Leben im Grünen in der Stadt. Die „Krone“ besuchte jene, die das Glück haben, einen Schrebergarten zu besitzen und nicht zur SPÖ gehören.
Es ist noch ruhig an diesem Morgen, in der Kleingartenanlage Wasserwiese, die im Grünen Prater liegt. Aber nur auf den ersten Blick. Denn in den Schrebergärten wird bereits fleißig gegartelt, Rasen gemäht, zusammengekehrt und die Blumen gegossen.
Blickt man über die Zäune fällt einem sofort auf, dass hier Menschen leben, die ihre Grünflächen mit viele Liebe und Mühe pflegen.
Kleingärten sollten die Bevölkerung versorgen
Dabei war der eigene Garten noch vor Jahrzehnten ein oft überlebenswichtiger Faktor der Selbstversorgung. Die Wasserwiese entstand im Jahr 1916 aus kriegswirtschaftlichen Gründen und zur Linderung der Not. Die von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Gründe durften von den Siedlern nur zum Obst- und Gemüseanbau genutzt werden.
Aus den kleinen, schiefen Hütten von damals wurden kleine Villen. Heute ist die Wasserwiese in der Leopoldstadt eine der größten Anlagen der Stadt.
So ein Kleingarten ist ja wie ein Lotto-Sechser! Jeder sollte einen haben.
Bewohner Peter M.
Bewohner Peter M. ist sichtlich stolz auf sein „kleines Paradies“, wie er die 200 Quadratmeter-Parzelle nennt. Mitten in der Großstadt und doch idyllisch ruhig. „So ein Kleingarten ist ja wie ein Lotto-Sechser! Jeder sollte einen haben.“ Doch das spielt es leider nicht. Für viele Wiener bleibt die eigene Grünoase ein Wunschtraum.
Dass sich mehrere SPÖ-Politiker und auch Bezirksvorsteher Grundstücke um Spottpreise gekrallt haben, findet der 62-Jährige nicht in Ordnung: „Wir mussten damals lange warten. Freunderlwirtschaft geht gar nicht!“, so M. verärgert.
Aber hier in der Anlage ist die Welt noch in Ordnung. Darauf wird auch streng geachtet. Kein Unkraut ist zu sehen. Da wird dann das Gras schon einmal mit der Nagelschere geschnitten. Alles steht an seinem Ort, wo es hingehört. Die Mittagsruhe zwischen 12 und 15 Uhr wird penibel eingehalten. Lautes Lärmen oder Musizieren? Unerwünscht. Auch das Gartenreich von Elisabeth P. ist prächtig. „Ich habe bereits meine Kindheit da verbracht. Das ist mein Kraftort.“ 1977 hat sie den Garten dann als Hochzeitsgeschenk bekommen. Die Gesundheitstrainerin lebt stets von Pfingsten bis Anfang November hier.
Elfriede P. ist seit mehr als 50 Jahren auf der Wasserwiese und zählt mit ihren 84 Jahren zu den ältesten Bewohnern. Den Grund hätten ihr Mann und sie damals auf korrekte Art und Weise erhalten, betont die rüstige Rentnerin.
„Früher war es leichter an einen Garten zu kommen“
„Früher war es aber leichter, an einen Garten zu kommen“, erzählt Frau P., während sie die letzten Sonnenblumen pflückt. Irgendwann sollen die Enkelkinder das Refugium übernehmen. Derzeit beschäftigt die Siedlung die Verlängerung der Bimlinie 18, die durch die Stadionallee führen wird. Die älteren Bewohner fürchten um ihre Parkplätze und um die Ruhe. Ewald M. stutzt beim „Krone“-Besuch seine Hecke. „Es gibt immer etwas zu tun und doch könnte ich mir nichts Schöneres vorstellen!“
Die Anmeldung für einen Kleingarten ist übrigens seit 2012 wegen der langen Warteliste nicht mehr möglich. Es wird in dieser Angelegenheit nicht einmal mehr korrespondiert.
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