Das von der Regierung geplante Erneuerbare-Wärme-Paket (EWP) macht nach Ansicht der Umweltschutzorganisation Global 2000 die Umstellung von Gas auf andere Energieformen in Wohnhäusern „teurer“ und „schwieriger“. Grund sei das darin fehlende „Zentralisierungsgebot“, das in Wohngebäuden mit mehreren Wohnungseigentümerinnen und -eigentümern eine Art von Zentralheizung vorgesehen hätte, wie Global-Klimasprecher Johannes Wahlmüller am Mittwoch erläuterte.
„Zentralisierung ist vor allem in Städten mit vielen Gasthermen wichtig“ wie beispielsweise in Wien, so Wahlmüller. Dort sind nach Angaben der Stadt rund 600.000 Gasthermen verbaut.
„Wohnungseigentümer müssen Einigkeit herstellen“
Das sogenannte Zentralisierungsgebot hätte sichergestellt, dass in Wohnhäusern in einem gewissen zeitlichen Abstand auf eine zentrale Heizung - z.B. für Fernwärme - umgestellt werde, betonte Wahlmüller. „Wenn man das nicht hat, ist es schwierig, einzelne Gasthermen umzustellen, weil die Wohnungseigentümer Einigkeit herstellen müssen.“
Auch erwartet Wahlmüller, dass die Heizungsumstellung ohne „Zentralisierungsgebot“ aufgrund von Parallelstrukturen teurer wird. „Es werden nicht alle an Fernwärme anschließen, sondern nur ein Teil“, gibt der Klimasprecher zu Bedenken. Da müsste dann sowohl das Gas- als auch das Fernwärmenetz erhalten bleiben. „Günstiger wäre es, wenn alle auf ein System wechseln und sich die Kosten teilen“, so Wahlmüller.
Es werden nicht alle an Fernwärme anschließen, sondern nur ein Teil. Da müsste dann sowohl das Gas- als auch das Fernwärmenetz erhalten bleiben.
Global-Klimasprecher Johannes Wahlmüller
Bild: GLOBAL 2000 / Stephan Wyckoff
Er forderte die Stadt Wien auf, gesetzliche „Spielräume“ auszuloten. Energie sei Ländersache, so Wahlmüller. Eventuell könne mit eigenen Gesetzen nachgebessert werden.
SPÖ-Wien kritisiert „Light“-Version
„Die Zentralisierung des Gebäudeheizsystems ist ein wesentlicher Baustein am Weg hin zu erneuerbaren Energiesystemen im Bestand. Sie macht bestehende Gebäude fit für dekarbonisierte Fernwärme oder erneuerbare Gebäudelösungen wie z.B. Wärmepumpenlösungen“, so Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ). Die Regierung lege „mit einem mutlosen und verwässerten ,EWG light‘ nun große Steine in den Weg“, kritisiert er das geplante Gesetz.
Türkis-grün braucht Zweidrittelmehrheit
Für das Erneuerbare-Wärme-Paket ist weiterhin eine Zweidrittelmehrheit nötig: „Wir hoffen, mit diesem Vorschlag rasch einen Beschluss im Nationalrat fassen zu können“, sagte Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) zuletzt mit Blick auf die Bundes-SPÖ, die sie bereits über den neuen Plan informiert habe. Von dort hieß es am Mittwoch gegenüber der APA, man sei zwar telefonisch über den Plan informiert worden, konkretes liege aber nicht vor.
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