Der Pleitegeier zieht weiter seine Kreise über der Steiermark: 283 steirische Betriebe sind im ersten Halbjahr 2023 in die Insolvenz geschlittert - rund 15 Prozent mehr als im Vorjahresvergleich. Am meisten Pleiten gab es in der Bauwirtschaft. Privatkonkurse sind hingegen wider Erwarten gesunken.
Laut aktueller Hochrechnung des Kreditschutzverbandes (KSV) 1870 hat sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in der Steiermark Monat für Monat erhöht. Im ersten Halbjahr 2023 gingen 283 Firmen pleite, das bedeutet im Vergleich zum ersten Halbjahr 2022 einen Anstieg von rund 15 Prozent. Im Vergleich zum letzten „Vor-Corona-Jahr“ 2019 sind die Insolvenzen um 2,2 Prozent gestiegen.
Die Passiva hingegen fallen deutlich geringer aus als im Vorjahr, Firmenpleiten werden kleinteiliger. Bislang wurden heuer 73 Millionen Euro an geschätzten Verbindlichkeiten einer Regulierung zugeführt, um 28 Prozent weniger als im Vorjahr.
Bauwirtschaft am stärksten betroffen
Die meisten Pleiten hat es heuer in der Bauwirtschaft gegeben, knapp dahinter folgen der Handel, Kfz-Betriebe und die Gastro. Was den Kreditschützern Sorge bereitet: Die mangels Kostendeckung nicht eröffneten Fälle sind um knapp 16 Prozent auf 95 Fälle gestiegen. Denn jede Insolvenz ohne Verfahren würde bedeuten, dass keine geordnete Aufnahme der Schulden, keine Prüfung auf Anfechtbarkeiten, keine gleichmäßige Gläubigerbefriedigung und keine Analyse hinsichtlich strafbarer Handlungen erfolgt.
„Wir brauchen daher gesetzliche Rahmenbedingungen, die eine durchgängige Eröffnung der Insolvenzen ermöglichen. In Summe würde es dadurch zu weniger Ausfällen für Gläubiger, mehr Sanierungen und weniger Arbeitsplatzverlusten kommen“, sagt René Jonke, Leiter KSV1870 Region Süd. Bis Jahresende rechnet der KSV mit bis zu 550 Firmenpleiten in der Steiermark.
Weniger Privatkonkurse
Entgegen der Erwartungen - Stichwort Teuerung - sind die Privatkonkurse in der Steiermark im ersten Halbjahr um fast 15 Prozent auf 514 Fälle gesunken. „Auch wenn der aktuelle Rückgang das Bild täuscht, braucht es zielgerichtete Lösungen, um die Menschen in der Steiermark nachhaltig zu entlasten. Vor allem für jene Menschen, die bereits vor der Teuerungswelle Probleme hatten, finanziell über die Runden zu kommen. Andernfalls wird die Zahl der Privatkonkurse wieder deutlich steigen“, erklärt KSV-Süd_Leiter René Jonke. Im bundesweiten Schnitt sind die Privatkonkurse hingegen gestiegen.
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