ÖVP-Klubchef:

Diese Menschen sollen erst später in Pension gehen

Politik
13.11.2023 09:05

Die Menschen im Land werden statistisch gesehen immer älter - das bringt auch unser Pensionssystem zum Wackeln. Mit neuen Anreizen möchte die Bundesregierung die Menschen motivieren, freiwillig länger arbeiten zu gehen. ÖVP-Klubchef August Wöginger stellt nun klar, wer künftig länger arbeiten soll: All jene, die ein Studium abgeschlossen haben.

„Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, verdienen sich eine anständige Pension“, erklärte Wöginger dem „Profil“. Man müsse aber angesichts der Kosten für das Pensionssystem künftig in eine andere Richtung gehen: „Wer eine längere Ausbildung gemacht hat, soll länger arbeiten. Das ist sozial gerecht“, nimmt er dabei vor allem jene in die Pflicht, die sich statt etwa einer Lehre oder einem direkten Berufseinstieg für ein Studium entschieden haben.

Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter in Österreich liegt derzeit bei 61,9 Jahren für Männer und 59,9 Jahren für Frauen. (Bild: S.Gnatiuk/stock.adobe.com)
Das durchschnittliche Pensionsantrittsalter in Österreich liegt derzeit bei 61,9 Jahren für Männer und 59,9 Jahren für Frauen.

„Das ist kein Bashing gegen Studenten, die brauchen wir: Aber wer um zehn Jahre später zu arbeiten beginnt als ein Lehrling, ist anders zu bewerten. Und er soll bis 65 arbeiten und nicht früher in Pension gehen“, führte Wöginger in dem Interview weiter aus.

Wöginger warnt Teilzeit-Beschäftigte vor einem „bösen Erwachen“, wenn der Pensionsbescheid ins Haus flattert. (Bild: APA/EVA MANHART)
Wöginger warnt Teilzeit-Beschäftigte vor einem „bösen Erwachen“, wenn der Pensionsbescheid ins Haus flattert.

„Wohlstand wird sich nicht von selber tragen“
Kritisch sieht der ÖVP-Klubchef im Parlament auch den Trend zu immer mehr Teilzeitbeschäftigungen: „Der Wohlstand wird sich nicht von selber tragen. Das muss man der Bevölkerung sagen“, man wolle zwar den sozialen Wohlfahrtsstaat erhalten, ohne Arbeit werde das aber nicht gehen. „Arbeit ist ja Lebensinhalt, nicht nur Bürde. Noch dazu kann man sich derzeit den Arbeitsplatz aussuchen.“

Studierende starten mit 21 Jahren ins Berufsleben
Rein statistisch gesehen liegt Wöginger mit seiner Forderung aber etwas daneben: Laut einer Studie des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo) aus dem Jahr 2022 beginnen österreichische Studierenden im Durchschnitt im Alter von 21,3 Jahren mit der Erwerbsarbeit - und damit eben nicht zehn Jahre nach jenen Personen, die mit 16 eine Lehre starten.

Dabei gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den Geschlechtern und den Studienfächern. Männer beginnen im Durchschnitt ein Jahr früher mit der Erwerbsarbeit als Frauen, nämlich im Alter von 20,3 Jahren. In technischen Studienfächern beginnen die Studenten im Durchschnitt bereits im Alter von 19,4 Jahren mit der Erwerbsarbeit, während sie in Geistes- und Sozialwissenschaften erst im Alter von 22,5 Jahren beginnen.

Immer mehr müssen arbeiten
Die Studie des Wifo zeigt auch, dass die Erwerbstätigkeit von Studenten in Österreich in den letzten Jahren zugenommen hat. Im Jahr 2022 waren 67 Prozent der österreichischen Studenten erwerbstätig, während es im Jahr 2002 noch 57 Prozent waren. Dieser Trend wird sich voraussichtlich auch in den kommenden Jahren fortsetzen.

Die Gründe für den Beginn der Erwerbsarbeit während des Studiums sind vielfältig. Viele Studierenden arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, da die Studiengebühren in Österreich nicht vollständig vom Staat übernommen werden. Andere arbeiten, um Berufserfahrung zu sammeln oder um sich für ein späteres Berufsleben zu qualifizieren.

Bei Pensionen muss sich etwas tun
Ganz grundsätzlich besteht bei den Pensionen aber Handlungsbedarf, sind die Kosten dafür in den letzten Jahren doch stark gestiegen: Im Jahr 2023 betrugen sie rund 25 Milliarden Euro, was einem Anteil von 13,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) entspricht. Bis zum Jahr 2030 werden die Kosten voraussichtlich auf 30 Milliarden Euro anwachsen, immerhin schon 15,1 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Anreize für längeres Arbeiten
Erst vergangene Woche hat sich die Bundesregierung daher dazu entschlossen, mit Anreizen gegenzusteuern. Wer in der Pension weiterarbeitet, soll künftig bis zu einer Zuverdienstgrenze von rund 1000 Euro keine Pensionsversicherungsbeiträge mehr zahlen. Laut Wögingers Rechnung würden sich weiterarbeitende Pensionistinnen und Pensionisten damit im Laufe eines Jahres etwa 1200 Euro an Beiträgen ersparen.

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