Heute ist Vatertag. Das heißt, ich muss auch heute nicht kochen und übertriebenen haushaltlichen Pflichten nachkommen, andererseits krieg ich auch heute kein Frühstück ans Bett und kein Gedicht vorgetragen und wohl auch keine Blumen. Meine Kinder lieben mich hoffentlich noch wie gestern, ich meinen Papa auch und der Tag wird recht unbemerkt durchs Land ziehen. Und genau das ist das Problem. Heute ist immerhin Vatertag bittesehr!
Es stimmt schon, der in Österreich seit 1955 begangene Tag ist eine Trotzreaktion auf den schon 31 Jahre zuvor eingeführten Muttertag. Mit dem er es nie wirklich aufnehmen konnte. Das sieht man schon am Termin. Während der Muttertag fast weltweit zur gleichen Zeit stattfindet, wird der Vatertag lieblos durchs ganze Jahr geschupft.
In Serbien findet er im Jänner statt, in Italien und Portugal tun sie es im März, in Estland und Finnland hat man ihn im November untergebracht, in Bulgarien und Thailand fand sich im Dezember ein Termin. So baut man keine Marke auf. Hübsch ist es immerhin in Australien und Neuseeland, wo der Vatertag am 2. Sonntag im September stattfindet und dort gleichzeitig Frühlingsbeginn ist.
Durch sein Schattendasein stellt den Vatertag aber auch keiner in Frage, während manche Frauen an ihrem Muttertag herumnörgeln. Nicht mehr zeitgemäß, bedient nicht mehr aktuelle Frauenbilder und Rollenklischees, auf einen Tag im Jahr Dank können wir auch verzichten und so. Das würde Männern im Traum nicht einfallen, den eigenen Jubeltag zu hinterfragen. Uns doch egal, wofür wir gefeiert, gehuldigt und verwöhnt werden, da machen wir niemandem Vorschriften.
Auch eine etwas stereotype Geschenkeauswahl nehmen wir da recht stoisch gelassen hin. Krawatten, Bierkrüge und Werkzeugkästen sind die meistgekauften Geschenke. Nehmen wir alles, egal ob wir Anzüge tragen, saufen oder handwerken.
Eine interessante Lösung haben die Deutschen gefunden. Die müssen sich den Vatertag zwar mit Jesus Christus teilen, weil er an Christi Himmelfahrt begangen wird, dafür wartet man aber erst gar nicht groß, was so daherkommt oder nicht.
Vielerorts heißt der Vatertag dort auch Herrentag und unter dem gutdeutschen Motto „weg von Muttern“, ziehen die Herren los und machen ordentlich einen drauf. Nach der ziemlich genialen Devise: „Wenn uns sonst keiner feiert, feiern wir uns eben selbst“. Einen schönen Vatertag!
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