So wird Zeit der Schüler im Waldviertel vergeudet
Gleich zwei Jubiläen feiert die HTL Karlstein im Waldviertel: 150 Jahre Uhrmacherschule und 30 Jahre HTL für Mechatronik. Für das neue Schuljahr erwartet man jedoch nur 155 Schüler. Trotz der ohnehin schlechten Auslastung sind das wieder weniger, als im Jahr zuvor. „Wieviele Schüler sollen denn unsere HTL besuchen, wenn sie fernab jedweder vernünftigen Erreichbarkeit liegt“, wettert der Bezirksvorsitzende der SPÖ-Gemeindevertreter, Kurt Lobenschuß.
Fast zwei Stunden für nicht einmal 20 Kilometer
Selbst aus den Gemeinden des eigenen Bezirks – flächenmäßig der zweitkleinste in NÖ – habe man immens lange Fahrtzeiten zur HTL und nach Hause (siehe Grafik), konkretisiert er. Obwohl nur einer der Hauptorte mehr als 20 Kilometer entfernt liegt, dauern viele Fahrten in eine Richtung mehr als eine Stunde – die Spitzenzeiten betragen sogar fast zwei Stunden! „Und wenn das im Bezirk Waidhofen schon so ist, ist es von außerhalb noch viel schlimmer“, so Lobenschuß.
Auch Direktor Wolfgang Hörmann sieht in der Erreichbarkeit der HTL einen Standortnachteil. Man arbeite gut mit dem Verkehrsverbund Ostregion (VOR) zusammen, jedoch würde man im dünn besiedelten Raum abseits der Bezirkshauptstadt dieses Problem nur schwer lösen können. Schülermangel gäbe es aber auch deshalb, weil andere Schulen „fast nach Belieben Ausbildungszweige eröffnen können“. Viktoria Hutter, neue ÖVP-Bundesrätin im Bezirk, legt die Hoffnung zur Absicherung des Schulstandortes in eine Neuausrichtung hin zur Umwelttechnik. Sie fordert auch bei der öffentlichen Verkehrsanbindung weitere Verbesserungen – ironischerweise wurde der Fahrplan erst 2019 für Schüler massiv verbessert. „Das ist komplett verschlafen worden, in Versäumnis der letzten 15 Jahre“, übt indes FPÖ-Landtagspräsident Gottfried Waldhäusl Kritik.
„Eine vorbildliche Anbindung“ sieht VOR-Sprecher Georg Huemer für Internatsschüler. 80 der 155 Jugendlichen sind im Internat, aber auch dort liegt die Auslastung nur bei knapp 50 %, wie Ex-Direktor und Heim-Geschäftsführer Ingo Faseth bestätigt. „Öffentlicher Verkehr ist Massentransport“, so Huemer. Man könne nicht jeden Schüler einzeln in die Schule bringen. An Konzepten werde gearbeitet. Ob ein Erstklassler bis zur Matura davon noch profitieren wird?
René Denk
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