für Doskozil. Für die mächtige Wiener Landesgruppe war der Sieg von Doskozil „eine Erdung“, sagt ein hoher SPÖ-Politiker zur „Krone“.
Babler-Rede brachte Doskozil unter Druck
Der Außenseiter Babler hatte Doskozil auch mit einer mitreißenden Rede am Parteitag gehörig unter Druck gebracht, aber für die große Überraschung reichte es dann doch nicht – auch wenn es sehr knapp wurde.
„Doskozil hat größere Chancen gegen Blau-Türkis“
„Die Vernunft hat über die Emotion gesiegt auf diesem Parteitag. Doskozil hat größere Chancen auf eine Mehrheit gegen Blau-Türkis und diese Kampfansage auch gleich nach seiner Wahl verkündet“, analysiert Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle das Ergebnis. Auch die langjährige Politik-Beobachterin hält das zerrüttete Verhältnis zu Ludwig für eine große Herausforderung. „Statt Babler hätte er Ludwig auf die Bühne bitten müssen. Der Wiener Bürgermeister ist sein größter Gegner in der Partei.“
Wenn das allerdings klappt, dann sehen die Politikexperten gute Chancen für Doskozil, der bekanntlich eine Ampelkoalition realisieren will, ein Kopf-an-Kopf-Rennen zu schaffen. „Doskozil hat ein starkes Populismus-Gen in sich, für die nächste Nationalratswahl könnte das also schon ein echter Showdown werden. Und die ÖVP muss aufpassen, dass es nicht ein Match Kickl gegen Doskozil wird und man selber auf der Regierungsdefensive Richtung Platz 3 rutscht“, so Hofer.
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