Das erste Warenhaus nicht nur der Steiermark, sondern auch der gesamten k. u. k. Monarchie wurde im Jahr 1883 in Graz eröffnet. Kastner & Öhler besteht bis heute.
Die Gründung des ersten Warenhauses in Graz war mehr oder weniger einem Zufall geschuldet. Denn als Carl Kastner auf einer seiner Geschäftsreisen seinen Anschlusszug in Graz verpasste, unternahm er eine Erkundungstour durch die Stadt. Er erkannte das Potenzial der steirischen Kleinstadt mit damals rund 110.000 Einwohnern und mietete sofort ein frei stehendes Geschäftslokal in der Sackgasse 7. Es folgten Niederlassungen unter anderem in Olmütz, Prag, Brünn und in Agram, dem heutigen Zagreb.
Ideenreichtum gepaart mit Pioniergeist zeichnete die Zusammenarbeit der beiden Geschäftspartner Carl Kastner und Hermann Öhler aus. So führten sie 1885 als erstes Unternehmen in Mitteleuropa damals unübliche Festpreise ein. Eine Maßnahme, die es ihnen zwei Jahre später ermöglichte, einen Warenpostversand zu etablieren. Dafür wurden mehrsprachige Warenkataloge gedruckt und in die Donaumonarchie versandt.
1894 entschließen sich die beiden, weiter zu expandieren. Nach dem Kauf von angrenzenden Häusern in der Grazer Badgasse erfolgt der erste Geschäftsumbau. Der für die damalige Zeit spektakuläre und moderne Bau verfügte über offene Galerien, die über drei Stockwerke reichten und über Lifte erreichbar waren sowie über einen Innenhof mit Glasdach.
Knapp zwanzig Jahre später, von 1912 bis 1913, erfolgte in der zweiten Generation der nächste große Um- und Neubau. Es entstand ein architektonisches Meisterwerk, das zu einem der modernsten in ganz Europa zählte. Großzügige Treppenhäuser und Kundenlifte, eine hausinterne Rohrpostanlage, Lüftungs- und Eigenstromanlagen und sogar ein Erfrischungsraum mit Musik zeichneten die luxuriöse und moderne Innenausstattung aus. Das Zentrum und Herzstück war die reich verzierte „Große Halle“, gekrönt von einer bunten Glaskuppel.
Erste Rolltreppe der ganzen Steiermark
Der Vorreiterrolle blieb man treu: So wurde 1959 bei Kastner & Öhler die erste Rolltreppe der Steiermark in Betrieb genommen. Als eines der ersten Unternehmen führte man vor dem Ersten Weltkrieg Sozialleistungen für die rund 330 Mitarbeiter ein. Seit 1903 gab es eine betriebliche medizinische Versorgung, ab 1905 Urlaubsgeldzahlungen und ab 1906 die Sonntagsruhe.
Seit 1996 wird das Traditionsunternehmen mit Martin Wäg und Thomas Böck von einem vierköpfigen Vorstandsteam in bereits fünfter Generation geleitet, dem ein Familienrat zur Seite steht.
Freya Martin
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.