Erster möchte er werden, das haben wir von Andreas Babler in den vergangenen Tagen mehrfach gehört. Erster in der SPÖ ist er nach einer höchst schmerzhaften Zangengeburt mittlerweile. Aber die SPÖ mit ihm an der Spitze die stärkste Partei, der Traiskirchner Bürgermeister Bundeskanzler der Republik? Wie realistisch kann das sein? Was sagen Meinungsforscher? Peter Hajek erinnert an 1997, als Wolfgang Schüssel am Parteitag verkündete „mit eurer Hilfe will ich Kanzler werden“ - damals sei er belächelt worden. Drei Jahre später saß er tatsächlich im Kanzleramt und gewann als regierender Kanzler auch die nächste Wahl fulminant. Meinungsforscher Christoph Haselmayer wiederum erinnert daran, dass man Herbert Kickl noch vor kurzem nachsagte, er werde nie an die Erfolge von Heinz-Christian Strache anschließen können. Und jetzt führt er mit der FPÖ in allen Umfragen. Leicht wird es für Babler natürlich nicht: am linken Rand, an dem er sich wohlfühlt, ist es eng - er muss Stimmen von den Grünen und von potenziellen Wählern von KPÖ und Bierpartei holen. Und vor allem, worauf Hajek hinweist: Wenn er die SPÖ in Richtung 30 Prozent führen will, werde er sich bei manchen Themen mittiger positionieren müssen. Von der linken Spur Richtung Mitte ziehen - da wird sich Babler schwer tun.
Richtung Mitte. Während bei Babler unsicher ist, ob er von links in die Mitte lenken kann oder das überhaupt will, senden manche in der Volkspartei angesichts der Vorgänge samt Umorientierung bei der SPÖ nun Signale Richtung Mitte aus. Man hat sich in den vergangenen Jahren seit dem Richtungswechsel unter Sebastian Kurz zwar deutlich rechts festgesetzt. Sieht dort aber mittlerweile die Felle Richtung FPÖ davonschwimmen. Wenn sich nun andererseits die SPÖ deutlich linker als zuletzt präsentiert - dann bliebe in der breiten Mitte ein großes Feld für die ÖVP, so das Kalkül. Aber dazu muss man sich zweierlei fragen: Schafft es die ÖVP überhaupt noch, in die Mitte zu lenken (und will sie das wirklich)? Und zweitens: Ist die sogenannte „breite Mitte“ überhaupt noch breit? Viele Anzeichen, vor allem Wahlergebnisse lassen schließen, dass sich immer mehr Österreicher an die Ränder verflüchtigen. Allerdings fragen wir da nach Henne und Ei: Was war zuerst? Haben sich die Wähler nach außen orientiert, weil sie dort ein so viel attraktiveres Angebot sehen? Oder haben sie sich aus der Mitte verabschiedet, weil dort das Angebot immer dünner wurde? Mit dieser Thematik setzt sich auch Claus Pándi in seinem Kommentar in der Montags-„Krone“ auseinander. Er meint, dass die „seit dem unrühmlichen Abgang von Sebastian Kurz um ihre Identität ringende ÖVP“ ihre Chance erkannt habe. Sollte sich die ÖVP auf seriöse Debatten einlassen, dann käme, glaubt Pándi, „wieder Leben in die gesellschaftliche Mitte“, wo letztlich auch die SPÖ wieder landen sollte. Na, dann wollen wir zur Abwechslung einmal guter Hoffnung sein.
Kommen Sie gut durch den Montag!
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