Sie wollte acht Kindern in der letzten Ferienwoche eine Freude machen, plante deshalb den Ausflug mit ihren ehemaligen Schützlingen zum Hohenzeller Wasserfall in Bad Ischl. Nun bekommt die 52-Jährige eine Anzeige wegen fahrlässiger Tötung. Viel schlimmer ist aber, dass sie sich sicher Vorwürfe macht.
Leilah (6) hätte am Montag ihren ersten Schultag gehabt. Doch das Schicksal wollte es anders: Am Donnerstag gegen 18.15 Uhr wurde das Mädchen aus der Ischler Nachbargemeinde Strobl (Sbg.) vor den Augen seiner großen Schwester (9) beim Wanderausflug zum Hohenzoller Wasserfall in Bad Ischl tödlich verletzt.
Die Kleine war mit ihrer Schwester, sechs anderen Kindern und zwei Betreuerinnen unterwegs gewesen. Eine Kindergärtnerin (52) hatte den Ausflug für ehemalige Schützlinge organisiert. Als Begleitperson war eine Kollegin (45) mit.
Plötzlich löste sich der Steinbrocken
Beim Spielen im Bereich des Saiherbachs – zweihundert Meter oberhalb des Wasserfalls – hatte sich ein Steinblock gelöst. Der mannshohe Brocken stürzte mit Leilah um. Das Mädchen erlitt schwere Brustkorbverletzungen. Trotz sofort eingeleiteter Reanimationsmaßnahmen starb es an der Unfallstelle. Die Teilnehmer des Ausflugs und deren Angehörige, aber auch die Bergretter wurden vom Kriseninterventionsteam des Roten Kreuz betreut.
Es war eine Ausnahmeleistung, wie sie den Notarzt und den Flugretter am Seil in das steile Bachbett hinuntergelassen haben.
Pascal Preimesberger, Alpinpolizei OÖ
Einsatz war enorm belastend
„Der gestrige Einsatz war für viele Kollegen enorm belastend, speziell für jene, die Kinder im selben Alter haben“, sagt Manfred Zopf, Leiter der Ischler Bergrettung: „Dieser schreckliche Unfall war einfach schicksalhaft. Unser aufrichtiges Mitgefühl gilt der Familie und den Angehörigen des verunglückten Mädchens.“ Er betont aber auch: „Trotzdem ist für Kinder ganz wichtig, die Natur kennenzulernen und sich in ihr zu bewegen.“
Keine Schuldzuweisungen
Auf Schuldzuweisungen verzichten möchte am liebsten auch Pascal Preimesberger von der Alpinpolizei Gmunden als Einsatzleiter: „In solchen Situationen muss man nicht immer nach Schuldigen suchen. Unfälle passieren, das lässt sich nicht vermeiden. Manchmal will es einfach so sein ... “
Das ist wirklich ein grauenhafter Unfall, einfach furchtbar tragisch, was dieser Familie jetzt zugestoßen ist.
Ines Schiller, Bürgermeisterin Bad Ischl
Bild: Marion Hörmandinger
Preimesberger lobt besonders die Hubschrauberpiloten, die bei dem Einsatz an ihre Grenzen gegangen sind: „Es war eine Ausnahmeleistung, wie sie den Notarzt und den Flugretter am Seil in das steile Bachbett hinuntergelassen haben.“
Betroffenheit in der Bevölkerung ist groß
„Ein grauenhafter Unfall, wirklich furchtbar. Man kann der betroffenen Familie in dieser Situation nur viel Kraft wünschen“, so die Bad Ischler Stadtchefin Ines Schiller, die in der Nähe des Unfallorts wohnt und den Hubschraubereinsatz quasi live mitbekam. Die Stadtchefin hat auch Mitgefühl mit der Kindergärtnerin, die nun mit einer Anzeige wegen fahrlässiger Tötung rechnen muss: „Ich möchte nicht in ihrer Haut stecken. Wir alle, die selber Kinder haben, wissen, wie leicht etwas schiefgehen kann.“
Eltern haben in Strobl ein eigenes Seminarzentrum
Die Eltern der kleinen Leilah betreiben in Strobl in einem leer stehenden Tischlereigebäude ein Seminarzentrum, die Mutter ist Schauspielerin, Theaterpädagogin und Coachin. Ihr Partner stammt aus Goisern, das junge Paar lebt seit etwa sieben Jahren in der 3700-Einwohner-Gemeinde.
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