Die Bio-Landwirtschaft soll in der Steiermark in den kommenden Jahren um 22.000 Hektar ausgebaut werden. Die Nachfrage nach Produkten stagniert.
Erstmals überhaupt ist die Nachfrage nach Bio-Artikeln im Lebensmitteleinzelhandel hierzulande nicht angestiegen. Mit 11,5 Prozent lag der Anteil im ersten Halbjahr 2023 aber zumindest auf dem Vorjahresniveau. Dennoch schrillen mittlerweile natürlich auch bei den Verantwortlichen die Alarmglocken: „Wir wollen den Bio-Anteil in der Landwirtschaft bis 2027 österreichweit auf 30 Prozent erhöhen. Das kann aber nur gelingen, wenn Angebot und Nachfrage im Gleichschritt wachsen“, weiß auch Neo-Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer (ÖVP), die ja mit ihrer Familie in Hitzendorf selbst eine Landwirtschaft betreibt.
Großküchen im Bio-Visier
Ein essenzieller Hebel, um mehr Absatz für nachhaltige Lebensmittel zu schaffen, sind Groß- und Gemeinschaftsküchen. Viele Experten kritisieren, dass genau dafür in der Steiermark bisher aber der letzte politische Wille zur Umsetzung gefehlt hat. Ein Blick ins benachbarte Burgenland könnte dabei zeigen, wie es gehen könnte - das östlichste Bundesland gilt mit einem Bio-Anteil von 50 Prozent in den Gemeinschaftsküchen als absoluter Bio-König.
Laut einem Aktionsprogramm des Ministeriums soll nun eben auch in der Steiermark die nachhaltige Landwirtschaft in den nächsten vier Jahren auf 30 Prozent ausgebaut werden - das würde allein in der Steiermark ein Plus von 22.000 Hektar (entspricht einer Fläche von rund 30.800 Fußballfeldern!) bedeuten, unser Bundesland käme dann auf stolze 110.000 Hektar Bio-Fläche. „Ein sehr ambitioniertes Ziel“, nickt da auch Thomas Gschier, Obmann von Bio Ernte Steiermark. „Aber uns muss eines klar sein: Investieren wir in Bio, investieren wir in unsere Zukunft, denn Bio ist eine Antwort auf den Klimawandel.“
Bio-Gemüse weiter im Trend
Beim Gemüseanbau sind nachhaltige Produkte weiterhin sehr gefragt und ihnen werden auch in Zukunft gute Wachstumschancen prognostiziert. „Deshalb wollen wir in den nächsten fünf Jahren das Bio-Gemüseangebot in der Steiermark auch verdoppeln“, stellt Maria Pein, Vizepräsidentin der steirischen Landwirtschaftskammer, klar.
Wir sind Vorreiter in der Bio-Landwirtschaft. Doch jetzt braucht es Maßnahmen, um die Konsumenten weiter für die Produkte zu begeistern.
Simone Schmiedtbauer, Landesrätin
Ähnliches gilt für den Bio-Weinbau: Dort ist die Anbaufläche seit 2015 bereits um mehr als 80 Prozent auf knapp 900 Hektar gestiegen.
Bauern arbeiten an Kundennähe
Rekord-Inflation und instabile Weltmarktpreise gehen auch an der heimischen Bio-Landwirtschaft nicht spurlos vorüber. Auch wenn die Absatzzahlen noch einigermaßen konstant bleiben, gestaltet sich jedoch die Nachwuchs-Suche zusehends schwieriger: „Wir bemerken eine gewisse Unsicherheit bei den Landwirten, auf Bio zu setzen“, sagt Josef Renner, Geschäftsführer von Bio Ernte Steiermark. Bis vor Kurzem wären immer mehr neue Landwirte hinzu gekommen, als aufgehört haben - „dies war heuer erstmals anders“, berichtet der Experte.
Um den Bauern mehr Sicherheit und neue Zukunftsperspektiven zu geben, arbeitet man in der Steiermark mit Hochdruck an neuen Absatzmöglichkeiten. Rinner: „Wir sind gerade dabei, völlig neue Liefersysteme zu entwickeln. Für den Einzelkunden, aber auch für Firmen, soll es schon bald so einfach wie möglich werden, an Bio-Lebensmittel zu kommen - im Idealfall, so simpel wie ein Einkauf bei Amazon.“
Neue Bio-Modellregionen sollen mit Anfang des nächsten Jahres zudem die Branche stärken, wobei das Vulkanland den Anfang macht. Details will man im Dezember der Öffentlichkeit präsentieren.
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