Das Team rund um ÖOC-Boss Karl Stoss und die Truppe rund um den entmachteten Wahlausschuss liegen weiterhin im Clinch. Eine außerordentliche Hauptversammlung soll nun Lösungen bringen.
Zwischen dem Büro des Österreichischen Olympischen Komitees (ÖOC) und dem Restaurant „Klein Steiermark“ liegen eigentlich nur wenige hundert Meter. Die Inhalte, die an den beiden Wiener Schauplätzen am Montagnachmittag unmittelbar hintereinander dargestellt wurden, liegen jedoch gefühlt Welten auseinander. Und stellten unter Beweis, wie weit die beiden Lager voneinander entfernt sind. Prinzipiell geht es darum, dass in diesem Jahr ein neuer Vorstand für Österreichs Olympia-Familie gewählt werden muss. Dafür wurde vom aktuellen ÖOC-Vorstand rund um Präsident Karl Stoss ein Wahlausschuss eingesetzt. Der jedoch nach getaner Arbeit von eben diesem Vorstand wieder abgesetzt worden ist - aus Misstrauensgründen, weil der Wahlvorschlag vorab in Medien aufgetaucht war.
Den Anfang, um die durchaus komplexe, aktuelle Sachlage darzustellen, machte am Montag im ÖOC-Büro Karl Stoss. Österreichs Olympia-Boss, der seit 14 Jahren im Amt ist. Der sich mit reichlich Schlamm von der Gegenüberseite konfrontiert sieht - es als „infame Unterstellung“ bezeichnet, dass er sich finanziell bereichert haben soll. „Ich habe noch nie Geld genommen, zahle meine Flüge selbst, mache alles ehrenamtlich.“ Trotz aller aktuellen Mühseligkeiten ist er bereit, zwei weitere Jahre Präsident zu sein. Quasi einen sanften Übergang in die Zeit nach seiner Ära mitgestalten möchte. Dem allerdings - abgesehen vom Misstrauen - der vom Wahlausschuss vorgelegte Vorschlag für Präsidium und Vorstand (insgesamt zwölf Personen) nicht ganz schmeckte. Vor allem die Art und Weise, wie (nicht) mit ihm kommuniziert wurde, wie man ihn vor vollendete Tatsachen stellen wollte. „Ich weiß, dass das kein Wunschkonzert ist. Aber prinzipiell macht es doch Sinn, wenn die Leute, die im Präsidium eng zusammenarbeiten, eine Vertrauensbasis haben. Friss oder stirb war irgendwie das Motto, wie mir dieser Vorschlag präsentiert wurde. Oder schleich dich“, fand Stoss deutliche Worte. Dass verdiente Größen wie Sissy Max-Theurer oder Markus Prock „ausgemustert“ werden sollten, findet Stoss in dieser Art und Weise auch nicht angemessen. Persönliche Interessen, Machtgeilheit („Welche Macht? Wir nominieren Sportler, die sich durch Leistung ohnehin selbst aufstellen“) oder eine Sesselkleber-Mentalität wischt Stoss vom Tisch. Als IOC-Mitglied sei er ohnehin automatisch im ÖOC-Vorstand. Ihm gehe es ausschließlich darum, der Olympia-Familie zu dienen. „Wir stehen sportlich und wirtschaftlich so gut wie noch nie da.“
Die Gegenseite traf sich am Montag im Lokal „Klein Steiermark“. Eine Gruppierung, der u.a. Robert Fiegl (Golfverband), Gerald Martens (Basketball), Arno Pajek (Schwimmen) und Fritz Manseder (Turnen) angehören. „Eigentlich schwelt der Konflikt seit dem Jahr 2020“, sagt Golf-Boss Fiegl. Seitdem stellt man die Statuten, Strukturen im ÖOC infrage. Fühlt sich jedoch nicht ernst genommen. Nun, mit der Absetzung des Wahlausschusses, wurde nach Ansicht der „Revoluzzer“ eine Grenze von der aktuellen ÖOC-Führung überschritten. Deshalb berief man auch eine außerordentliche ÖOC-Hauptversammlung ein. Die bis spätestens 3. Juli auszutragen ist. Und für die in den kommenden beiden Wochen wohl jede Menge Anträge formuliert und eingebracht werden.
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