US-Bündnispolitik
China warnt vor „NATO-Kopie“ im Indopazifik
Mit scharfen Worten hat am Wochenende Chinas Verteidigungsminister Li Shangfu vor der Schaffung „NATO-ähnlicher“ Bündnisse im Indopazifik gewarnt. Der Versuch, dort derartige Allianzen voranzutreiben, sei „eine Form der Entführung regionaler Länder und des Aufbauschens von Konflikten und Konfrontationen“, sagte Li am Sonntag bei der Sicherheitskonferenz Shangri-La-Dialog in Singapur. Es drohe „ein Strudel von Auseinandersetzungen“. Erst waren sich ein chinesisches Marineschiff und ein US-amerikanisches Kriegsschiff in der Meerenge von Taiwan sehr nahe gekommen (siehe Video oben).
Der Indopazifik umfasst den nördlichen Indischen Ozean, den westlichen Zentralpazifik und einige Nebenmeere, einschließlich ihrer Inseln. Dieser Raum brauche „eine offene und integrative Zusammenarbeit und nicht die Einbindung in kleine Cliquen“, sagte Li in seiner Rede. Ein „heftiger Konflikt oder eine Konfrontation zwischen China und den Vereinigten Staaten“ würde der Welt „unerträglichen Schmerz bereiten“.
Allianzen als Gegengewicht zu China
Lis Äußerungen spiegeln die seit Langem bestehende chinesische Kritik an den Bemühungen der USA wider, Bündnisse in der Region zu festigen und dem Aufstieg Chinas entgegenzuwirken. Vor eineinhalb Jahren hatten die USA gemeinsam mit Australien und Großbritannien das indopazifische Sicherheitsbündnis Aukus gegründet - eine Antwort auf den zunehmenden Einfluss Chinas in der Region. Zudem ist Washington zusammen mit Indien, Japan und Australien Mitglied der sogenannten Quad-Gruppe. Die Allianz soll ebenfalls ein Gegengewicht zum militärischen und wirtschaftlichen Machtanspruch Chinas bilden.
Die USA sehen China als größte geopolitische Herausforderung weltweit an. Zwischen beiden Staaten gibt es eine Reihe von Konfliktpunkten, darunter den Handel und Chinas Umgang mit Taiwan und dem Ukraine-Konflikt. Peking betrachtet Taiwan als abtrünniges Gebiet, das es wieder mit dem Festland vereinigen will - notfalls mit militärischer Gewalt. Chinas Verteidigungsminister stellte dazu klar: „Wenn es jemand wagen sollte, Taiwan von China abzuspalten, wird das chinesische Militär nicht eine Sekunde zögern.“
Gefährlicher Zwischenfall in Taiwanstraße
Erst am Samstag hatte sich in der Meerenge zwischen der Insel Taiwan und dem chinesischen Festland erneut eine gefährliche Begegnung zwischen der chinesischen und der US-Armee ereignet. Ein chinesisches Marineschiff habe sich auf „unsichere Weise“ dem US-Zerstörer USS Chung-Hoon genähert, teilte die US-Armee mit. Das chinesische Schiff habe die Chung-Hoon in der Taiwan-Straße im Abstand von nur rund 140 Metern überholt. US-Verteidigungsminister Lloyd Austin bezeichnete den Vorfall als „extrem gefährlich“. Das chinesische Schiff sei „wahrscheinlich 46 Meter“ vor der Chung-Hoon vorbeigefahren. Er rief Peking auf, „wirklich die richtigen Maßnahmen zu ergreifen, um diese Art von Verhalten einzudämmen“. Andernfalls passierten womöglich „Unfälle, die dazu führen könnten, dass die Dinge außer Kontrolle geraten“, sagte Austin vor Journalisten in Singapur.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.