Was ist noch normal? Die Zeiten, als die ÖVP aus St. Pölten gesteuert wurde - die sind spätestens seit Johanna Mikl-Leitners Wahlniederlage im Jänner vorbei. Ein Machtzentrum der Volkspartei bleibt Niederösterreich allemal, trotz herber Verluste liegt sie nur im kleinen Vorarlberg besser als im Land um Wien. Mikl-Leitner, zunächst schwer gezeichnet vom Absturz und der folgenden Koalitionsbildung mit den bis dahin mehr als ungeliebten Blauen, meldete sich in der abgelaufenen Woche in der „Krone“ mit deutlichen Worten: Es bestätige sich ihr Eindruck, wonach sich mehr und mehr Menschen von der Politik zu wenig verstanden fühlen. Vor allem: Die Interessen der breiten Mitte der Gesellschaft kämen in der politischen Debatte zu kurz. Die Mitte - sie fühlt sich vernachlässigt. Nicht nur in Österreich. Wie vernahm man es kürzlich bei einer Straßenumfrage nach der ersten Wahl eines rechten AfD-Kandidaten zum Landrat im ostdeutschen Thüringen? „Es muss sich halt was ändern - egal, in welche Richtung“, sagte eine Frau auf Ö1. Egal, in welche Richtung! Wir haben es zuletzt bei allen Landtagswahlen erlebt: Die Wähler strömen an die äußeren Ränder nach rechts und links. Mikl-Leitner will künftig mehr für „die schweigende Mehrheit“ tun, Politik machen für die Gruppe der „Normaldenkenden“. Allerdings: Unter „normal“ versteht längst jeder etwas anderes. Der Ober-Grüne Werner Kogler hält im „profil“ die Mikl-Leitner-Aussage, sie vertrete bei Klima und Gendern die Normaldenkenden, gar für „brandgefährlich“ und „präfaschistoid“. Ja, was ist heute noch normal?
„Landpomeranzn“ und ihr Haberer. Wie geht es fünf Wochen nach dem Super-GAU in der SPÖ jener Frau, die dafür hauptverantwortlich war? Michaele Grubesa, Vorsitzende der Wahlkommission, die zunächst Hans Peter Doskozil zum neuen Parteivorsitzenden erklärt hatte und zwei Tage später eingestehen musste, dass man sich bei der Auszählung der knapp 600 Stimmen vertan hatte, nimmt dazu im Sonntags-Interview in der „Krone“ erstmals umfassend Stellung - nachdem mittlerweile auch anonym Betrugsanzeige gegen die steirische SPÖ-Landtagsabgeordnete erstattet wurde. „Einerseits wird mir vorgeworfen, ich könnte nicht bis 600 zählen, andererseits soll ich aber 18 Menschen manipuliert haben, die Stimmen zu vertauschen. Auch das ist verrückt!“, sagt sie Conny Bischofberger im Interview. Und verschweigt auch nicht, wie sie seither beschimpft wird. Man schimpfe sie „Dumme Kuh“, wobei Grubesa meint, dass „dumm“ dabei noch der freundlichste Ausdruck sei. Bischofberger spricht auch Grubesas persönlichen Hintergrund an - sie ist mit Ex-Parteigeschäftsführer Max Lercher, dem wichtigsten Unterstützer Hans Peter Doskozils im Kampf um die Parteispitze, liiert. Befangenheit habe sie bei ihrem Amt als Wahlkommissionsleiterin dennoch keine gesehen. Sie sei „bestimmt niemand, der den Konflikt scheut, wenn er mich selbst betrifft“ sagt sie zu den Reaktionen. In Zusammenhang mit Lercher fragt sie sich nun: „Aber warum wird er mit mir ausgetragen, wenn doch ein anderer gemeint ist? Wenn man ein Problem mit einem Haberer hat, dann sollte man es auch mit dem Haberer ausdiskutieren.“ Der Haberer, das ist ihr Lebensgefährte. So redet man, wenn man eine - laut Eigendefinition - „Landpomeranzn“ ist.
Kommen Sie gut durch den Sonntag!
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