Nach Babler-Vorstoß

So denkt Wifo-Chef über 32-Stunden-Woche für alle

Oberösterreich
08.09.2023 09:00

Die Diskussionen über eine 32-Stunden-Woche für alle reißen nach dem Vorstoß von SPÖ-Chef Andreas Babler nicht ab. Lesen Sie hier, wie Wifo-Boss Gabriel Felbermayr über die Debatte denkt und warum er den Arbeitnehmern mehr Entscheidungskraft geben würde.

Eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich! Die vor Kurzem untermauerte Forderung von SPÖ-Parteichef Andreas Babler sorgte für gewaltigen Aufruhr. Auch in Oberösterreich gibt’s Kopfschütteln. „Die Lohn- und Lohnnebenkosten machen mir jetzt schon Sorgen. Wir haben eine superhohe Produktivität, aber auch eine enorm hohe Steigerung der Personalkosten. Es ist falsch, über sechs Wochen Urlaub und eine 32-Stunden-Woche zu reden. Das funktioniert nicht“, sagt etwa Robert Machtlinger, Vorstandsvorsitzender des Innviertler Flugzeugzulieferers FACC.

Sein Vorstoß regt auf: Andreas Babler. (Bild: Andreas Tröster)
Sein Vorstoß regt auf: Andreas Babler.

Auch Wifo-Chef Gabriel Felbermayr hat angesichts des Vorstoßes in Richtung 32-Stunden-Woche seine Bedenken. „Wir sehen ja seit Jahrzehnten, dass die effektiv geleistete Arbeitszeit zurückgeht, ohne dass es da ein Gesetz braucht oder scharfe Vorgaben von oben - mir wäre dieses Modell viel lieber“, sagt der Ökonom aus Bad Hall.

Firmen regeln sich die Arbeitszeit oft selbst: So gibt’s bei tractive in Pasching seit dem Vorjahr eine 35-Stunden-Woche bei voller Bezahlung. (Bild: Markus Wenzel)
Firmen regeln sich die Arbeitszeit oft selbst: So gibt’s bei tractive in Pasching seit dem Vorjahr eine 35-Stunden-Woche bei voller Bezahlung.

Felbermayr würde die Entscheidung über die zu leistende Arbeitszeit viel mehr in die Hände der Arbeitnehmer legen: „Die Menschen sollen flexibel und passend zu ihrem Lebensabschnitt sagen können, ich arbeite einmal 30 Stunden, aber vielleicht auch einmal 50.“

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Ich plädiere dafür, die Wochenarbeitszeit nicht von oben vorzuschreiben, sondern sie möglichst dezentral und möglichst flexibel zu gestalten, so wie es für die Leute passt.

Gabriel Felbermayr, Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung

„Es ist einfach anders, am Hochofen zu arbeiten als im Büro“
Die Kollektivverträge weisen ja jetzt bereits unterschiedliche Regelarbeitszeiten aus, argumentiert der 47-Jährige: „Aus guten Gründen! Denn es ist einfach anders, am Hochofen zu arbeiten als im Büro.“ Deswegen würde er ein Gesetz, das für alle Beschäftigten eine 32-Stunden-Woche vorsieht, für problematisch finden.

Sein Job? „Ich muss nicht auf die Uhr schauen“
Wie viele Stunden er selbst arbeitet? „Ich habe das Glück, dass ich nicht auf die Uhr schauen muss, weil mein Job mir keine großen Qualen verursacht. Und ich würde mir wünschen, dass das für viele Menschen im Land möglich ist. Die Frage, ob die Arbeitszeit 32, 34 oder 36 Stunden pro Woche ist, entschärft sich dann, wenn das Arbeiten Spaß macht und man dabei gesund bleibt.“

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