Beratung für Täter

Verprügelt und bedroht: 4-fache Mutter als Opfer

Oberösterreich
28.10.2023 06:00

Völlig eskaliert ist ein Familienstreit am Nationalfeiertag in Bad Ischl. Dort soll ein Einheimischer (39) seine Frau geschlagen und mit dem Umbringen bedroht, sich letztlich im gemeinsamen Einfamilienhaus verschanzt haben. Die „Krone“ wollte wissen, welche Konsequenzen den Gewalttätern drohen.

Geschlagen und mit dem Umbringen bedroht: Ein Familienstreit am Nationalfeiertag in Bad Ischl lief völlig aus dem Ruder. Um 13.45 Uhr rief eine 4-fache Mutter (39) die Polizei zu Hilfe, da ihr gleichaltriger Mann gewalttätig sei. Als die Streife beim Einfamilienhaus eintraf, war nur die Anruferin zuhause. Den Täter – er soll schon öfter wegen Drogendelikten mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein – trafen die Beamten nicht an. Die vier Schulkinder des Paares sollen sich seit zwei Tagen bei den Großeltern aufhalten.

Betretungsverbot für Täter
Als die Polizisten den 39-Jährigen später in Bad Ischl anhielten, soll er sich sehr aggressiv verhalten haben und wurde mit einem Betretungs- und Annäherungsverbot für das gemeinsame Haus belegt. Als die 39-Jährige mit dem Auto zur Polizeistelle fahren wollte, um Anzeige gegen ihren Mann zu erstatten, tauchte dieser plötzlich vor ihrem Wagen auf, zwang sie zum Anhalten. Dann hätte er die Autotür aufgerissen, der Frau den Schlüssel weggenommen, sie geschlagen und mit dem Umbringen bedroht.

Cobra rückte an
Bei der späteren Einvernahme am Posten erwähnte die Frau, dass ihr Mann eine Langwaffe besitze, woraufhin die Cobra und die Schnelle Interventionsgruppe zum Haus der Familie anrückten. Der 39-Jährige verschanzte sich zuerst im Gebäude, versuchte dann zu flüchten. Gegen 20 Uhr klickten für den Bad Ischler aber die Handschellen.

Fakten

Seit 1. September 2021 müssen alle Personen, gegen die ein Betretungs- und Annäherungsverbot ausgesprochen wird, eine verpflichtende Gewaltprävention von sechs Stunden absolvieren. Dabei soll das Verhalten reflektiert und eine Änderung gefördert werden. Auch Verantwortungsübernahme ist Thema.

4000 Beratungen für Täter
Seit 1. September 2021 müssen sich Personen, die von der Polizei mit einem Betretungs- und Annäherungsverbot belegt werden, binnen fünf Tagen mit einer Beratungsstelle für Gewaltprävention in Verbindung setzen. „Neustart“ führt diese sechsstündigen Gespräche in Oberösterreich durch, verzeichnete in den letzten zwei Jahren rund 4000 Zuweisungen.

Zitat Icon

Viele, die Gewalt ausüben, leben ein bestimmtes Männlichkeitsbild, das Gewalt als Lösung oder Reaktion auf Probleme vorsieht.

Thomas Marecek, Kommunikation bei „Neustart“

Männer sind gewaltbereiter
„90 Prozent der Personen sind Männer“, erklärt Pressesprecher Thomas Marecek, „wir haben Klienten aller Altersgruppen, quer durch alle Schichten“. Im Gespräch versuchen die Sozialarbeiter zum einen, die Gewaltsituationen zu beenden, aber auch eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Wichtig sei, dass die Klienten Verantwortung für ihr Tun übernehmen, denn oft versuchen sich diese mit Aussagen wie „Das war ja nicht so schlimm“ oder „Ich wurde provoziert“ zu rechtfertigen.

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