Auch der Tod von Alen R. kann die Amokfahrt von Graz nicht vergessen machen - zahlreiche Opfer leiden noch immer an den Folgen, wie ein Anwalt der „Krone“ berichtet.
Der 20. Juni 2015 - ein Datum, das sich tief ins Gedächtnis von Graz und der gesamten Steiermark eingebrannt hat. Der Tag gilt als einer der dunkelsten Kapitel in der Geschichte der Landeshauptstadt überhaupt. Kurz nach Mittag raste damals Alen R. mit seinem grünen Geländewagen durch die Stadt und machte dabei richtiggehend Jagd auf Menschen. Drei Menschen haben diese abscheuliche Tat nicht überlebt, darunter ein erst vierjähriger Bub - 43 Menschen wurden schwer verletzt, ein Mann verstarb acht Monate später im Krankenhaus.
Tot in Zelle gefunden
Jetzt ist auch der Täter tot. Samstagmorgen wurde Alen R. bei einer Routinekontrolle seiner Einzelzelle in der Justizanstalt Stein tot aufgefunden. „Die Wunde, die an diesem Tag in Graz und der Steiermark aufgerissen wurde, wird aber bleiben - unabhängig vom Schicksal des Täters“, sagt Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) auf „Krone“-Anfrage.
„So etwas bricht einem das Herz“
Ganz ähnlich die Gefühlslage der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ): „Weil du mit so einer Ausnahmesituation wahrscheinlich nie ganz abschließen kannst. Allein, wenn ich an die Angehörigen des kleinen Buben denke - so etwas bricht einem das Herz, die werden das natürlich nie vergessen können.“ Für die Stadtchefin stellte dieser Samstag jedenfalls eine Zäsur in der Grazer Historie dar: „Erstmals wurde uns da in brutalster Art und Weise vor Augen geführt, wie kollektiv verwundbar eine Stadt ist.“
Erstmals wurde uns da in brutalster Art und Weise vor Augen geführt, wie kollektiv verwundbar eine Stadt ist.
Bürgermeisterin Elke Kahr
Opfer erkundigten sich nach seinem Schicksal
Einer, der weiß, wie es um die Gefühlslage der Opfer bestellt ist, ist Gunther Ledolter. Der Jurist vertrat rund 50 Geschädigte der Amokfahrt. Regelmäßig haben sich seine Klienten bei ihm nach dem Schicksal von Alen R. erkundigt. „Sie haben immer wieder angerufen und gefragt, wo er ist, wie er untergebracht ist und wie die Therapie anschlägt - auch jetzt noch, obwohl alles doch schon eine Zeit lang her ist. Viele haben nach wie vor Angst gehabt, dass er enthaftet wird, was nach 15 Jahren ja auch theoretisch möglich gewesen wäre.“
Klienten leiden noch immer an den Folgen
Auch mit dem Tod des verurteilten Mörders ist dieses dunkle Kapitel jedenfalls für viele Opfer noch nicht abgeschlossen. So leiden auch mehrere Klienten von Ledolter noch immer unter den Folgen der Amokfahrt - vor allem sind es psychische Langzeitfolgen, mit denen sie im Alltag zu kämpfen haben.
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