Feste Ohrfeige für den heimischen Umwelt- und Naturschutz: Die Enwa GmbH – ein Konglomerat aus den Stadtwerken Judenburg, der Envesta (Stift Admont) und der Energie Steiermark – will in St. Michael ein großes Murkraftwerk bauen. Und das ausgerechnet in einem Natura-2000-Gebiet. Der Skandal ist vorprogrammiert.
"Ein Tabubruch!", wettert Markus Ehrenpaar, Chef des steirischen Naturschutzbundes. Auch Obmann Johannes Gepp ist schockiert: "Geht das Projekt durch, wird in der Steiermark ein Präzedenzfall geschaffen. Wenn sogar in einem Schutzgebiet ein Kraftwerk errichtet werden darf, öffnet man der Energiewirtschaft Tür und Tor für weitere Projekte."
UVP erst ab zehn Megawatt Leistung nötig
Damit man sich in etwa die Dimensionen vorstellen kann: Ein weiteres in Graz geplantes Kraftwerk wird bei einer Leistung von 16,3 Megawatt künftig 20.000 Haushalte mit Strom versorgen, in St. Michael soll die Anlage immerhin noch stolze 9,5 Megawatt Energie erbringen. Dennoch ist die Leistung gerade noch zu gering, um das Projekt einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterziehen zu müssen – der Schwellenwert liegt bei zehn Megawatt. Lediglich eine naturschutz- und eine wasserrechtliche Bewilligung (Verfahren am 12. Dezember) werden benötigt. NGOs haben somit keine Parteienstellung.
Auswirkungen auf Umwelt "so gering wie möglich halten"
Wolfgang Missethon, Sprecher der Projektwerber, kalmiert: "Wir sind sehr bemüht, die Auswirkungen auf die Ökologie so gering wie möglich zu halten." Bürgermeister Heinz Jungwirth kann die Aufregung nicht verstehen: "Der Hochwasserschutz wird im Zuge des Baus verbessert, zudem kann das Areal künftig touristisch genutzt werden. Es sollen neue Rad- und Spazierwege errichtet werden."
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