„Krone“-Kommentar

SPÖ-Katastrophenfeuer: Babler droht zu verglühen

Kolumnen
05.06.2023 17:37

Man fragt sich, man fragt sich so vieles: Hat sich die SPÖ mit monatelangem Anlauf am Montag endgültig abgefackelt? Hat es so etwas jemals gegeben? Nicht der am Parteitag als neuer Parteichef verkündete Hans Peter Doskozil wurde von den Delegierten gewählt, sondern sein Herausforderer Andreas Babler. Es war ein Zahlensturz! In Wahrheit 317 Stimmen für Babler, 280 für Doskozil. Was für eine Peinlichkeit, was für ein Absturz.

Da hatte man kürzlich noch gedacht, die eineinhalbwöchige Auszählung der Stimmen aus der Mitgliederbefragung sei die größte Peinlichkeit. Nein, die SPÖ übertrifft sich selbst - sie ist nicht in der Lage, 602 Stimmen richtig auszuzählen. Oder das Ergebnis richtig einzuordnen.

Doskozil zeigte in seiner sicher bittersten politischen Stunde Größe
Die Ankündigungen Doskozils, die Interviews - alles für den Mistkübel. Und doch: Einen glänzenden Auftritt lieferte die tragischste politische Figur des Jahres noch. Hans Peter Doskozil zeigte in seiner sicher bittersten politischen Stunde Größe. Am Ergebnis sei nicht zu rütteln, er gratulierte Babler, appellierte an alle, man müsse sich jetzt zusammenreißen, um nächstes Jahr Wahlen zu gewinnen.

Wer? Die SPÖ? Aus heutiger Sicht: niemals, nie wieder. Aber andererseits werden die Halbwertszeiten, in denen positive wie negative Ereignisse vergessen sind, auch immer kürzer. Wenn Andreas Babler das Feuer, das er beim Parteitag entfachte, das ihm mit zwei Tagen Verspätung auch offiziell den Sieg brachte, in seiner Partei und in der Bevölkerung weiter entfachen kann, dann hat er Chancen.

Doch derzeit ist Feuer am Dach. Ein Katastrophenfeuer, das nur schwer zu löschen sein wird. Nach der Jahrhundertblamage der SPÖ an diesem Montag ist die Aussicht, dass Babler und „seine“ SPÖ verglühen, das wahrscheinlichste Szenario.

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