Das SORA-Institut bemüht sich aktuell um Aufträge der SPÖ. Das wurde bekannt, weil ein Strategiepapier für die Genossen an 800 falsche Empfänger versendet wurde. Grund genug für die ÖVP und FPÖ, den ORF dazu aufzufordern, die Zusammenarbeit mit dem Datenhaus einzustellen.
Dieser Moment ist dem heimischen TV-Publikum bei jeder wichtigen politischen Wahl bestens bekannt: die Sekunden vor der ersten Hochrechnung. Wenn die Balken in die Höhe schießen, steigt die Nervosität bei Parteien, Zusehern und politischen Beobachtern.
Hinter diesen schicksalhaften Balken steht das renommierte SORA-Institut - als fixer Datenpartner des ORF. Das Sozialforschungsunternehmen ist auch für Wählerbefragungen oder die Aufarbeitung von Wählerwanderungen nach einer Wahl verantwortlich. Damit soll nun Schluss sein! Zumindest, wenn es nach ÖVP und FPÖ geht. Die Parteien vermuten eine rote Schlagseite.
Peinliche Panne führte zu Datenleak
Hintergrund ist ein irrtümlich veröffentlichtes Strategiepapier für die SPÖ, das von SORA verfasst wurde. In der Unterlage, die vom Datenhaus an einen falschen Verteiler versendet wurde, wird ein Schattenkabinett für Parteichef Andreas Babler entworfen - sollte er Bundeskanzler werden. Im Papier wird der SPÖ auch eine Kooperation an Wahltagen - bis hin zur anstehenden Nationalratswahl - angeboten. Das geht aus dem Dokument hervor, das krone.at vorliegt.
Prominentester Kopf des Schattenkabinetts ist Medienmanager Gerhard Zeiler als Finanzminister. „Mit mir hat niemand - weder von SORA noch von der SPÖ - geredet, ich habe mit niemandem darüber gesprochen, insofern finden Sie mich ob dieses Papiers überrascht. Wie alle anderen auch. Mehr ist dazu ehrlicherweise nicht zu sagen“, antwortete Zeiler auf Anfrage von krone.at.
Teil des Schattenkabinetts ist neben Zeiler auch Volkshilfe-Chef Erich Fenninger, der für Soziales zuständig sein soll, sowie Vize-Klubobfrau Eva Maria Holzleitner für Frauen.
Die Präsentation habe SORA-Sozialforscher Günther Ogris ohne Auftrag der Partei erstellt und am Montag SPÖ-Chef Andreas Babler vorgestellt, um einen möglichen Auftrag für eine Beratung an Land zu ziehen, so eine SPÖ-Sprecherin.
SORA wehrt sich
Der Verfasser Ogris bestätigte ebenfalls, dass das Papier ohne Auftrag der SPÖ zustande kam. Der SORA-Sozialforscher arbeite „seit Jahrzehnten“ neben seiner sozialpolitischen Forschung und Wahlforschung auch an strategischen Modellen. Bei der an die Medien gelangten Unterlage handle es sich um „eine persönliche Hypothesensammlung und Vorversion einer Gesprächsunterlage“. Diese enthalte „persönliche Überlegungen für eine eventuelle Beratungstätigkeit“ und sei nicht zur Veröffentlichung bestimmt gewesen.
SORA habe als Institut 22 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit unterschiedlichen Orientierungen, Expertisen und Forschungsfeldern, so Ogris. Seit 27 Jahren arbeite man „mit höchster wissenschaftlicher Qualität und methodischer Sorgfalt“ für unterschiedliche öffentliche Kunden, Unternehmen, Institutionen, Parteien, NGOs und Medien. Dass Institute sowohl in der Analyse als auch in der Beratung tätig sind, sei international Standard, argumentierte der Sozialforscher.
Kritik auch von der FPÖ
Neben der Volkspartei verlangt auch die FPÖ die Verbannung des SORA-Instituts vom Küniglberg. Parteichef Herbert Kickl ortete am Mittwoch gar „Silberstein-Methoden“, obwohl die Sozialdemokraten das Papier nicht Auftrag gegeben haben. „So viel zum Thema Objektivität beim ORF. Aus meiner Sicht kann die Konsequenz nur sein, dass der ORF die Zusammenarbeit mit SORA sofort zu beenden hat.“
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