Panik unter Bewohnern
Erdbebenserie bei Neapel: Vulkanologen besorgt
Die Region um die süditalienische Metropole Neapel hat erneut ein Erdbeben heimgesucht. Es soll eine Stärke von 4,0 aufgewiesen haben. Vulkanologen sind angesichts der seit Tagen anhaltenden Serie von Beben besorgt.
Der jüngste Erdstoß habe sich am Montagabend in den Phlegräischen Feldern, einem sogenannten Supervulkan, ereignet, erklärte der italienische Zivilschutz auf X (vormals Twitter). Dabei handelt es sich um eine riesige aktive Vulkanregion westlich des Vesuv. Es sei nicht zu Schäden oder Verletzten gekommen, allerdings habe das Beben für Panik unter den Bewohnern gesorgt, so der Zivilschutz.
Menschen liefen in Panik auf die Straße
Italienische Medien berichten, dass Menschen auf die Straße geströmt seien und nicht in ihre Häuser zurückkehren wollten. Hunderte verängstigte Bürger hätten die Telefonzentrale der Feuerwehr von Neapel kontaktiert. Dienstagfrüh haben demnach wieder einige den Mut gefasst und sind in ihre Häuser zurückgekehrt. Viele seien allerdings nach wie vor in Angst. Stabilitätskontrollen seien im Gange.
Epizentrum zwischen Neapel und Pozzuoli
Das Epizentrum des Erdbebens lag nach Angaben des Nationalen Instituts für Geophysik und Vulkanologie in einer Tiefe von etwa drei Kilometern zwischen den Städten Neapel und Pozzuoli. In den Phlegräischen Felder kam es in den vergangenen Tagen zu einer Reihe von Beben. Am Mittwoch wurde dort ein Erdstoß der Stärke 4,2 gemessen - das stärkste Erdbeben seit 40 Jahren in der Gegend.
Der letzte größere Vulkanausbruch in den Phlegräischen Feldern war im Jahr 1538. Eine große Eruption vor 30.000 Jahren soll zum Aussterben der Neandertaler beigetragen haben. In der Region lebt heute etwa eine halbe Million Menschen.
Sorge vor „Bradisismo“-Phänomen
Immer wieder warnen Forscher vor dem Phänomen des „Bradisismo“, dem Heben und Senken der Erde in diesem vulkanischen Gebiet. Seit elf Jahren gilt dort daher Alarmstufe Gelb, die zur Vorsicht aufruft. Der Vulkanologe Giuseppe Di Natale ist besorgt: „Die Angst in der Bevölkerung ist enorm. Sie fürchtet sich vor den Erdbeben, doch viele Einwohner denken, dass eine Eruption des Vulkans unmöglich ist, und schalten diesen Gedanken einfach aus“, so Di Natale, der seit 40 Jahren das „Bradisismo“ erforscht. Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet „langsame Erdbewegung“.
„Wir haben keine Ahnung, wie hoch die Eruptionsgefahr ist“
„Die zunehmende Hebung des Bodens zeigt einen immer höheren internen Druck unter der Erde an, der auch zu immer stärkeren und häufigeren Erdbeben führt. Es ist klar, dass dieser Druck, sollte er weiter ansteigen, früher oder später nicht mehr von den Gesteinen an der Oberfläche getragen werden kann und es zu einer Eruption kommen wird. Derzeit kennen wir leider die Widerstandsgrenze der Gesteine in den ersten drei Kilometern Tiefe nicht, sodass wir keine Ahnung haben, wie hoch die Gefahr einer Eruption sein könnte“, erklärt Di Natale.
Der Vulkanologe beklagt, dass die meisten Gebäude der Gegend um Neapel nicht den modernsten antiseismischen Standards entsprechen. „Baufällige Gebäude könnten im Fall eines stärkeren Erdbebens schwere Schäden erleiden oder sogar einstürzen“, meinte Di Natale.
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