Politische Rückblicke

Chianti, Hypo, Ortstafeln und 40 spannende Jahre

Kärnten
10.10.2023 08:00

Sechs Landeshauptleute und die unterschiedlichsten Koalitionen: Die Kärntner Politik ist seit 1983 vieles, nur niemals langweilig.

Das Jahr 1983 hat es in sich: Das erste Handy, der erste Personal Computer, Aids taucht auf und der „Stern“ veröffentlicht eine Weltsensation: die Hitler-Tagebücher. Blöd für den „Stern“: Sie sind eine nicht einmal sehr gute Fälschung. Fake News pur.

Innenpolitisch verliert „Sonnenkönig“ Kreisky die absolute Mehrheit, während in Kärnten Leopold Wagner mit absoluter Macht und Härte weiterregiert. Peter Ambrozy (77) erinnert sich während einer Reha: „Ich ahnte, dass Wagner als Folge des Attentats zurücktreten wird, wusste aber keinen genauen Zeitpunkt.“

Peter Ambrozy bei der Reha: Erinnerungen an den Chianti. (Bild: zVg)
Peter Ambrozy bei der Reha: Erinnerungen an den Chianti.

Ambrozy hat Pech, ein gewisser Jörg Haider betritt die politische Szene und nichts ist mehr, wie es war. „Grenzen des Anstandes wurden verschoben, der Respekt nicht mehr gepflegt.“ Dabei versucht Ambrozy später mit der „Chianti-Koalition“ Haider zu zügeln - erfolglos. „Diese Zusammenarbeit ist innerparteilich nicht gut angekommen.“

Die Landeshauptmänner seit 1983

  • Leopold WAGNER 1974 bis 1988 (SPÖ)
  • Peter AMBROZY 1988 bis 1989 (SPÖ)
  • Jörg HAIDER 1989 bis 1991 (FPÖ)
  • Christof ZERNATTO 1991 bis 1999 (ÖVP)
  • Jörg HAIDER 1999 bis 2008 (FPÖ/BZÖ)
  • Gerhard DÖRFLER 2008 bis 2013 (BZÖ/FPK)
  • Peter KAISER seit 2013 (SPÖ)

Die nächste Kärntner Spezialität folgt 1991: Als drittstärkste Kraft stellt die ÖVP mit Christof Zernatto den Landeshauptmann. Haider hatte sich mit seiner „ordentlichen Beschäftigungspolitik“ ins Out manövriert. Zernatto (74): „Es war die spannendste Zeit meines Lebens.“ Eine Zeit, in die der erste Runde Tisch zwischen Volksgruppen- und Heimatvertretern fällt - als Vorstufe der Konsensgruppe.

Christof Zernatto war der einzige Schwarze als Landeschef. (Bild: Uta Rojsek-Wiedergut)
Christof Zernatto war der einzige Schwarze als Landeschef.

Die VP legt bei der Wahl 1994 leicht zu, eine Koalition mit der FPÖ scheint fix, dann drehen einige Blaue durch und Zernatto, der sich aktuell ehrenamtlich in der Europapolitik engagiert, lässt den Pakt platzen. Und heute? Zernatto: „Ich bin froh, kein Politiker mehr zu sein. Die sozialen Medien sind durchaus demokratiegefährdend.“

Gerhard Dörfler durchwandert gerne den Tagliamento. (Bild: zVg)
Gerhard Dörfler durchwandert gerne den Tagliamento.

Tödlicher Unfall von Jörg Haider
Das neue Jahrtausend bringt neue Probleme, die Ereignisse überstürzen sich. Haider verunfallt tödlich, Gerhard Dörfler gewinnt die „Gedächtniswahl“, der Hypo-Schatten legt sich langsam über Kärnten. Dörfler: „Es gibt zwei Dinge, auf die ich stolz bin. Es gelang mit Josef Ostermayer, den Ortstafelstreit zu lösen. Und ich setzte in Brüssel die Koralmbahn durch.“ Dörfler (68), der sich als Tagliamento-Führer einen Namen macht: „Die Handschlagqualität geht verloren. Oft wird vergessen, Politik für die Menschen zu gestalten und nicht für die Parteien.“

Peter Kaiser steht seit zehn Jahren an der Spitze des Landes. (Bild: Rojsek-Wiedergut Uta)
Peter Kaiser steht seit zehn Jahren an der Spitze des Landes.

40 Jahre „Kärntner Krone“, davon 25 Prozent mit Peter Kaiser (64) an der Landesspitze. Seit zehn Jahren darf er sich von Krise zu Krise bewähren: Hypo, Corona, Krieg, Inflation„Der schönste Moment war, als die Pleite des Landes abgewendet war“, so Kaiser. „Wir waren ja auf Ramsch-Niveau.“ Es obliegt Kaiser, eine Art Resümee zu ziehen: „Wir Kärntner zeigen in Krisen Zusammenhalt. Das ist einzigartig und passt durchaus zum 10.Oktober.“

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