Seit mehr als 1000 Jahren leben in Kärnten zwei Sprachgruppen: slawisch und germanisch - nicht immer in einem friedlichen Miteinander. Seit 40 Jahren berichtet die „Krone“ aus und über Kärnten. Immer wieder konfliktgeladenes Thema: die Minderheitenpolitik. Ein Rückblick.
Ja, jetzt wird wieder in die Hände gespuckt, wir steigern das Bruttosozialprodukt - mit diesem Kult-Song übt „Geier Sturzflug“ 1983 Kapitalismuskritik. In Kärnten erscheint erstmals die „Krone“, und auch im Landtag geht es hoch her.
Die Freiheitlichen fordern getrennte Schulklassen für Deutsch- und Slowenisch-Unterricht. Elf Jahre nach dem Ortstafelsturm in Südkärnten herrscht ein frostiges Klima zwischen den Volksgruppen. Zu deutlich ist noch die Erinnerung an die gewalttätigen Auseinandersetzungen: Vor den Augen der Polizei zerstörten aufgebrachte Ortstafel-Gegner die zweisprachigen Schilder in den Südkärntner Gemeinden.
Parallel kam es zu Bombenanschlägen, auch auf Denkmäler der Kärntner Volksabstimmung von 1920. Erst Jahrzehnte später werden sich Vertreter beider Volksgruppen auf eine gemeinsame Lösung einigen: Im Jahr 2011 beschließt der Nationalrat für 164 Orte in 24 Gemeinden zweisprachige Ortstafeln; eine Öffnungsklausel ermöglicht das Aufstellen zusätzlicher Tafeln unter bestimmten Bedingungen.
Zweisprachige Klassen: Protest und Erfolgsmodell
In den 1980er-Jahren dominiert der Streit um den zweisprachigen Unterricht die Minderheitenpolitik. Zwischenzeitlich besetzen junge Kärntner Slowenen sogar die Landesregierung. 1988 kommt es dennoch zur Novellierung des Minderheitenschulgesetzes. Sind mehr als sieben Kinder zum Slowenisch-Unterricht angemeldet, müssen sie in eine eigene Klasse, das sieht eine Teilungszahl im Gesetz vor.
Jahre später sollte aber auch das zum Erfolg des zweisprachigen Schulwesens führen. Die kleinen Klassen werden in den 90-ern - Slowenien ist inzwischen junge Republik und Wirtschaftspartner - auch für deutschsprachige Eltern interessant. Sie wollen ihre Kinder Slowenisch lernen lassen.
Die neue politische Lage im Nachbarland fördert die Akzeptanz des Slowenischen auch in Kärnten. Das zeigt sich etwa in der Vielzahl zweisprachiger Kindergärten und Musikschulen.
Heute sind Minderheitenthemen in in unserem Bundesland weitestgehend aus den Schlagzeilen verschwunden. Eine vielleicht nur oberflächliche Ruhe, angesichts noch einiger offener Fragen? Dass das Kärntner Slowenische mit seinen Dialekten nicht aus dem Alltag und den Familien verschwindet, ist Aufgabe einer neuen Generation.
Vielfältige und lebendige Kultur
Jeder Kärntner ist Mitglied in einem Verein, so zumindest die allgemeingültige Anschauung. Stimmt das, dann ist jeder Kärntner Slowene Mitglied in mindestens drei Vereinen.
Das beginnt schon bei den Kleinen: Die Kinder spielen Puppentheater. Kaum irgendwo sind die „lutke“ so verbreitet, wie unter den Kärntner Slowenen. Lange Tradition haben auch die Tamburizza-Gruppen, die erste, „Bisernica“, wurde 1905 in Klagenfurt gegründet.
Stark vertreten unter den Kärntner Slowenen ist das Verlagswesen: Hermagoras/Mohorjeva (1851), Drava (1952), Wieser (1987). Sie übersetzen und verbreiten slowenischsprachige Literatur (auch) aus Kärnten, inzwischen wurden mehr als 300 Bücher herausgebracht - Übersetzungen und Sekundärliteratur. Literarische Aushängeschilder sind Florjan Lipuš und Maja Haderlap, eine junge Vertreterin ist Verena Gotthardt.
Wer nicht schreibt, singt - in einem der zahllosen Chöre oder in einer Musikgruppe. Dass die Musik jene Sprache ist, die die beiden Gruppen in Kärnten verbindet, zeigt der erfolgreiche Wettbewerb „Chor des Jahres“, bei dem deutschsprachige, slowenischsprachige und gemischte Chöre gegeneinander antreten.
Kulinarische Besonderheit ist die pohača, das Pendant zum Kärntner Reindling. Mahlzeit!
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