Die Auszählungspanne rund um den SPÖ-Parteivorsitz hat auch international für Verwunderung und Spott gesorgt. Einig sind sich die politischen Beobachter ausländischer Zeitungen in einem allemal: Die österreichische Innenpolitik wird nie langweilig! Neben all dem Spott wird aber auch gewarnt: „Dieses Operettenniveau lässt das Misstrauen gegen die demokratische Mitte wuchern.“
Diese Warnung sprach die Online-Ausgabe des deutschen „Spiegel“ aus und findet die Ereignisse der letzten Tage gar nicht lustig. „Nein, lustig ist an dieser folgenreichen Schluderei nichts, sie kann gefährliche Folgen nach sich ziehen“, heißt es in einer Analyse, in der die Sozialdemokraten mit einer Satirepartei verglichen werden: „Wie wollen die Sozialdemokraten das Land führen, wenn sie schon an einem simplen Wahlvorgang mit ein paar Hundert Stimmen scheitern? Wer sich selbst lächerlich macht, wird nicht gewählt.“
Für die „Süddeutsche Zeitung“ ist nach dem Ibiza-Skandal und den Korruptionsermittlungen gegen Ex-Kanzler Sebastian Kurz nun eine neue Schlagzeile hinzugekommen: „Die österreichischen Sozialdemokraten haben am vergangenen Samstag auf ihrem außerordentlichen Parteitag den falschen Parteichef gekürt.“ Die „SZ“ macht neben Andreas Babler weitere „Überraschungssieger“ aus: „All jene, die Babler unterstützt hatten, darunter die Wiener SPÖ, die Gewerkschaften, die SP-Frauen, dürften nun jubeln. Und auch die etwa 10.000 neuen Mitglieder, die mutmaßlich wegen des Traiskirchners in die Partei eingetreten sind."
In der Schweiz wird die von „Krone“-Wien-Ressortleiter Michael Pommer bei der SPÖ angemeldete Schönbrunner Giraffe aufgegriffen und in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vermeldet: „Die SPÖ macht sich zur Giraffe“. Vielleicht hätte die SPÖ einfach die Giraffe aus dem Zoo Schönbrunn wählen sollen, die ein findiger Journalist vor einigen Wochen für die Kandidatenliste angemeldet hatte. Jedenfalls hätte sie kaum mehr Spott geerntet, als sie nun dafür erhält, am Samstag den Falschen zum Vorsitzenden gekürt zu haben."
Die „Bild“-Zeitung schrieb kurz und knapp, aber mit viel Häme: „Wie dÖSIg sind die denn?“
Das „St. Gallener Tagblatt“ beschreibt die chaotischen Zustände bei den Sozialdemokraten so: „Dass Österreichs wirrem innenpolitischen Leben noch ein Krönchen aufgesetzt werden könnte, schien eigentlich kaum zu glauben. Bis zum Montag. Erst am Samstag hatte die sozialdemokratische SPÖ auf ihrem Parteitag nach zähem Ringen, Gepolter und Intrigen einen neuen Parteichef gekürt: Hans Peter Doskozil, Landeshauptmann des Burgenlandes. Am Montag jedoch nahm die Geschichte eine dramatische Wende.“
Eine „historische“ Leistung sieht die „Passauer Neue Presse“: „Die glücklose SPÖ, unter Wählerschwindsucht leidend und kein Rezept dagegen findend, hat Historisches vollbracht und bei der Wahl ihres Parteichefs die Stimmen vertauscht. Am Wochenende rief sie Hans Peter Doskozil zum neuen Vorsitzenden aus, gestern hieß es: Hoppala, da ist uns ein kleiner Irrtum unterlaufen. Gewonnen hat nicht Doskozil, sondern der Zweitplatzierte Andreas Babler.“
„Washington Post“ und der Excel-Fehler in Schottland
Doch das Thema hat es auch weit über den Atlantik geschafft. So informierte die renommierte „Washington Post“ seine Leser ebenfalls über die Vorkommnisse in der Alpenrepublik. Unter Schlagzeile „Excel-Fehler ließ österreichische Partei den falschen Vorsitzenden verkünden“ weist die US-Tageszeitung aber auch darauf hin, dass es im Jahr 2007 in Schottland bei Parlamentswahlen zu einem ähnlichen Vorfall gekommen war. Dort wurde aber eine falsch interpretierte Excel-Datei noch in allerletzter Sekunde korrigiert. Somit wurde die Verkündung eines falschen Siegers vermieden.
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