Bier fließt in Strömen
Erste Erschöpfungszustände am Münchner Oktoberfest
Das 188. Oktoberfest findet ab Samstag bis 3. Oktober auf der Theresienwiese statt. Tausende Besucher stürmten bei Traumwetter das riesige Gelände und fanden sich in den Bierzelten ein. Um Punkt 12 Uhr wurde die Wiesn offiziell eröffnet, das erste Bierfass angestochen und der legendäre Ruf ertönte: „O‘zapft is!“ Erste Erschöpfungszustände bei so manchem Besucher zeigten sich schon kurz darauf. Also ab zur Erholung in horizontale Ruhelage auf einer der Grünflächen hinter den Festzelten ...
Bei wolkenlosem Himmel und milden Spätsommertemperaturen wurde das größte Volksfest der Welt in München feierlich eröffnet. Die Gäste sind zahlreich eingetroffen, das Bier fließt in Strömen.
Rund sechs Millionen Besucher - darunter Hunderttausende aus Österreich - werden sich in den kommenden drei Wochen die Gaudi und das eine oder andere Maß nicht entgehen lassen. In ganz München werden Trachten, Dirndln und die „Lederne“ zu sehen sein.
Oberbürgermeister stach Fass an
Der Anstich des ersten Bierfasses auf dem Oktoberfest findet nach alter Tradition immer im Schottenhamel-Festzelt statt. Der Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter gibt sich unter begeisterten Zurufen Mühe, den Zapfhahn mit möglichst wenigen Schlägen zu setzen, um die erste Maß zu füllen, die nach altem Brauch immer dem amtierenden bayerischen Ministerpräsidenten gereicht wird. Auch in diesem Jahr handelt es sich dabei um Markus Söder. Reiter bewies Erfahrung und Können: Zwei Schläge genügten, die Menge jubelte.
Söder: „Schönstes Fest der Welt!“
„Jeder soll essen, was er will. Jeder soll trinken, so viel er verträgt“, hatte Markus Söder zuvor das Prozedere eingeleitet und Österreicher unweigerlich an die vergangene Schnitzel-„Diskussion“ erinnert. Das Oktoberfest sei das „schönste, größte und bedeutendste Fest der Welt“. Lebensmittel seien aber viel zu teuer, das müsse sich ändern, gibt er vor applaudierendem Publikum stilecht den besorgten Politiker.
Zum Anstich kamen in die Ratsboxe des Zelts unter anderen der Urenkel des letzten bayerischen Königs, Franz Herzog von Bayern. Im Zelt tummelten sich auch der österreichische Sänger Andreas Gabalier sowie das Volksmusik-Duo Marianne und Michael Hartl und die Schauspielerinnen Michaela May und Jutta Speidel. Auch die TV-Moderatoren Florian Silbereisen und Carolin Reiber waren dabei.
Austro-Sänger Gabalier gab Ständchen: „Riesenfreude!“
Gabalier etwa ließ sich sein erstes Bier im „Epizentrum“ als Gast von Silbereisen schmecken. Es sei eine „Riesenfreude“, vor Ort mitzufeiern. Der Sänger hatte einige Mühe, die Moderatorin des deutschen Senders „BR24“ zu verstehen, denn die anwesende Menge war bereits in Hochstimmung. Laute Musik, Trompetenklänge und das Klirren von Gläsern untermalten das kurze Interview. Nur wenig später wurde aber er laut - er gab vor grölenden Zuschauern ein Ständchen (siehe Artikel-Link unten).
Nach dem erfolgreichen Anzapfen signalisieren zwölf traditionell vor der Bavaria abgegebene Böllerschüsse den anderen Festzelten auf der Wiesn: Das Oktoberfest ist eröffnet, das Bier darf nun in die Maßkrüge fließen! Erste Erschöpfungszustände zeigten sich jedoch bereits, so mancher ist bereits am Ausnüchtern.
Saftige Preise verderben Appetit
Wer bei Bier und „Unterlage“ kräftig zulangt, muss übrigens eine dicke Brieftasche mitführen. Die Kosten für eine Maß Bier, Essen und Fahrgeschäfte erreichen 2023 einen neuen Rekord. Dabei waren die Preise ohnehin bereits hoch: Im vergangenen Jahr bezahlte man 173 Euro für zwei halbe Enten und drei Bierkrüge in einem Festzelt. 2023 stieg allein der Bierpreis für einen Liter auf bis zu 14,90 Euro. Das sind durchschnittlich 6,12 Prozent mehr als noch 2022. Die Durchschnittspreise bei alkoholfreien Getränken übrigens kommen pro Liter für Tafelwasser auf 10,04 Euro (2022: 9,67 Euro), Spezi 11,65 Euro (2022: 10,85 Euro) und für Limonade 11,17 Euro (2022: 10,35 Euro).
Durch Inflation, gestiegene Energiekosten und Co. ist auch für Essen mehr zu berappen. Ein weiterer Grund: Seit mehreren Jahren setzen die Gastronomen auf Bioprodukte, dementsprechend „volatil“ sind die Preise. Heuer kommt ein halbes Ammer Bio-Hendl mit Kartoffelsalat bereits auf 26,60 Euro.
Erster Patient schon auf Sanitätsstation
Doch zum ersten Bier kam so mancher gar nicht. Manche der - überwiegend jungen Besucher - hatten seit dem Morgengrauen an den Eingängen ausgeharrt, um einen guten Platz in einem Bierzelt zu ergattern. Als die Pforten um neun Uhr geöffnet wurden, begann der „Run“ aufs Gelände. Doch nicht bei allen lief dies ohne Blessuren ab. Den ersten Oktoberfest-Patienten gab es bereits vor der offiziellen Eröffnung um 9.09 Uhr - und somit vor dem ersten (offiziellen) Bier! Der Patient habe sich beim Rennen aufs Festgelände verletzt und sich Schürfwunden zugezogen, schreibt der „Spiegel“.
Sanitätsstation ist kleines Krankenhaus
Für das sprichwörtlich leibliche Wohl der Besucher sorgen Hunderte Rettungskräfte, Polizisten und 450 Sanitäter. Die Sanitätsstation des Oktoberfests ist wie ein kleines Krankenhaus ausgestattet. Es gibt Ärzte und zwei OPs, sogar einen Computertomografen. Im vergangenen Jahr wurden an 481 Patienten 217 Meter OP-Faden vernäht. Auf den insgesamt 59 Betten schläft auch so mancher Wiesn-Gast seinen Rausch aus, berichtet der „ZDF“.
Wiesn nur bis 18 Uhr kinderfreundlich
Mit „Kind und Kegel“ auf die Wiesn anzureisen, ist übrigens nur wochentags und vor 18 Uhr eine gute Idee. Mitgebrachte Taschen und Rucksäcke dürfen ein Volumen von höchstens drei Litern haben, Kinderwägen haben ab 18 Uhr „Zapfenstreich“. An den Wochenenden und abends ist es dafür am Gelände einfach zu voll. 50 Videokameras sorgen dafür, dass die Exekutive alles im Blick hat.
Und die wird auch allerhand zu tun haben, denn nicht nur Taschendiebe haben auf der Wiesn Hochsaison. Es gibt auch eine eigene „Taskforce“, die das sogenannte Upskirting - das Fotografieren und Filmen von Damen unters Dirndl - im Blick hat, und die sexuelle Übergriffe vermeiden soll.
Die Veranstalter hoffen nach einer verregneten Wiesn 2022 mit Temperaturen um teilweise nur zehn Grad für die kommenden Festtage auf sonniges Herbstwetter. Die Prognosen sind nicht so schlecht, zumindest am Sonntag bleibt es warm und sonnig.
Sechs Millionen Besucher erwartet
An die sechs Millionen Besucher werden bis zum 3. Oktober erwartet - mindestens. Im Vorjahr kamen nur etwa 5,7 Millionen Besucher. Es gibt keine besonderen Corona-Sorgen mehr. Das Fest dauert 18 Tage - zwei Tage länger als sonst. Es wurde über das erste Oktoberwochenende hinaus bis 3. Oktober - ein Dienstag - verlängert.
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