Mehrere Gewitterfronten mit extremem Starkregen haben vor allem in den Kärntner Bezirken Wolfsberg, Völkermarkt und Klagenfurt-Land für Überflutungen, Straßensperren und Muren gesorgt. Im Loibltal wurde ein Fahrzeug von einer Mure erfasst. Mehr als 160 Feuerwehreinsätze wurden seit Donnerstagabend verzeichnet. Ein Ende ist nicht in Sicht. Auch in der Steiermark ist die Lage angespannt.
Neueste Entwicklungen: Nach Bad Eisenkappel und St. Georgen im Lavanttal gilt nun auch für die Gemeinde Eberndorf eine Zivilschutzwarnung. Der Zivilschutzalarm in St. Paul im Lavanttal und Loibach bei Bleiburg ist noch aufrecht!
Es besteht Lebensgefahr
Zivilschutzwarnungen gelten zurzeit für Bad Eisenkappel und St. Georgen im Lavanttal. In der Marktgemeinde St. Paul im Lavanttal musste Zivilschutzalarm ausgelöst werden. „Bitte gehen Sie nicht in die Kellerräume, halten Sie sich in den oberen Etagen auf, bleiben Sie zu Hause“, appelliert die Gemeinde an die Bewohner. Außerdem wird die Bevölkerung in den betroffenen Gebieten dazu aufgerufen, das Trinkwasser zuerst abzukochen. Aufgrund der Hochwassersituation komme es nämlich zu Verunreinigungen!
Aufgrund der Niederschläge kam es auf der Loiblpassstraße (B91) und der Bodentalstraße (L105) zur Vermurungen. Beide Straßen sind bis auf Weiteres gesperrt, heißt es seitens der Feuerwehr Unterbergen. Im Loibltal wurde auf der B91 ein Fahrzeug von einer Mure erfasst. „Alle drei Insassen blieben zum Glück unverletzt und konnten das Fahrzeug selbstständig verlassen.“ Ein weiteres Fahrzeug konnte mit Unterstützung der Feuerwehr Unterbergen aus dem Bereich der Mure herausfahren. Über die Dauer der Sperre können noch keine Angaben gemacht werden.
Lage entspannte sich etwas
„Der Kristenstab ist eingerichtet. Der Granitzbach ist bereits teilweise über die Ufer getreten und das Rückhaltebecken ist randvoll. Keller und Häuser sind überflutet. Die Situation entspannt sich zwar etwas, aber am Nachmittag soll es ja wieder regnen. Alle sind am Sandsäckefüllen“, teilt St. Pauls Bürgermeister Stefan Salzmann mit. Es wird nun darüber entschieden, wie das Becken abgelassen wird, die Feuerwehren nutzen die Regenpause am Vormittag, um das Becken von Holz und Geröll zu befreien. Denn steigt der Granitzbach noch höher, erlebt die Gemeinde ein 300-jähriges Hochwasser. Gegen Mittag entspannte sich die Lage etwas.
Wichtig ist, dass keine Panik ausbricht!
Stefan Salzmann, Bürgermeister in St. Paul im Lavanttal.
Wird Ort evakuiert? Bundesheer rückt aus!
Unter anderem im Raum stehen soll - sollte sich die Situation verschlimmern - eine Evakuierung des Ortszentrums. „Wir kontaktieren derzeit alle Personen, die im Umkreis der Gefahrenstellen leben, und eruieren, wer im Notfall sein Haus nicht selbst verlassen kann!“ Wer kann, solle sich bei Freunden oder Familie in Sicherheit bringen, sobald sich die Lage erneut verschärft. Als „Leuchtturm“ funktioniert die Mittelschule St. Paul. „Wichtig ist, dass keine Panik ausbricht“, so Salzmann. „Gemeinsam mit LR Daniel Fellner haben wir heute, im Rahmen der Einsatzbesprechung im Krisenstab, um die Unterstützung des Bundesheeres gebeten“, so Landeshauptmann Kärntens Peter Kaiser. Derzeit stehen 25 Soldaten im Unwettereinsatz.
In Loibach bei Bleiburg wurde ebenfalls Zivilschutzalarm ausgelöst. Im Bezirk Völkermarkt und in der Stadt Klagenfurt tagt der Krisenstab. Mehrere Gebiete in den Bezirken Wolfsberg, Völkermarkt und Klagenfurt-Land sind durch Straßensperren von der Außenwelt abgeschnitten. Kärntens Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen stehen seit Donnerstagabend im Dauereinsatz.
Massive Überflutungen wurden aus dem Bereich Ruden gemeldet. Auch in Eberndorf und St. Kanzian muss gegen die Wassermassen gekämpft werden. In Ferlach hat der sintflutartige Regen ebenfalls für zahlreiche Einsätze gesorgt. Keller mussten ausgepumpt, Lichtschächte und Einfahrten abgedichtet werden. Bei einem Wohnhaus, das bereits vor einigen Tagen am Dach durch den Sturm geschädigt worden war, musste die Abdeckplane neu nachgespannt werden. Im gesamten Südkärntner Raum sind derzeit die Monteure von Kärnten Netz unterwegs: „Aktuell haben etwa 200 Haushalte keinen Strom, bis Mittag sind die Störungen im besten Fall behoben!“, so Robert Schmaranz von Kärnten Netz.
Brand durch Blitzschlag
In der Gemeinde Keutschach geriet der Dachstuhl eines Wohnhauses in Reauz kurz nach Mitternacht durch einen Blitzeinschlag in Brand. Beherzte Nachbarn konnten den Brand mittels Feuerlöschern eindämmen. Die Feuerwehren Keutschach, Reifnitz, Techelweg und Viktring führten mit insgesamt 45 Einsatzkräften Nachlöscharbeiten durch. Das in dem Wohnhaus lebende Ehepaar (82 und 79) blieb zum Glück unverletzt und wurde von den Nachbarn vorübergehend aufgenommen.
Wir sind nicht nur in Wolfsberg und Völkermarkt unwetterbedingt im Einsatz, unsere Kolleginnen und Kollegen geben in ganz Kärnten in jeder Situation ihr Bestes, um der Bevölkerung zu helfen!
Martin Pirz, Präsident des Roten Kreuzes Kärnten
Bad Eisenkappel und Guntschach von Außenwelt abgeschnitten
In zwölf Stunden fielen in der Grenzgemeinde Bad Eisenkappel beim Starkregen etwa 127 Liter Wasser vom Himmel. Bürgermeisterin Elisabeth Lobnik: „Die Gemeinde ist völlig verwüstet!“ Die Straßen in den Ort sind vermurt, die Einsatzkräfte mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Heuer bereits zum dritten Mal abgeschnitten ist auch der Ort Guntschach: Der Notweg von Ebenthal in die Ortschaft ist von zwei Schlammlawinen blockiert.
Feuerwehrfest abgesagt!
Die FF Gallizien musste das für Freitagabend geplante Zeltfest absagen, weil das Zelt wegen des Regens überflutet wurde. Auch das slowenische Bauernfest beim Gasthof Zenkel findet am Samstag nicht statt. Und auch die Filialen der Kärntner Sparkasse in St. Paul und Lavamünd bleiben aufgrund des Hochwassers bis auf Weiters geschlossen.
300 Feuerwehreinsätze in der Steiermark
Viel zu tun hatten die Einsatzkräfte auch in der benachbarten Steiermark. Der stundenlange Starkregen beschäftigte die Feuerwehren vor allem im Süden. 300 Einsätze waren in den vergangenen Stunden zu verzeichnen - es handelt sich vor allem um überflutete Keller und überschwemmte Straßen.
Aus Deutschlandsberg etwa berichtet Hans Jürgen Ferlitsch vom Bereichsfeuerwehrverband: „Seit 2.27 Uhr in der Nacht werden die Feuerwehren oft zeitgleich zu mehreren Hochwasser-Einsätzen alarmiert. Meist handelt es sich bei den Einsatzaufträgen um überflutete Keller oder Straßen. Diese werden sukzessive abgearbeitet. Auch Sandsäcke werden vorbereitet. Besonders betroffen sind die Gemeinden Eibiswald und Wies, aber auch rund um die Ortschaft Trag in der Gemeinde Bad Schwanberg häufen sich die Einsätze.“
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