Spaniens Frauen-Fußball-Nationalteam hat sich bei der Endrunde in Australien und Neuseeland erstmals zum Weltmeister gekrönt. „La Roja“ feierte am Sonntag in Sydney einen verdienten 1:0 (1:0)-Finalerfolg gegen Europameister England und bestieg als erstes europäisches Team seit Deutschland 2007 den WM-Thron.
Den entscheidenden Treffer erzielte Kapitänin Olga Carmona (29.), Jennifer Hermoso scheiterte zudem vom Elfmeterpunkt (70.).
England verpasste indes ein Jahr nach dem Triumph bei der Heim-EM das angestrebte „Double“. Für Teamchefin Sarina Wiegman war es bereits die zweite WM-Finalniederlage. 2019 unterlag sie mit ihrem Heimatland Niederlande dem Rekord-Weltmeister USA. Spanien ist nach dem Titelgewinn neben Deutschland die einzige Nation, die sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern (2010) Weltmeister wurde.
Umstellung bei Spanien
Bei den Spanierinnen rückte die erste 19-jährige Salma Paralluelo, die jeweils als „Joker“ im Viertelfinale den Siegtreffer und im Halbfinale das Führungstor erzielt hatte, anstelle der bis dahin blass gebliebenen Weltfußballerin Alexia Putellas in die Startelf. Englands Teamchefin Wiegman setzte wie gewohnt auf Kontinuität und schickte dieselbe Elf wie in den vergangenen beiden Spielen aufs Feld. Daher nahm auch die zuletzt rotgesperrte Lauren James auf der Bank platz.
Die Anfangsphase des rein europäischen Finalspiels vor 75.784 Zusehern gestaltete sich ausgeglichen. Beide Mannschaften agierten aufgrund der Bedeutung der Partie vorsichtig, hochkarätige Chancen blieben zunächst aus. Nach einer Viertelstunde nahm das Endspiel aber Fahrt auf. Rachel Daly legte im Strafraum quer auf Lauren Hemp, die den Ball per Direktabnahme an die Latte knallte (16.).
Das Goldtor
Praktisch im Gegenstoß folgte die Antwort der Spanierinnen. Eine scharfe Hereingabe von Kapitänin Carmona landete bei Alba Redondo, die aus kurzer Distanz an Englands Torfrau Mary Earps scheiterte (17.). In der Folge wirkten die Spanierinnen aggressiver und verbuchten immer wieder schnelle Ballgewinne im Mittelfeld. So auch beim Führungstor. Lucy Bronze verlor das Spielgerät, daraufhin verlagerte Teresa Abelleira das Spiel auf die verwaiste linke Seite zu Mariona Caldentey, die die nachlaufende Carmona optimal in Szene setzte. Spaniens Kapitänin schloss mit einem straffen Schuss ins lange Eck ab (29.).
Dieses Erfolgserlebnis gab „La Roja“ weiter Auftrieb. Ein Abschluss von Irene Paredes (36.) landete neben dem Gehäuse, unmittelbar vor dem Pausenpfiff rettete bei einer Direktabnahme von Paralluelo (45.+1) dann Aluminium für England. Die „Lionesses“ strahlten nach dem Lattentreffer von Hemp nur noch bedingt Gefahr aus und lagen nach 45 Minuten verdient zurück.
Englands Teamchefin reagierte zur Pause auf den Rückstand und brachte im Rahmen eines Doppelwechsels auch Stürmerin James. Am Drücker blieben nach Wiederanpfiff aber weiterhin die Spanierinnen. Caldentey scheiterte mit einem Schlenzer an Earps (50.), später setzte Aitana Bonmati einen Distanzschuss über das Tor (62.). Auf der Gegenseite vergab Hemp aus aussichtsreicher Position (54.).
Spanien vergibt Elfer
Zwanzig Minuten vor dem Ende hatte die 33-jährige Hermoso die Vorentscheidung auf dem Fuß. Englands Keira Walsh streifte im Strafraum den Ball mit dem abgespreizten Arm, nach minutenlangem VAR-Studium entschied Schiedsrichterin Tori Penos schließlich auf Elfmeter. Torfrau Earps erriet das Eck und entschärfte den Strafstoß von Hermoso (70.).
Auch in der Schlussphase samt 14-minütiger Nachspielzeit gelang es England nicht, entscheidend vor das Tor der Spanierinnen zu kommen. Gute Chancen fand weiterhin nur „La Roja“ vor, Ona Battle verpasste alleinstehend vor Earps abermals die Entscheidung (92.). Dies sollte sich am Ende aber nicht mehr rächen.
Hier die Bilder des Spiels:
Weltmeister nach der Zahl ihrer Titel:
1. USA 4 (1991, 1999, 2015, 2019)
2. Deutschland 2 (2003, 2007)
3. Spanien 1 (2023)
3. Japan 1 (2011)
3. Norwegen 1 (1995)
Spanien - England 1:0 (1:0)
Sydney, Stadium Australia,
75.784 Zuschauer
SR Penso/USA
Tor: 1:0 (29.) Carmona
Spanien: Coll - Batlle, Paredes, Codina (73. Andres), Carmona - Bonmatí, Abelleira, Hermoso - Redondo (60. Hernandez), Paralluelo, Caldentey (90. Putellas)
England: Earps - Carter, Bright, Greenwood - Bronze, Stanway, Walsh, Toone (87. England), Daly (46. Kelly) - Russo (46. James), Hemp
Gelbe Karten: Paralluelo bzw. Hamp
Anmerkung: Hermoso vergab Elfmeter (70.)
Die Stimmen:
Jorge Vilda (Spanien-Trainer): „Es ist schwierig, das zu beschreiben, eine riesige Freude. Ich bin wahnsinnig stolz auf dieses Team. Wir haben gezeigt, dass wir auch kämpfen können, leidensfähig sind. Wir haben an uns geglaubt und sind Weltmeister.“
Olga Carmona (Spanien-Torschützin): „Es war eine sehr harte Partie. Wir haben gewusst, dass es sehr kompliziert wird. England hat uns das Leben sehr, sehr schwer gemacht. Aber wir haben nie aufgegeben und immer weiter gemacht. Mir fehlen jetzt die Worte, ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
Jennifer Hermoso (Spanien-Spielerin): „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es passiert, aber wir sind jetzt Weltmeisterinnen. Das ist das schönste Gefühl meines Lebens.“
Millie Bright (England-Kapitänin): „Das ist wirklich schwer zu verkraften. Wir haben alles gegeben. In der ersten Hälfte waren wir nicht in Bestform, aber in der zweiten Halbzeit waren wir wieder da. Wir haben an uns geglaubt, waren 0:1 hinten, aber wir geben nie auf. Wir sind untröstlich. Die Mädchen sind unglaublich.“
Sarina Wiegman (England-Trainerin): „Ich denke, jeder hat ein unglaubliches Spiel gesehen, ein sehr offenes Spiel. Beide Mannschaften wollten Fußball spielen. Ich fand, dass Spanien heute ein bisschen besser war als wir und sie hatten ein tolles Turnier, also Glückwunsch an sie. Ich denke, wir können jetzt sehr stolz auf uns sein, auch wenn es sich im Moment nicht so anfühlt.“
Aitana Bonmatí (Spanien - Beste Spielerin des Turniers): „Ich bin gerade völlig aus dem Häuschen, ich habe keine Worte für diesen Moment. Es ist unglaublich, ich bin so stolz, weil wir ein tolles Turnier gespielt haben. Wir haben gelitten, aber wir haben es auch genossen und wir haben es verdient. Wir haben viele Jahre auf diesen Moment hingearbeitet und jetzt haben wir ihn, wir haben den Pokal.“
Mary Earps (England-Torfrau): „In ein paar Wochen, wenn sich die Emotionen gelegt haben, werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, zurückzublicken und stolz zu sein. Es ist keine Kleinigkeit, in ein Weltmeisterschaftsfinale zu kommen. Aber wir sind sehr ehrgeizige Menschen, wir sind hierhergekommen, um das Spiel zu gewinnen und eine Gold-Medaille zu holen, keine Silber-Medaille.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.