Viele Keller geflutet

Kärnten unter Wasser: Muren, Sperren, Stromausfall

Kärnten
03.11.2023 08:32

Der Starkregen hat in der Nacht die Feuerwehren in Kärnten auf Trab gehalten. Einsätze gab es zum Großteil wegen überfluteter Keller und Straßen, angesichts der Vorbereitungen war man recht gut gerüstet. Doch die Fähre kann die Guntschacher nicht fahren. Der Ort ist wieder auf sich allein gestellt.

Bereits am Donnerstag hatte man sich auf die eintreffenden Unwetter vorbereitet, der Zivilschutzverband des südlichsten Bundeslandes hatte gemeinsam mit dem Krisenstab an die Eigenverantwortlichkeit der Bürgerinnen und Bürger appelliert: „Nehmen Sie die Wetterwarnungen für Ihre Gebiete ernst! Begeben Sie sich bei Hochwasser und Sturm nicht unnötig in Gefahr. Das Menschenleben steht immer über dem Schutz von Hab und Gut.“

Droht dem Rüsthaus ein Erdrutsch?
Die Feuerwehr Gmünd warnt Freitag am frühen Nachmittag: „Meiden Sie diesen Bereich vorerst!“ Denn ein Erdrutsch droht im Bereich des Rüsthauses von Gmünd. Der Einsatzleiter, der Landesgeologe und der Amtsleiter der Stadtgemeinde besichtigen das Areal.  

1600 Haushalte ohne Strom
Am Nachmittag hatten heftige Sturmböen bereits für einige Einsätze gesorgt, zahlreiche umgestürzte Bäume mussten entfernt werden. In Ferlach wurden Sturmböen mit rund 90 km/h gemessen. Am Dobratsch gab es Sturmböen mit 126 km/h, berichtet der ORF. Rund 1600 Haushalte waren ohne Strom. 

Mehrere Keller und Straßen überschwemmt
Der gegen Abend einsetzende Starkregen verschärfte die Lage zusätzlich, erneut mussten die Einsatzkräfte wegen überschwemmter Straßen und Keller ausrücken. Angesichts der Vorbereitungen kam es allerdings zu keinen großen Vermurungen oder Verklausungen, berichtete etwa die Feuerwehr Kötschach-Mauthen. 

Starke Windböen, im Raum Ferlach erreichten diese Geschwindigkeiten bis zu 90 km/h, warfen Bäume um, auch über Straßen und Stromleitungen. Auf einem Parkplatz in Feistritz im Rosental beschädigten umstürzende Bäume fünf Autos. Während die Autobesitzer ausgemittelt wurden, fielen erneut Bäume auf eine Grünfläche bei der Parkfläche. Wegen Gefahr für Leib und Leben wurde der Parkplatz gesperrt. 

Gail flutet See
Auch im Klagenfurter Südpark drang in der bei den jüngsten Unwettern bereits gefluteten Tiefgarage wieder Wasser ein. Noch bedrohlicher ist die Lage im Unteren Gailtal östlich von Hermagor: „Die Einmündung vom Seeausfluss in die Gail ist nun zum Seeeinfluss geworden“, berichtet etwa Christian Pongratz vom Pressegger See, der auf einen 10-Jahres-Hochwasserstand zusteuert.

Erdmassen bis zur Haustür
Nördlich eines Wohnhauses in der Gemeinde Berg im Drautal rutschte der Hang über Nacht wegen des starken Regens über die Gemeindestraße gegen die Hausmauer. Erde kam vor Haustür und Garage zum Stillstand. 30 Einsatzkräfte der Freiwilligen Feuerwehr Berg im Drautal rückten aus. Der Schaden kann noch nicht beziffert werden.

Guntschach ist nun auch den Wasserweg los
Das Vereinshaus der Valentinsfähre steht etwa einen halben Meter unter Wasser. „Auch die Stege sind abgesoffen. Feiner Schlamm dürfte in der Vereinshütte in die Elektrogeräte gelangen. Wir haben den Fährbetrieb eingestellt. Es besteht ja Lebensgefahr“, so Florian Poganitsch vom Verein Valentinsfähre. Die Fährmänner bringen Personen seit vielen Monaten nicht nur wegen des Erlebnisses über die Drau: Sie sind seit einem Felssturz im Dezember 2022 für die Bewohner von Guntschach die einzige Möglichkeit, nach außen zu gelangen. Denn noch steht keine neue Straße, und der Behelfsweg ist nach dem jüngsten Starkregen stark ausgeschwemmt. „Die Guntschacher sind derzeit auf sich alleine gestellt. Wann wir wieder mit der Fähre fahren, ist unklar, aber wohl nicht vor Mitte nächster Woche. Denn in Oberkärnten soll bis Sonntag viel Regen fallen, und der kommt über die Drau auch zu uns“, so Poganitsch. Steige der Wasserpegel noch stärker an, könnte es sogar die Hütte wegreißen...

Verklausungen ließen den Höflingsbach im Gailtal über die Ufer treten, die Gailtalstraße wurde im Bereich des Ortes Höfling unterspült. Schlamm und Geröll verlegten durch einen Murenabgang die Gailtalstraße zwischen Tröpolach und Watschig.

Der Gailtalradweg R3 musste im Bereich zwischen Förolach/Görtschach und Vorderberg aufgrund der hochwasserführenden Gail und der damit verbundenen Überflutung für den gesamten Verkehr gesperrt werden. Die Sperre ist bis dato aufrecht.

Die Ferndorfer Straße zwischen Lang und Ferndorf wurde durch eine etwa zehn Meter breite und einen Meter hohe Mure verlegt. Eine Umleitung wurde eingerichtet.

Zahlreiche Straßen wurden gesperrt
Aufgrund der Unwetter sind nach wie vor zahlreiche Straßen gesperrt, so etwa der Wurzenpass und die Loiblpass-Straße. Die Katschberg-Straße musste wegen Überflutung ebenfalls gesperrt werden. Gesperrt wurde auch die Trefflinger Landesstraße zwischen Seeboden und Gmünd. Einige Straßen mussten - teils kurzzeitig - gesperrt werden, wie die L104, die Verbindungsstraße zwischen Unterloibl und Ferlach, die L103, die Waidischer Straße von Zell-Freibach bis zur Abzweigung Schaidasattel (Sperre bereits aufgehoben), Teile der L99 (Wellersdorfer Straße), Abschnitte der B109 (Wurzenpass-Straße), der L19 (Innerkremser Landesstraße) und der B99 (Katschberg-Bundesstraße). Die Sperre der B111 im Bereich Tröpolach-Watschig konnte bereits aufgehoben werden.

Das Wetter soll sich im Laufe des Freitags beruhigen.

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