Sechs Landeshauptleute und die unterschiedlichsten Koalitionen: Die Kärntner Politik ist seit 1983 vieles, nur niemals langweilig.
Das Jahr 1983 hat es in sich: Das erste Handy, der erste Personal Computer, Aids taucht auf und der „Stern“ veröffentlicht eine Weltsensation: die Hitler-Tagebücher. Blöd für den „Stern“: Sie sind eine nicht einmal sehr gute Fälschung. Fake News pur.
Innenpolitisch verliert „Sonnenkönig“ Kreisky die absolute Mehrheit, während in Kärnten Leopold Wagner mit absoluter Macht und Härte weiterregiert. Peter Ambrozy (77) erinnert sich während einer Reha: „Ich ahnte, dass Wagner als Folge des Attentats zurücktreten wird, wusste aber keinen genauen Zeitpunkt.“
Ambrozy hat Pech, ein gewisser Jörg Haider betritt die politische Szene und nichts ist mehr, wie es war. „Grenzen des Anstandes wurden verschoben, der Respekt nicht mehr gepflegt.“ Dabei versucht Ambrozy später mit der „Chianti-Koalition“ Haider zu zügeln - erfolglos. „Diese Zusammenarbeit ist innerparteilich nicht gut angekommen.“
Die nächste Kärntner Spezialität folgt 1991: Als drittstärkste Kraft stellt die ÖVP mit Christof Zernatto den Landeshauptmann. Haider hatte sich mit seiner „ordentlichen Beschäftigungspolitik“ ins Out manövriert. Zernatto (74): „Es war die spannendste Zeit meines Lebens.“ Eine Zeit, in die der erste Runde Tisch zwischen Volksgruppen- und Heimatvertretern fällt - als Vorstufe der Konsensgruppe.
Die VP legt bei der Wahl 1994 leicht zu, eine Koalition mit der FPÖ scheint fix, dann drehen einige Blaue durch und Zernatto, der sich aktuell ehrenamtlich in der Europapolitik engagiert, lässt den Pakt platzen. Und heute? Zernatto: „Ich bin froh, kein Politiker mehr zu sein. Die sozialen Medien sind durchaus demokratiegefährdend.“
Tödlicher Unfall von Jörg Haider
Das neue Jahrtausend bringt neue Probleme, die Ereignisse überstürzen sich. Haider verunfallt tödlich, Gerhard Dörfler gewinnt die „Gedächtniswahl“, der Hypo-Schatten legt sich langsam über Kärnten. Dörfler: „Es gibt zwei Dinge, auf die ich stolz bin. Es gelang mit Josef Ostermayer, den Ortstafelstreit zu lösen. Und ich setzte in Brüssel die Koralmbahn durch.“ Dörfler (68), der sich als Tagliamento-Führer einen Namen macht: „Die Handschlagqualität geht verloren. Oft wird vergessen, Politik für die Menschen zu gestalten und nicht für die Parteien.“
40 Jahre „Kärntner Krone“, davon 25 Prozent mit Peter Kaiser (64) an der Landesspitze. Seit zehn Jahren darf er sich von Krise zu Krise bewähren: Hypo, Corona, Krieg, Inflation„Der schönste Moment war, als die Pleite des Landes abgewendet war“, so Kaiser. „Wir waren ja auf Ramsch-Niveau.“ Es obliegt Kaiser, eine Art Resümee zu ziehen: „Wir Kärntner zeigen in Krisen Zusammenhalt. Das ist einzigartig und passt durchaus zum 10.Oktober.“
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.