Ortskerne und Stadtzentren stärken - nicht nur in der Steiermark ist das eine der wichtigsten politischen Missionen, vor allem am Land. Landesrätinnen Barbara Eibinger-Miedl und Ursula Lackner suchen nun gemeinsam mit Abgeordneten, Bürgermeistern und der Verwaltung nach Lösungen jenseits des Bodensees.
Lichtensteig könnte genauso gut eine steirische Gemeinde sein: Im „Städtli“ im Kanton St. Gallen blühte im vergangenen Jahrhundert das Leben, vier Textil-Fabriken und eine Handelsroute bescherten den Bewohnern Reichtum. „Die Bank UBS wurde hier gegründet, und der Erfinder der Sekunde kommt aus Lichtensteig“, denkt Stadtpräsident Mathias Müller zurück.
Dann kam der Niedergang: Die Industrie wanderte in den Osten - in diesem Fall nach Österreich - ab, junge Menschen zogen fort, die historischen Gebäude verfielen. Der Druck war groß, die Kassen waren leer.
Vor rund zehn Jahre startete man einen Beteiligungsprozess, durch den Lichtensteig heute seine Einwohnerzahl wieder über die 2000er-Marke heben konnte. Das Geheimnis? Es klingt simpel: „Nicht so dicke Konzepte schreiben, sondern einfach ausprobieren und schauen: Was funktioniert und was nicht?“ Die Ideen und auch das Geld dafür kam stets aus der Bevölkerung - die Kommune lieferte „nur“ den Impuls und die Plattform.
Naturseifen, Craftbeer und verjüngte Bewohner
Wer heute durch Lichtensteig spaziert, wie das steirische Delegation am Montag tat, kann 24 Stunden lang Naturseifen und Craft Beer kaufen, 200 Sorten Käse probieren und sich in einem Co-Working-Space einmieten. „Leerstände sehen wir als unser größtes Potenzial“, sagt Müller.
Eine 140 Menschen starke Genossenschaft hat eine denkmalgeschützte Fabriksruine gekauft und steckt zehn Millionen Franken in das Gebäude. „Wir können als Gemeinde mit acht Mitarbeitern nicht alles selbst machen. Aber wir können etwas anstoßen.“
Hundert Gemeinden arbeiten an ihren Kernen
Mit diesem Konzept will auch die Steiermark den Ortszentren wieder Leben einhauchen. Hundert Gemeinden haben in den vergangenen zwei Jahren mit Ortskernkoordinator Stefan Spindler Kontakt aufgenommen. „Es geht darum, die Menschen zusammenzubringen. Darum, gemeinsam etwas zu machen.“
Das Ortszentrum, sagt Spindler, kann mehr. „Man hat ein Alltagsleben und ein soziales Miteinander, das ein Einfamilienhaus nicht bieten kann.“
Die Voraussetzungen stimmen
Wenn die Infrastruktur - Stichwort: Kinderbetreuung - passt, sagt Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ), steht dem nichts im Weg. „Jetzt braucht es die Bereitschaft, Ideen einzubringen und sie auch umzusetzen.“ Landesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP) sieht „ein großes Interesse der Bürger, sich einzubringen.“ Gnas, Trofaiach und Frohnleiten seien dafür nur wenige Beispiele.
Eine tolle Entwicklung kann auch als nicht so finanzstarke Gemeinde mit kleinem Team gelingen, wenn man die Bevölkerung einbindet.
Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP), teilt sich das Ressort Regionalentwicklung mit Ursula Lackner (SPÖ)
„Das wichtigste Service von unserer Seite ist eine Orientierung, wo man welche Unterstützung anzapfen kann“, sagt Eibinger-Miedl. Das Ziel will man neu definieren: Nicht „Abwanderung stoppen“, sondern „anziehend sein“. Weitere Stationen der dreitägigen Reise sind Bezau und Hittisau im Bregenzerwald, Dornbirn und Feldkirch.
Die Reise erfolgte auf Einladung des Landes Steiermark.
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