Empfindliche Pflanze

Klimawandel bedroht Anbau von Rooibos-Tee

Wissenschaft
17.03.2012 09:08
Auf der Groenkol-Rooibos-Teefarm in der südafrikanischen Provinz Westkap ist die jährliche Ernte in vollem Gange. Die Farmarbeiter schwingen ihre Sensen, lassen sie durch die roten Äste fahren. Dann werden diese gebündelt und zum Trocknen in die Sonne gelegt. Der berühmte Tee wächst nur in dieser Region am Westkap - nirgends sonst auf der Welt. Doch nun fürchten die Teebauern, dass der Klimawandel das empfindliche Ökosystem zerstören könnte, das sie für den Anbau brauchen.

In den vergangenen 13 Jahren haben sich die jährlichen Rooibos-Exporte vervierfacht. Vor allem wegen seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften und seines erfrischenden Geschmacks ist der Rotbuschtee zunehmend beliebt. Er enthält kein Koffein und nur winzige Spuren von Tannin.

"Rooibos ist endemisch für diese Region, es wächst wild hier, und nur hier", sagte Chris Du Plessis, Leiter des Ökotourismus-Veranstalters Elandsberg Eco Tourism, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. "Wenn Sie diesen Hügel hinaufgehen und auf der anderen Seite wieder hinunter, werden Sie sehen, dass 90 Prozent der Pflanzen, die dort wachsen, auf der anderen Seite nicht vorkommen." 

Symbiose mit Mikroorganismen
In dem trockenen, sandigen Gelände können nur wenige Pflanzen überleben, doch Rooibos-Büsche gedeihen prächtig, weil sie mit Mikroorganismen im Boden Symbiosen eingehen. Versuche, in Australien, den USA und sogar China Rooibos anzubauen, scheiterten.

Willem Engelbrecht erbte die Groenkol-Rooibos-Teefarm von seinem Vater. Seit er die Plantagen übernahm, beobachtete er deutliche Veränderungen beim Wetter: "In den vergangenen zehn Jahren passierten zunehmend seltsame Dinge." Schon jetzt zeichnet sich die Gegend durch extreme Wetterverhältnisse aus. Im Winter fällt die Temperatur unter die Frostgrenze, im Sommer kann es bis zu 48 Grad geben. Inzwischen sind die Sommer generell heißer und die Winter trockener. Deshalb musste Engelbrecht seine Anbaumethoden anpassen. "Früher pflügten wir den Boden um, heute pflügen wir weniger und lassen viel liegen als Isoliermaterial, prinzipiell um die Feuchtigkeit zu bewahren."

Temperaturanstieg wird zum Problem
Ein weiterer Temperaturanstieg wird für Farmer wie Engelbrecht und die umgerechnet 59 Millionen Euro schwere Rooibos-Industrie zum Problem werden. Klimaexperten warnen bereits, dass es das Westkap in den nächsten 100 Jahren hart treffen wird. "Ein plausibles Szenario ist, dass die Temperatur in weiten Teilen der Region um weitere drei Grad steigt", sagt Francois Engelbrecht vom Rat für wissenschaftliche und industrielle Forschung des Landes (CSIR). "Gleichzeitig wird diese Gegend voraussichtlich allgemein trockener. Insgesamt sieht es für die ganzen Gegenden im Inneren und an der Küste im Westen Südafrikas tatsächlich nicht sehr positiv aus."

Noch boomt die Branche. Allein die Region der Zederberge produziert 12.000 Tonnen Tee im Jahr, die Hälfte davon für den Export. Das ergibt 4,8 Milliarden Tassen Tee jährlich. Rund 4.500 Jobs bietet die Teeproduktion in der Region, da vieles in der Ernte und beim Trocknen von Hand erledigt werden muss. "Rooibos gewinnt in vielen Ländern Marktanteile und wird auf einer sehr kleinen Basis angebaut, ich denke das Geschäft kann exponentiell wachsen", so Teefarmer Engelbrecht. Die Frage ist, wie lange dieser Boom anhalten kann, bevor der Klimawandel den Anbau unmöglich macht.

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