Nach Tod von Bursche
Krawalle in Frankreich greifen auf Belgien über
In der dritten Nacht in Folge hat es Krawalle im Großraum Paris und weiteren Städten in Frankreich gegeben. Auslöser ist der Tod eines 17 Jahre alten Burschen - er war bei einer Polizeikontrolle erschossen worden. 40.000 Polizisten waren in der Nacht auf Freitag landesweit mobilisiert, um die Gewalt einzudämmen. Auch im benachbarten Belgien kam es in der Nacht zu Zusammenstößen zwischen Polizei und protestierenden Jugendlichen.
In etlichen französischen Städten kamen Donnerstagnacht Spezialkräfte und Hubschrauber zum Einsatz, es gab mindestens 420 Festnahmen, davon 242 im Großraum Paris. „Die Antwort des Staates muss äußerst entschlossen sein“, sagte Innenminister Gérald Darmanin in der nördlichen Stadt Mons-en-Baroeul, wo mehrere städtische Gebäude in Brand gesetzt worden waren. In der Region Paris fahren seit Donnerstagabend keine Busse und Straßenbahnen mehr, im acht Kilometer vom Pariser Stadtzentrum entfernten Clamart gilt eine nächtliche Ausgangssperre bis Montag.
In Nanterre bei Paris, wo der 17-Jährige am Dienstag ums Leben gekommen war, wurde am Donnerstagabend eine Bankfiliale in Brand gesetzt, wobei die Flammen auf ein darüber gelegenes Wohngebäude übergriffen. Die Feuerwehr löschte den Brand, ohne dass Menschen zu Schaden kamen.
Polizisten mit Molotowcocktails beworfen
Im Anschluss an einen Trauermarsch für den erschossenen Jugendlichen in Nanterre mit rund 6000 Teilnehmern gab es dort am Donnerstagabend bereits Auseinandersetzungen zwischen Protestierenden und der Polizei. Die Beamten wurden mit Molotowcocktails beworfen, die Polizei überwachte die Lage mit Hubschraubern und zog Spezialkräfte zusammen, 19 Menschen wurden festgenommen. In der Hafenstadt Marseille gerieten Hunderte Protestierende mit der Polizei aneinander, Geschäfte wurden geplündert und 14 Menschen festgenommen.
In Lille, Lyon und in Bordeaux kamen Spezialeinheiten der Polizei zum Einsatz. In Grenoble wurde ein Bus mit Feuerwerkskörpern beschossen. Die Beschäftigten der Verkehrsbetriebe legten daraufhin die Arbeit nieder.
Brände und Randale auch in Brüssel
Unterdessen ist es auch in Belgiens Hauptstadt Brüssel zu Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und Ordnungskräften gekommen. Etwa 30 Menschen wurden festgenommen, ein Großteil von ihnen waren Minderjährige. Jugendliche hätten sich ein Katz-und-Maus-Spiel mit den Ordnungskräften geliefert und es habe mehrere Brände gegeben, erklärte die Polizei. Wie die Brüsseler Verkehrsgesellschaft mitteilte, wurde ein Teil des öffentlichen Personennahverkehrs eingestellt.
Belgische Medien zeigten Bilder eines brennenden Autos und von Polizisten in Kampfmontur. Laut Polizei hatten Jugendliche am Donnerstag in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, sich als Reaktion auf den Tod des 17-Jährigen in Frankreich zu versammeln. Spannungen gab es vor allem rund um das zentral gelegene Stadtviertel Anneessens.
Staatsanwaltschaft: Einsatz von Waffe nicht gerechtfertigt
Eine Motorradstreife hatte den 17-Jährigen Dienstagfrüh in Nanterre am Steuer eines Autos gestoppt. Als der junge Mann plötzlich anfuhr, fiel der tödliche Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Gegen den Beamten wurde am Donnerstag ein förmliches Ermittlungsverfahren wegen Totschlags eingeleitet, er kam in Untersuchungshaft. Der Einsatz der Waffe bei der Kontrolle war nicht gerechtfertigt, hieß es von der Staatsanwaltschaft.
Wie der Anwalt des inhaftierten Polizisten dem Sender BFMTV sagte, bedauere der Beamte den Schuss auf den Jugendlichen. Er habe sich bei dessen Familie entschuldigt. „Er ist am Boden zerstört. Er steht nicht morgens auf, um Menschen zu töten. Er wollte nicht töten.“ Die Mutter des erschossenen Jugendlichen sagte unterdessen dem Sender France 5: „Ich bin nicht auf die Polizei sauer, ich bin auf eine Person sauer: denjenigen, der meinem Sohn das Leben genommen hat.“
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