Tiroler Lokale im Test

Gastropreise: „Darf es ein Kakao um 5,50 € sein?“

Tirol
23.07.2023 11:00

Die Inflation ist im Juni in Österreich erneut leicht gesunken. In vielen Kaffeehäusern, Restaurants und Bars spürt man davon nichts, wie ein Lokalaugenschein in der Tiroler Landeshauptstadt und in Schwaz zeigt.

Stolze 11,2 Prozent erreichte die Inflationsrate in Österreich im ersten Monat des Jahres. Bis Juni sank sie zwar auf acht Prozent, blieb mit diesem Wert jedoch weiterhin auf hohem Niveau. Wer sich am Wochenende gemütlich in einem Kaffeehaus, einem Restaurant oder einer Bar Kuchen, Kakao, Espresso und Co. gönnen möchte, der muss nach wie vor verhältnismäßig tief in die Geldtasche greifen. Ein paar Beispiele gefällig? Die „Tiroler Krone“ hat sich in Innsbruck und in Schwaz in insgesamt fünf Lokalen umgesehen.

„Darf es für das Kind ein Kakao mit Milch sein?“ Wer auf diese Frage beim griechischen Restaurant Posidonas in der Landeshauptstadt mit Ja antwortet, muss 5,50 Euro auf den Tisch legen.

Knapp 10 Euro für Kuchen samt Eis und Schlag
Für ein sogenanntes Galaktoboureko - einen Milch-Grieß-Strudel mit Vanilleeis und Schlag - müssen stolze 9,70 Euro investiert werden. 2,50 Euro verlangen die Betreiber für einen einfachen Espresso. Den Espresso gibt es sogar noch teurer. Und zwar im Testa Rossa beim Innsbrucker Hauptbahnhof. 2,90 Euro sind dafür zu bezahlen. Ein schwacher Trost: Diverse Sorten Tee sind mit 3,90 Euro noch wesentlich teurer. Reisende, die sich während des Wartens auf den nächsten Zug einen kleinen Snack gönnen möchten, müssen beispielsweise für einen Käse-Toast (ohne Schinken!) 4,50 Euro berappen. Mit Schinken wird es um 60 Cent teurer.

Am Stadtplatz in Schwaz sind Tee-Fans arm dran
Noch ein Blick in die Silberstadt Schwaz. Dort müssen Tee-Fans im Erbario beim Stadtplatz für die fünf verschiedenen Sorten jeweils 4,20 Euro „blechen“. Der Espresso reiht sich mit 2,60 Euro im Mittelfeld ein. Vergleichsweise günstig ist der Himmelhof. Einen Cappuccino gibt es für 3,50. Der kostet beim Griechen 4,20, beim Testa Rossa und Erbario jeweils 3,90 Euro. Dafür muss für die Nachspeise im Himmelhof auch eher tief in die Geldtasche gegriffen werden. Ein Minidessert (Espresso mit kleinem Schokomousse oder kleiner Panna cotta) kostet stolze 7,50 Euro.

Mit 2,40 Euro war der kleine Koffein-Kick im ParTerre neben der Innsbrucker Straße noch am günstigsten zu ersteigern. Über das 0,25-Liter-Bier, für das dort 3,40 Euro verlangt werden, sprechen wir an dieser Stelle lieber erst gar nicht.

Der Gasthof Himmelhof in der Silberstadt ist mit 3,50 Euro für einen Cappuccino deutlich günstiger als der Grieche in der Landeshauptstadt ... (Bild: Manuel Schwaiger)
Der Gasthof Himmelhof in der Silberstadt ist mit 3,50 Euro für einen Cappuccino deutlich günstiger als der Grieche in der Landeshauptstadt ...
... Dafür sind die Desserts nicht gerade billig. 7,50 Euro kostet das sogenannte Minidessert. (Bild: Manuel Schwaiger)
... Dafür sind die Desserts nicht gerade billig. 7,50 Euro kostet das sogenannte Minidessert.

Laut WK versuchen die Betriebe gegenzusteuern
Zur immer wieder aufkommenden Diskussion über die Preissteigerung in der Gastronomie hat der Fachverband in der WK Österreich schon vor einiger Zeit Stellung genommen. Darin hieß es, dass „die Preiserhöhungen sowohl bei Lebensmitteln als auch bei der Energie der Gastronomie stark zusetzen“. Rund 36 Prozent der Vorleistungen würden aus energieintensiven Branchen bezogen. Argumentiert wurde auch damit, dass „im Dezember die Preise von Nahrungsmitteln und alkoholfreien Getränken um 16,2 Prozent über dem Vorjahr lagen, bei Kaffee betrugen die Preissteigerungen von September 2021 bis September 2022 sogar 22 Prozent“. Die Betriebe würden jedoch „versuchen, gegenzusteuern“.

„Krone“-Kommentar: Inflation weiter deutlich zu hoch
 Zwei Dinge gleich vorweg. Erstens: Ich bin froh über jedes Gasthaus, jede Bar, jeden Imbissstand in Tirol. Das Wirtshaussterben im „Heiligen Land“ ist schließlich nicht erst seit gestern ein Problem für viele Dörfer. Zweitens: Die unter die Lupe genommenen Lokale sollen keineswegs schlecht hingestellt werden. Um in Zeiten der Teuerung zu überleben, müssen auch sie ihre Preise anpassen. Aber: Wenn der eine Wirt für einen Cappuccino „nur“ 3,50 Euro verlangt, der andere hingegen 4,20 Euro, muss schon die Frage erlaubt sein, ob hier etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Hier braucht es definitiv mehr Kontrolle, damit keine „Abzocke“ betrieben werden kann.

Gefordert ist aber auch die Politik. Diese muss schauen, dass die Inflation, die in der Eurozone bei nur 5,5 Prozent liegt, wieder spürbar nach unten geht. Sonst kostet der Capuccino bald überall 4,20 Euro und der Grieche in Innsbruck schraubt den Preis für seinen Kakao mit Milch auf sieben Euro hinauf. Nach der Politik sind die Wirte an der Reihe: Sie müssen ihre Preise, sobald es möglich ist, wieder auf ein normales Niveau senken. Ach ja: Bitte dann auch darauf schauen, dass ein und dasselbe Produkt nicht 70 Cent teurer ist. Danke!

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