Finaltag bei der Berufs-EM EuroSkills 2023 im polnischen Danzig: Tischler Jürgen Perhofer und Fleischer Ferdinand Sorger gaben alles. Dutzende Österreicher feierten mit ihnen das Ende des Bewerbs - aber es bleibt spannend.
Ferdinand Sorger wischt noch einmal seine Arbeitsfläche ab, verschränkt seine Hände hinter dem Kopf - und atmet tief durch. Drei Tage lang schneiden, hacken und klopfen liegen hinter ihm. In diesem Moment bricht der Jubel los, rot-weiß-rote Fahnen schwingen vor der Fleischvitrine am Wettbewerbsgelände der EuroSkills in Danzig.
„Es ist ein Wahnsinn, so viele Leute, die extra wegen mir hergekommen sind“, sagt der Steirer aus Frauental, der bei Spar gelernt hat. „Ich bin sprachlos.“ Zwar führte der niedrige Tisch zu einem schmerzenden Rücken. „Aber ich war so fokussiert, dass ich nicht viel außerhalb mitbekommen habe.“
„Er ist so weit gekommen“
Ganz nah dabei, mit gedrückten Daumen, war Ferdinands Mutter Helga Sorger. „Ich bin irrsinnig stolz. Er ist so weit gekommen.“ Auf eine Medaille traut sie sich nicht zu hoffen, das Mitmachen sei der große Gewinn. „Er ist irrsinnig selbstständig geworden. Er ist richtig stolz auf sich.“
Szenenwechsel zu Möbeltischler Jürgen Perhofer. Er wirft noch einen letzten Blick auf den Beistelltisch, in dem sein ganzes Herzblut steckt. Zum Anfeuern mit dabei ist das „Team Jürgen“, wie es in roten Buchstaben auf der Rückseite der T-Shirts steht: Mama Silvia und Papa Gerhard aus Birkfeld, Freundin Tanja Marktfelder, Chef Markus Zottler. „Er hat 600 Stunden lang trainiert, ein Dutzend Werkstücke gemacht“, erzählt die Familie.
„Furchtbar gutes Gefühl“
Dann endlich, kurz nach 14 Uhr, ertönt das Horn in der Halle C der Amber Expo: Jubel, Erleichterung, Fahnenmeer, der „Böhmische Traum“. „Es ist ein furchtbar gutes Gefühl, dass er Stress des letzten halben Jahres jetzt fertig ist“, sagt Perhofer direkt danach zur „Krone“. „Am zweiten Tag hatte ich einen kleinen Fehler, der war aber schnell ausgebessert. Das Stück ist schön geworden - vielleicht geht sich sogar Gold aus.“
Jetzt liegt es an den Experten, ob die beiden jungen Fachkräfte mit einer Medaille nach Hause kommen. Die Ergebnisse erfahren sie am Samstagabend bei der Siegerehrung.
„Jugend ist unser wertvollster Schatz“
Skills-Austria- und WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk war am letzten Wettbewerbstag ebenso vor Ort. „Initiativen wie EuroSkills sind so wichtig, um der Jugend zu zeigen, was man alles erreichen kann. Wie im Sport treibt die Spitze die Breite an. Man sieht, wie spannend diese vielen Berufe sind. Unsere Jugend ist unser größter Bodenschatz - deswegen müssen wir sie engagiert fördern.“
Mehr statt weniger arbeiten
Das sei gerade deshalb wichtig, weil es in der Steiermark aktuell 2130 offene Lehrstellen, aber nur 1373 Suchende gibt. „Die Talsole der Demografie ist erreicht“, begründet Herk. „Deswegen müssen wir schauen, dass wir die Jugendlichen dorthin bringen, wo ihre Talente liegen. Jene, die Leistungsdefizite haben, müssen wir fördern. Jemanden zu verlieren können wir uns nicht leisten - wirtschaftlich und gesellschaftlich.“
Man brauche „Leistungsträger, die bereit sind, nicht weniger, sondern mehr zu arbeiten.“
Die Reise erfolgte auf Einladung der Wirtschaftskammer Steiermark.
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