Einst waren es Übernahmen, die von der Signa-Gruppe als Hurra-Meldungen in fast schon verdächtig unkritisch wirkenden Medien platziert werden konnten. Jetzt sind es Verkäufe, die René Benkos beruflichen Alltag bestimmen ...
Seit Monaten befindet sich sein verschachteltes Firmenkonglomerat auf dem Pfad der Redimensionierung, in Deutschland wechselte unter anderem das halbe Kaufhaus des Westens (KaDeWe) den Besitzer, in Österreich wurde Kika/Leiner auf den Markt geworfen, was kurz darauf unter dem neuen Eigentümer in einer Insolvenz des Handelsbereichs und einem kolportierten Jobverlust für 2000 Mitarbeiter gipfelte.
Vor wenigen Tagen verkaufte der Kaufhausjongleur gar das Innsbrucker Ärztezentrum Medicent an die Tiroler Wirtschaftskammer, die dank der Pflichtbeiträge über das nötige Kleingeld für derartige Millionentransaktionen verfügt. Laut „Krone“-Recherchen bei Marktinsidern stand zuletzt auch das Medicent in Salzburg zum Verkauf.
„Wertverlust des Portfolios“
Benko muss einerseits für Liquidität sorgen, um die Milliardenkredite zu bedienen, mit denen seine Unternehmensgruppe bei Banken in der Kreide steht, andererseits versuchen, möglichst viele Ballast-Stoffe loszuwerden, die seine Bilanzen belasten könnten.
Donnerstag vermeldete das deutsche „Handelsblatt“, dass die Signa Prime Selection AG, „die wichtigste Immobiliengesellschaft des Galeria-Eigentümers“, unter „einem hohen Wertverlust des Portfolios“ leide - und „im vergangenen Jahr einen Nettoverlust von rund einer Milliarde Euro gemacht“ habe. Das gehe „aus einer Präsentation der Signa für Banken hervor“, die der Zeitung vorliege.
Weiters notierte das aktuelle „Handelsblatt“: „Für Unruhe hat zuletzt gesorgt, dass die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) bei allen Banken eine Abfrage ihrer Engagements bei der Signa Gruppe durchgeführt hatte. Dabei soll sie unter anderem nach deren Besicherung gefragt haben.“
SPÖ brachte Vermögenssteuer ins Spiel
Der Verkauf mit anschließender Insolvenz von Kika/Leiner, empört Wirtschaft und Arbeitnehmervertreter gleichermaßen. Für SPÖ-Chef Andreas Babler war das sogar Anlass, die Diskussion um eine neue Vermögenssteuer anzufangen.
Übrigens: Ex-SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer nimmt sowohl bei Signa als auch bei der Strabag als Präsident wesentliche Aufsichtsratsfunktionen wahr. Strabag-Gründer Hans Peter Haselsteiner ist maßgeblicher Signa-Investor.
Als entscheidender Signa-Geldgeber gilt in Österreich die Raiffeisen-Bankengruppe, die der Signa-Gruppe laut „Spiegel“ in Summe etwa zwei Milliarden Euro geborgt haben soll. Zum Raiffeisen-Reich gehören auch Medienbeteiligungen wie etwa der „Kurier“.
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