„Ich bin nicht zu alt“

32-Stunden-Woche ist für Pensionistin ganz normal

Oberösterreich
30.07.2023 11:20

Vier-Tage-Woche, Teilzeit arbeiten, aber voll verdienen - die Forderungen der Arbeitnehmer verlangen den Unternehmen enorme Flexibilität ab. Andere wiederum arbeiten, obwohl sie nicht mehr müssten: Ein Gespräch mit Christine Althaler (67) über ihren 32-Stunden-Job, den sie macht, um ihre Kinder zu unterstützen.

Die Waschmaschine im Lebenshilfe-Wohnhaus im Bäckermühlweg in Linz hat Christine Althaler schon Nerven gekostet: Ultramodern ist das Gerät, spielt jedes Stückerl und entwickelt manchmal ein Eigenleben. „Einmal hat die Maschine die Wäsche nicht mehr hergegeben. Da hab’ ich erst mal meine jungen Kolleginnen fragen müssen, was ich nun machen soll“, erzählt die 67-Jährige, die seit Mai zum Betreuerteam der Gruppe zwei gehört.

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Wir haben einen guten Mix im Team, neben Frau Althaler einige Kollegen, die auf die 60 zugehen.

(Bild: Markus Wenzel)

Victoria Baschinger, Leiterin des Lebenshilfe-Wohnhauses Linz-Bäckermühlweg

Dienstpläne, Tag- und Nachtdienste, Teamsitzungen - all das macht den Alltag der 32-Stunden-Woche der diplomierten Behindertenpädagogin aus, die eigentlich seit 2016 in Pension ist. Doch: Weil zwei ihrer vier Kinder noch in Ausbildung sind, sie diese beim Studium in Wien unterstützen will, bleibt ihr keine Wahl. Sie muss ihr Budget aufbessern.

„Notwendigkeit“
„Ich mache es gerne, aber es ist auch eine Notwendigkeit“, sagt Althaler, die seit ihrem Pensionsantritt immer gearbeitet hat: erst beim Verein Exit-sozial, später in der Gastronomie, dann war sie wieder im Sozialbereich tätig, allerdings oft nur befristet. Deshalb war sie im Winter wieder auf Jobsuche.

„Ich habe mich monatelang beworben, meist keine Antwort bekommen - ich denke, dass mein Alter bei Bewerbungen hinderlich war“, sagt Althaler. (Bild: Markus Wenzel)
„Ich habe mich monatelang beworben, meist keine Antwort bekommen - ich denke, dass mein Alter bei Bewerbungen hinderlich war“, sagt Althaler.

Fünf Monate hatte sich Althaler vergeblich bei verschiedenen Stellen beworben gehabt, ehe sie von der Lebenshilfe heute im Frühjahr rasch eine Antwort bekam. „Mein Alter war da gar kein Thema“, sagt sie, „ich bin doch auch nicht zu alt, um zu arbeiten.“

Dass der Fachkräftemangel in allen Bereichen immer spürbarer wird, war hilfreich: „Die Situation am Arbeitsmarkt ist mein Riesenglück.“ Trotzdem ist es die Realität, dass es für Ältere oft schwer ist, einen Job zu finden: „Das ist doch absurd“, ärgert sie sich. Das Arbeiten halte sie jung: „Jeder will doch auch gebraucht werden.“

13.300 Erwerbstätige waren im Vorjahr in Oberösterreich 65 Jahre und älter. (Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)
13.300 Erwerbstätige waren im Vorjahr in Oberösterreich 65 Jahre und älter.

Ministerien am Zug: „Höchste Zeit für Ergebnisse“
Beim bestehenden Arbeitgeber ein neues Arbeitsverhältnis eingehen oder bei einer anderen Firma anpacken; keine Lohnsteuer zahlen, nur Sozialversicherungsbeiträge leisten - für diese Idee, mit der Pensionisten weiter im Arbeitsleben gehalten werden sollen, hatten sich in Oberösterreich Stefan Pierer, Präsident der Industriellenvereinigung, Doris Hummer von der Wirtschaftskammer und auch Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner stark gemacht.

„Unser Modell liegt schon längst auf dem Tisch“, sagt Markus Achleitner. (Bild: Harald Dostal)
„Unser Modell liegt schon längst auf dem Tisch“, sagt Markus Achleitner.

Achleitner schlägt ein steuerfreies Zuverdienstsystem vor, bei dem die Regelpension nicht angetastet werden soll, wenn Ältere in der Pension arbeiten würden.

Doch obwohl es bereits einen einstimmigen Beschluss der Landesarbeitsreferenten-Konferenz vom 2. Dezember des Vorjahres gibt, die dieses Modell unterstützt, sind die Verhandlungen des Wirtschafts-, Finanz- und Sozialministeriums dazu weiter am Laufen. „Angesichts des zunehmenden Fachkräftebedarfs ist es höchste Zeit für Ergebnisse“, fordert Achleitner.

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