Zwei Jahre ist Elke Kahr nun bereits Grazer Bürgermeisterin. Im „Krone“-Interview zieht die KPÖ-Ikone Bilanz und teilt auch aus.
Frau Bürgermeisterin, zwei Jahre Dreierkoalition in Graz. Wie läuft die Zusammenarbeit mit Grünen und SPÖ?
Sehr gut. Es ist sehr angenehm zusammenzuarbeiten. Am Anfang war es ja wie in einer Beziehung, wo man sich nach dem Kennenlernen entschließt, zusammenzuziehen. Ob es letztlich wirklich funktioniert, beweist dann der Alltag - und ich glaube, dass es sehr gut klappt. Wir haben ein offenes und taktierungsfreies Klima.
Haben Sie nicht die Befürchtung, dass die neue Grazer SPÖ-Chefin Doris Kampus diese Koalition zum Platzen bringt?
Das kann ich nicht sagen. Doris Kampus ist ja keine Kommunalpolitikerin, sondern Landesrätin. Sie hat dadurch ja naturgemäß nicht so viel Einblick. Ich habe mit ihr ein paar Termine mit durchaus gutem Klima gehabt. Sie hat uns öffentlich einmal etwas von außen ausgerichtet - was da ihre Beweggründe waren, weiß ich nicht. Wir haben andere Ansprechpartner in der SPÖ Graz, und da funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut. Ich hab Doris Kampus nur gebeten, sich mehr dafür zu interessieren, was in Graz passiert - vor allem hinsichtlich der Budgetsituation. Dafür fehlt ihr aber offenbar die Zeit.
Beim Verkehr haben viele das Gefühl, dass es in Graz eine One-Woman-Show von Vizebürgermeisterin Judith Schwentner ist . . .
Überhaupt nicht. Aus einem einfachen Grund, ich war ja auch fünf Jahre für den Verkehr zuständig, und viele Vorhaben, die wir jetzt gemeinsam realisieren, sind in Wirklichkeit in der letzten Periode geplant und teilweise auch beschlossen worden. Und alle Parteien sind sich einig, dass unsere Öffis ausgebaut werden sollen - wenn man das ernst meint, muss man das auch durchziehen und nicht ständig herumdiskutieren.
Aber kritisiert wurde weniger, dass gebaut wird, sondern viel mehr die Kommunikation - Stichwort Neutorgasse. Sehen Sie da Verbesserungspotenzial?
Dass mit Anrainern und Betroffenen gesprochen wird, ist natürlich immer gut, das gilt immer und überall. In Vorgesprächen und Info-Veranstaltungen ist das dort aber durchaus passiert. Aber natürlich gibt’s bei Projekten in dieser Größenordnung immer Verbesserungspotenzial.
Ihr Vorgänger ließ regelmäßig mit großen Plänen für Graz aufhorchen. Welche Visionen haben Sie für die Landeshauptstadt?
Ich gehöre mit der KPÖ ja einer Partei an, die für eine große Vision steht. Und zwar, dass in unserem Land eine sozial gerechte Welt entsteht, in der es egal ist, woher man kommt. Auf niemanden soll dabei vergessen werden. Aber die besten Visionen bringen den Leuten nichts bei ihren täglichen Sorgen, deshalb bin ich keine Freundin von derartigen Luftschlössern.
Aber Sie werden ja Ziele haben, wohin sich Graz unter Ihrer Ägide entwickeln soll?
Ich bin dafür, dass man sich machbare Ziele setzt, die man auch auf den Boden bringen kann. Etwa, dass wir Schulen unterstützen, die bisher leer ausgegangen sind, oder in bis dato vernachlässigten Bezirken die Infrastruktur ausbauen.
Ein Kernthema der KPÖ ist stets das Wohnen gewesen, das wird nun immer teurer. Viele können sich Wohnen nicht mehr leisten - wie will man dem entgegensteuern?
Menschen brauchen einfach sicheren, leistbaren und dauerhaften Wohnraum, und den kann aus meiner Sicht nur die öffentliche Hand garantieren. Der kontinuierliche Ausbau von kommunalen Wohnungen ist eine der wichtigsten sozialpolitischen Säulen, die eine Stadt zu leisten hat. Das setzen wir in dieser Periode mit insgesamt weiteren 500 Gemeindewohnungen auch um - 301 haben wir ja schon errichtet. Der Rest ist in Planung.
Letzte Frage: Werden Sie bei der nächsten Wahl als Spitzenkandidatin antreten?
Das weiß ich im Moment wirklich noch nicht. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass ich vor der Wahl geplant habe, dass ich mein Stadtsenatsmandat während der Periode übergeben werde und mir Robert Krotzer als Nachfolger an der Parteispitze gewünscht habe. Aber es war nach der Wahl auch klar, dass ich den Auftrag der Wähler wahrnehme. Aktuell ist es für derartige Spekulationen aber noch zu früh.
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