Unser Gesundheitssystem ist bekanntlich überlastet, viele gehen - vor allem bei kleineren Leiden - seltener zum Arzt, wie eine Umfrage von krone.at ergeben hat. Der Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) forderte eine große Gesundheitsreform. Denn anders sei das Problem nicht in den Griff zu kriegen.
Laut OSZE-Statistik liegt die Alpenrepublik im Gesundheitsbereich im Durchschnitt. Das sei ihm zu wenig, meinte Hacker unverblümt. Das Absurde: Unser Land schraube bewusst Zahlen nach oben, indem man noch in Ausbildung befindliche Leute dazuzähle. Fakt sei: „Die Menschen finden keinen Arzt!“, wie er im Interview mit der ORF-„ZiB 2“ erklärte. Das Kernproblem ist laut Hacker, dass die Gesundheitsfinanzierung ihre Versprechen nicht halte und es zugleich zu wenig Nachwuchs gebe. Das Bevölkerungswachstum, Älterwerden und die Nachwirkungen der Pandemie würden das System zusätzlich belasten.
Hacker machte in der hitzigen Diskussion mit Moderatorin Marie-Claire Zimmermann auch darauf aufmerksam, dass jeder fünfte Patient in den Wiener Spitälern aus einem anderen Bundesland komme, weil die medizinische Versorgung in der Hauptstadt von „komplett anderer Qualität“ sei. Viel Druck mache zudem der Umstand, dass es immer weniger Kassenärzte gebe. „Wir kommen nicht zurecht“, meinte er ehrlich.
Mehr ernsthafte Schritte notwendig
Damit sich die Situation bessert, braucht es Hacker zufolge mehr ambulante und primäre Versorgungszentren. Dabei sei es wichtig, dass diese Strukturen auch am Wochenende geöffnet hätten und die Randzeiten abgedeckt würden. „Wir brauchen mehr ernsthafte Schritte, wir sind im Augenblick enttäuscht“, machte er seinem Ärger Luft.
Von Schuld will der Experte dabei nicht sprechen, auch ist er seinen Angaben nach nicht mit der Ärztekammer zerstritten. Verärgert bemerkte er aber, dass der Funktionär der Ärztekammer noch nie das Gespräch mit ihm gesucht hätte. „Die Ärztekammerfunktionäre wollen Radau schlagen und so kann es in der Wiener Ärztekammer nicht mehr weitergehen“, konstatierte er. Trotz allem versuche er nur, den Zustand zu erklären, so Hacker.
Prekäre Situation
Apropos Radau schlagen. Für eine Debatte im Studio sorgte auch die Nachricht eines Mitarbeiters, dass in einer Klinik in Ottakring zwischen acht und 20 Uhr erstmals kein verantwortlicher Oberarzt für die Notaufnahme gefunden werden konnte. Hacker tat diesen Umstand ab und meinte, dass der Direktor gewiss eine zeitgerechte Lösung finden würde. Auf „Krone“-Anfrage teilten Mitarbeiter der Klinik gegen 23 Uhr mit, dass der Dienst noch immer nicht besetzt sei: „Wir Ärzte sind keine Gruppe, die Radau schlagen will, sondern auf die prekäre Situation aufmerksam machen.“ Die Patienten könnten aber auf eine gute Versorgung am Freitag zählen.
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