Hans Peter Doskozil soll die SPÖ in die Zukunft führen. Dafür braucht der burgenländische Landeshauptmann aber ein Team an der Parteispitze und Nachfolger an alter Wirkungsstätte. Ein Überblick, wer dafür nun infrage kommt.
Nach dem Sieg kommt die Arbeit. Der neue SPÖ-Chef Hans Peter Doskozil hat etwas überraschend nicht sofort sein Team für die Parteizentrale präsentiert. Ein Parteivorstand, der die Bundesgeschäftsführung unmittelbar nach der Veranstaltung in Linz neu besetzen hätte können, stand zwar im Raum, wurde aber verworfen. So wird man sich bis Dienstag gedulden müssen, wer die Nachfolge von Christian Deutsch antritt, der seinen Job mit Samstag quittierte.
Lercher und Herr sind Favoriten
Logischer Anwärter wäre Max Lercher. Das Organisationstalent hatte die Kampagne Doskozils zum Parteichef koordiniert und war auch schon unter Christian Kern Bundesgeschäftsführer. Freilich braucht der neue Parteichef auch im Klub eine Vertrauensperson und das muss noch dazu eine sein, die unter den Abgeordneten respektiert ist. Denn der Klubvorsitz wird geheim gewählt. Dafür ist bis zur kommenden Plenarwoche Mitte des Monats jedoch noch ein wenig Zeit.
Einer der beiden Posten sollte unter normalen Umständen Lercher zufallen. Der zweite wiederum könnte dann ein Zugeständnis an die Anhänger des unterlegenen Traiskirchener Bürgermeisters Andreas Babler sein. Ideal wäre eine Frau. Julia Herr, die seit ihrer Zeit als SJ-Chefin in der Partei als Talent gehandelt wird, wäre wohl die Favoritin der neuen Parteispitze.
Sie würde auch in die Wiener Partei hineinwirken, die ja Doskozil offen fast schon feindselig gegenübersteht. Nur die wenigsten Delegierten der Stadtpartei am Parteitag erhoben sich nach seiner Rede zum Applaus. Nun ist Herr zwar Burgenländerin, doch hat sie längst in der Wiener Partei angedockt - konkret in Penzing, wo mit Stadtrat Jürgen Czernorszky ein Babler-Unterstützer die Geschäfte führt.
Herr hat sich nach dem Parteitag durchaus offen gezeigt, in führender Rolle mitzuwirken - aber nur dann, wenn das Doskozil-Lager auch auf Babler zugeht. Die zweite Frau, die eine Alternative sein könnte, ist Frauenchefin Eva-Maria Holzleitner.
Kein Platz für Babler?
Für Babler selbst scheint hingegen momentan kein Platz an der Parteispitze - obwohl seine Unterstützer das fordern. Dem Traiskirchener Bürgermeister könnte aber - so er überhaupt will - im kommenden Nationalratswahlkampf mit Blick auf die nächste Bundesregierung eine größere Rolle eingeräumt werden.
Andere haben sich als Unterstützer Doskozils in dessen Vorsitz-Kampagne verdient gemacht und können, wenn schon nicht auf Posten, auf mehr Gewicht hoffen. An erster Stelle steht da der stellvertretende Klubobmann und Gesundheitssprecher Philip Kucher, der gegebenenfalls auch für den Fraktionsvorsitz infrage käme. Aus der eigenen Landespartei als Zukunftshoffnung gilt Sportsprecher Maximilian Köllner.
Wie stellt sich das Burgenland auf?
Noch ein wenig Zeit hat der neue Parteichef dafür, die Zukunft im eigenen Bundesland zu regeln. Doskozil hat ja angekündigt, noch bis zum Intensiv-Wahlkampf Landeshauptmann bleiben zu wollen. Vertreten ließ er sich während seiner Kehlkopf-Operation zuletzt von Landesrat Leonhard Schneemann, obwohl formal Astrid Eisenkopf Landeshauptmann-Stellvertreterin ist. Ob das schon ein Fingerzeig war, wird sich weisen. Eher Außenseiter sind Landesrat Heinrich Dorner und Klubobmann Robert Hergovich.
Zu entscheiden wird es kommendes Jahr auch geben, wer die SPÖ in die EU-Wahl führt. Andreas Schieder hätte wieder Interesse, aber ob gerade er Doskozils erste Wahl ist, ist unsicher. Dass hier allenfalls Altkanzler Christian Kern noch einmal zum Faktor werden könnte, ist zwar unwahrscheinlich, aber ausschließen kann man in der SPÖ in den vergangenen Jahren nichts.
Mehr Macht den Mitgliedern?
Schließlich gibt es auch Inhaltliches zu tun. Doskozil hat angekündigt, das Statut überarbeiten zu wollen. Mitgliedsentscheide sollen da für Parteivorsitz und Koalitionsabkommen fixiert werden. Zudem gibt es ja noch die Wahllisten zu verankern. Möglicherweise wird ein Parteitag dazu schon früh 2024 in Szene gehen.
In seiner neuen Zentrale zeigen wird sich Doskozil übrigens möglichst schon am Montag. Da will er sich in der Löwelstraße vorstellen. Dass die Partei diesen historischen Ort verlässt, ist von seinen Vorgängern eingeleitet. Doskozil hat dies zumindest im Vorfeld der Vorsitz-Wahl abgelehnt. Nun kann er sich selbst einen Eindruck machen, ob die legendäre Zentrale tatsächlich noch modernen Arbeitsgegebenheiten entspricht.
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