Christoph Swarovski, Präsident der Industriellenvereinigung Tirol, sieht eine Rezession auf Tirol zukommen. Im Gespräch mit der Tiroler „Krone“ kritisiert er, dass derzeit zu wenig dagegen unternommen wird.
Frage nicht, was Dein Land für Dich tun kann. Frage, was Du für Dein Land tun kannst! Mit einem Zitat des ehemaligen US-Präsidenten John F. Kennedy beginnt Christoph Swarovski, Präsident der Industriellenvereinigung Tirol, das große „Krone“-Interview. Er spielt damit auf die Mentalität an, die sich immer stärker ausbreitet. „Ich bin so aufgewachsen, dass man für Wohlstand Leistung bringen muss. Dieses Leistungsdenken gerät derzeit leider immer mehr in den Hintergrund.“
Wir brauchen Verteilungsgerechtigkeit - und zwar bei den Steuern. Und ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass unser Staat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem hat!
Christoph Swarovski, Präsident der Industriellenvereinigung Tirol
Bild: Roman Zach-Kiesling
„Verteilungsgerechtigkeit ja, aber bei den Steuern“
„Das ist bedenklich und gefährlich für die Volkswirtschaft“, sagt der erfolgreiche Unternehmer. Er spielt damit unter anderem auf die Forderung von SPÖ-Obmann Andreas Babler an, der sich ja für eine 32-Stunden-Woche ausspricht. Auch die geforderte Erbschaftssteuer sieht er sehr kritisch: „Wir brauchen Verteilungsgerechtigkeit – und zwar bei den Steuern. Und ich wiederhole mich, wenn ich sage, dass unser Staat kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem hat!“ Es könne jedenfalls nicht sein, dass jene, die sich über Generationen – durch harte Arbeit und Risikobereitschaft – etwas aufgebaut haben, durch eine Erbschaftssteuer oder Ähnliches bestraft werden.
Die Zeiten werden für die „Risikobereiten“ ohnedies schwerer, wie eine aktuelle IV-Umfrage zeigt. „Noch wird die Situation positiv bewertet, doch wir steuern in eine Rezession. Die Bauwirtschaft ist dort schon angelangt“, sagt Swarovski. Aktuell gibt es zwar noch Aufträge, doch es kommen weniger nach. Dass die Arbeitslosigkeit trotzdem noch so niedrig ist, verwundert ein wenig. „Das hängt auch mit der hohen Anzahl an Teilzeitmitarbeitern zusammen. Doch der Fachkräftemangel ist nach wie vor ein großes Thema, in allen Branchen werden händeringend Mitarbeiter gesucht“, weiß der IV-Präsident. Nur mehr ein Prozent der Tiroler Industriebetriebe glaubt an eine gute Entwicklung in den nächsten sechs Monaten. Wobei, so Swarovski, das ja nicht „unsere erste Rezession ist und wir jetzt schon beginnen, gegenzusteuern“.
Doch herausfordernde Zeiten kommen jedenfalls auf die Wirtschaft und somit auch auf deren Mitarbeiter zu. Er warnt daher schon jetzt von überzogenen KV-Verhandlungen – zehn Prozent seien jedenfalls mehr als illusorisch. Kritisch sieht er nach wie vor auch die viel zu hohen Lohnnebenkosten. Weitere Problemfelder sind der bereits erwähnte Mitarbeitermangel, die zu hohen Energie- und Rohstoffpreise, die Inflation und die hohen Finanzierungskosten. „Die Politik muss sich darum kümmern, dass der Standort nicht weiter geschwächt und unattraktiver wird“, appelliert Swarovski.
Das alles zwingt die Industrie zunehmend, standortrelevante Investitionen außer Landes durchzuführen.
Christoph Swarovski, Präsident der Industriellenvereinigung Tirol
„Ein Kanzler Kickl? Das entscheidet der Wähler!“
Dass er mit den Grünen in der Bundesregierung keine Gaudi hat, daraus macht er keinen Hehl. Auf die Frage, ob er denn einen Herbert Kickl als Bundeskanzler will, sagt er pragmatisch: „Das entscheidet einzig und alleine das Souverän, nämlich der Wähler. Und nicht der Bundespräsident oder die Parteien!“ Bei den Blauen ortet er jedenfalls mehr Verständnis für die Wirtschaft als bei so manch anderer Partei. Österreich habe die höchsten Abgabenquoten, ein Auflagendickicht und einen zu schweren Verwaltungsapparat sowie deutlich höhere Belastungen aus dem Klimawandel. „Das alles zwingt die Industrie zunehmend, standortrelevante Investitionen außer Landes durchzuführen“, betont der Tiroler IV-Präsident. Tatsache ist jedenfalls, dass die Politik auf europäischer, aber auch auf nationaler Ebene – trotz gut gemeintem Bemühen, das wohl kaum jemand der Politik abspricht – „die Situation für uns nicht leichter gemacht, sondern zunehmend erschwert“ hat.
Lob für die Arbeit der Koalition in Tirol
Die Tiroler Koalition von ÖVP und SPÖ sieht er äußerst positiv – obwohl er mit den Ansichten der Bundes-Roten wenig am Hut hat. „Das liegt aber an den handelnden Personen“, sagt er lobend in Richtung 1. LH-Stellvertreter Georg Dornauer.
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