Seit 13 Jahren kommt Sigrid Simmel in die Gruft der Caritas. In der Einrichtung für obdachlose Menschen macht sie den Klienten die Haare schön. Was sie neben Schere, Kamm und Haarschneidemaschine stets dabei hat? Gute Laune und ein offenes Ohr.
„Gemmas an! Drei Millimeter, bitte“, sagt Herr Daniel, als er sich auf den Sessel vor Sigrid Simmel setzt. Die Idee, obdachlosen Menschen die Haare zu schneiden, entstand, als die Kosmetikerin in Pension ging. Seither kommt Frau Simmel jeden Mittwoch in die Gruft. Helfen könne sie den Menschen in ihren schweren Lebenssituationen nicht.
„Zuhören ist eine Gabe“
„Aber ich kann zuhören und die Klienten hübsch machen.“ Ein gepflegter Kopf sei wichtig, egal, wohin man geht, „das macht einen guten Eindruck“. Während Herr Daniel Haare lässt, wirft er ein: „Zuhören ist eine Gabe. Und die hat sie sicher.“ Um gleich noch zu scherzen. „Ich möchte ja nicht wissen, was die Dame alles von uns weiß“, lacht er. Man merkt, die beiden kennen einander und verstehen sich. Warum Zuhören wichtig ist?
Gute Laune, die ansteckt
„Ich habe das Gefühl, dass sich die Klienten in den fünfzehn Minuten einfach auf etwas anderes konzentrieren können. Ich bin immer gut aufgelegt. Und ich glaube, das springt oft auch auf andere über.“ Nicht vergessen werde sie den Haarschnitt für einen schwer an Parkinson erkrankten Mann.
Berührendes Erlebnis
„Er hat dann jemand geschickt, der mir Kaffee als Dankeschön gebracht hat, das war wirklich sehr berührend.“ Ihr Ehrenamt übt sie mit großer Freude aus. „Es ist ein Vergnügen, den Menschen ein gutes Gefühl und mehr Selbstvertrauen zu geben“.
Am Ende gibt es Zuckerln
Nach einer Hüft-OP sei sie sogar auf Krücken gekommen. „Es gehört einfach zu meinem Leben, es macht mir so Spaß, dass ich mich jede Woche darauf freue“. Nach dem Haarschnitt gibt es für die „Mutigen“ Zuckerln, auch für Herrn Daniel. „Es kommt von Herzen“, sagt Frau Simmel lächelnd.
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