William Kentridges Musiktheater „Sibyl“ im Rahmen der Wiener Festwochen zu Gast im MuseumsQuartier.
So endet also ein Jahr vor der Zeit die unmaßgebliche Festwochenintendanz Christophe Slagmuylders: mit einem ansprechenden Gebilde aus Tiefsinn und Nichtigkeit, esoterischer Bilderflut und politischem Manifest. Der Südafrikaner William Kentridge ist ein Meister des Animationsfilms, jedes der Aberhunderten Bilder ist von Hand gezeichnet. Derart plastisch und sprechend sind die so entstehenden Sequenzen, dass ihre Verwandlung in Performance, sogar in klassisches Opernhandwerk („Wozzeck“ in Salzburg) der logische nächste Schritt ist.
Im MuseumsQuartier sieht man zunächst auf der bühnenhohen Leinwand dem Werden der Bilder unter der Hand des Meisters zu. Davor nimmt ein Sängerquartett Aufstellung. Es wird sich im zweiten Teil zur furiosen neunköpfigen Gesangs-, Tanz- und Performance-Gruppe erweitern und mit minimalistischer Klavierbegleitung William Kentridges visionäre Meditationen zu den Themen Versklavung und Selbstbestimmung umsetzen. Menschen verschwinden in Bildern, Bilder materialisieren sich zu lebenden Tableaus. Das musikalische Spektrum reicht von Ritualgesängen der Bantu bis zum Spiritual. Länger als die 85 Minuten hätte es allerdings nicht dauern dürfen, der Eso-Schwulst winkte schon dezent von der Seitenbühne.
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