Der nunmehrige Ex-Geschäftsführer der SPÖ, Christian Deutsch, in einem Statement zur „Krone“: „Es ist unfassbar, und ich bin zutiefst schockiert, dass das überhaupt möglich ist, nachdem die Vorsitzende der Wahlkommission versichert hat, dass hier sehr sorgfältig vorgegangen wurde.“ Reichlich Häme kommt auch vom politischen Mitbewerb. Für die Neos etwa hat sich die SPÖ gar „völlig disqualifiziert“. Für die ÖVP versinkt die SPÖ im „völligen Chaos“. Für Herbert Kickl (FPÖ) ist das „Bild ohnehin für jeden erkennbar desaströs“. „Vielleicht sollte man das Ergebnis der Mitgliederbefragung nochmal überprüfen“, regt Moderator Armin Wolf an.
„Nicht auszudenken, wenn wegen einer Stimme nicht nachgezählt worden wäre“, betont Deutsch, der mit dem Parteitag seine Funktion zurückgelegt hatte. „Ein enormer Schaden. Wenn ich daran denke, wie viele Maßnahmen ich bei Mitgliederbefragung getroffen habe, mit IT-Experten, Notar, Informatikern, damit großes Vertrauen in Ergebnisse sichergestellt ist. Umso schockierender finde ich, dass man Excel-Listen nicht mehr nachkontrolliert hat.“
Rendi-Wagner „schockiert“, Babler fordert Transparenz
Das Ganze sei „wie eine Meldung wie aus der ‘Tagespresse‘ (Satire-Website, Anm.)“. Deutsch habe auch mit Rendi-Wagner telefoniert. Sie sei ebenso „schockiert“. Neo-„Chef“ Babler will jetzt eine nochmalige Überprüfung der Stimmen. "Wichtig ist, dass keine Fragezeichen bleiben und wir mit Gewissheit in die Zukunft gehen können“, sagte er. „Wenn das Ergebnis stimmt, übernehme ich das Amt."
„Mir hat das keine Ruhe gelassen“
Den Stein ins Rollen brachte der Journalist Martin Thür. „Mir hat das keine Ruhe gelassen“, twitterte er am 4. Juni. „Damit ist er endgültig eine Legende!“, streut ihm Bundesminister Johannes Rauch Rosen.
„Nicht in der Lage, ein Land zu führen“
Für ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker versinkt die SPÖ im „völligen Chaos“. „Wenn die SPÖ nicht einmal in der Lage ist, eine ordnungsgemäße und korrekte Wahl auf einem Parteitag abzuhalten, dann ist sie mit Sicherheit nicht in der Lage, ein Land zu führen.“
Kogler fehlen die Worte
Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) fehlten die Worte. „Ich bin ja schon länger in der österreichischen Politik unterwegs. Das ist immer noch nicht kommentierbar“, meinte Kogler am Rande einer Veranstaltung.
Grünen-Generalsekretärin Olga Voglauer schickte kurzerhand eine Korrektur der Pressemeldung von Samstag aus, in welcher der Name Hans Peter Doskozil durch Andreas Babler als neuer Parteichef ersetzt wurde.
Klaus Herrmann, Geschäftsführender Chefredakteur der Kronen Zeitung, fragt: Hat sich die SPÖ mit monatelangem Anlauf am Montag endgültig abgefackelt? Hat es so etwas jemals gegeben? Claus Pandi, Chefredakteur der Salzburg-„Krone“, fragt: „Wer soll eine Partei wählen, die nicht einmal ihren eigenen Vorsitzenden sauber wählen kann?“
„Größtmögliche Peinlichkeit“
Ex-SPÖ-Politiker und Josef Kalina erklärte: „Es ist die größtmögliche Peinlichkeit, die da passiert ist. Eine Wahlkommission, die beim Zusammenzählen von zwei Summen auf kein stimmiges Ergebnis kommt, ist alleine schon eine Unfassbarkeit.“ „Stell dir vor, du bist die Person, die das Ergebnis vertauscht hat“, so Falter-Chefredakteur Florian Klenk.
Häme vom politischen Mitbewerb
„Wer keine Wahlen organisieren kann, wird auch keine gewinnen“, meinte NEOS-Generalsekretär Douglas Hoyos via Twitter. Für die Neos habe sich die SPÖ mit der Auszählungspanne „völlig disqualifiziert“. Meinl-Reisinger wunderte sich über das Bild, das die „Altpartei SPÖ“ derzeit abgebe. „Wie kann die SPÖ erwarten, dass man ihr ein Land anvertraut, wenn sie nicht einmal in der Lage ist, intern eine Wahl zu organisieren.“
„Mitgliederbefragung nochmal überprüfen“
„Bei einer Wahlkommission, die daran scheitert, 602 Stimmzettel korrekt zu zählen und zuzuordnen, sollte man ev. auch das Ergebnis der Mitgliederbefragung nochmal überprüfen. Vielleicht hat ja in Wahrheit Rendi-Wagner mit absoluter Mehrheit gewonnen? Oder doch die Giraffe?“, äußert sich ORF-Anchor Armin Wolf zum Super-GAU.
Ludwig sichert Babler „volle Unterstützung“ zu
Der Wiener Bürgermeister und SPÖ-Landesparteivorsitzende Michael Ludwig hat dem nun doch zum Bundesparteichef gekürten Andreas Babler hingegen via Twitter herzlich gratuliert: „Er ist ein engagierter, dynamischer Sozialdemokrat und neuer Bundesparteivorsitzender der SPÖ. Er hat unsere volle Unterstützung!“ Man trete für soziale Gerechtigkeit und ein „solidarisches Miteinander in unserer Gesellschaft“ ein. Zu den Hintergründen äußerte sich Ludwig nicht.
Kickl: „Bild ohnehin für jeden erkennbar desaströs“
Nicht an der Häme beteiligen will sich nach eigenem Bekunden FPÖ-Chef Herbert Kickl. Das in der Öffentlichkeit entstandene Bild sei „ohnehin für jeden erkennbar desaströs“. Kickl fürchtet einen Schaden und schweren Vertrauensverlust weit über die SPÖ hinaus.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.