Ein Brand an Bord, dann Feuer im Frachtraum kurz vor dem Abflug nach Israel. Nur zwei von vielen Pannen, die klar aufzeigen, dass unsere „Air Force One“ jetzt nach stolzen 56 Jahren sehr gebrechlich ist und die nötige Ablöse bevorsteht.
Allerdings wäre es unfair, den drei C-130-„Transportbüffeln“ der rot-weißen-roten Luftwaffe ihre Verdienste abzusprechen. Blenden wir einmal zurück: Beim Ankauf von der Royal Air Force 2003 standen die Hercules-Transporter bereits 35 (!) Jahre im Dienste des Vereinigten Königreiches. Ehrlich zurückgeblickt: Sie waren alt. Und nach Hunderttausenden Flugkilometern klapprig. Folglich folgten Generalüberholungen. Nach dem Facelifting erhoben sich die runderneuerten Maschinen wieder in die Lüfte. Frisch olivgrün lackiert, fast wie neu ...
17.000 Flugstunden für die Versorgung der Truppen
Unzählige Luftbrücken wurden seither errichtet, militärische und zivile. Ihre Bewährungsprobe bestand die Dreierflotte 2004 nach dem Tsunami bei Langstreckenflügen nach Sri Lanka.
17.000 absolvierte Flugstunden in 20 Jahren unterstreichen die Ausdauer der Lockheed-Maschinen. Trotz ihrer vier Turboprop-Triebwerke ist der 30 Meter lange Flieger etwas flügellahm und erreicht nur eine bescheidene Reisegeschwindigkeit von maximal 540 km/h.
Dafür erfüllte der fliegende Transporter wahre Herkulesaufgaben bei der Truppenversorgung im Auslandseinsatz: Über die Heckklappe finden 20 Tonnen Ausrüstung, Waffen, Verpflegung etc. im Frachtraum locker Platz.
Allein während der humanitären UN-Mission im Tschad (2008–2009) sorgte die Hercules-Crew mit 1200 Flugstunden für die nötige Unterstützung unserer Soldaten in Afrika.
2011 bewährte sich das Hercules-Trio als Luftbrücke in die Sicherheit: So wurden aus dem Pulverfass Libyen, wo ein blutiger Bürgerkrieg tobte, Europäer nach Malta ausgeflogen.
Einzige Luftbrücke aus dem Chaos in Krisengebieten
Und nachdem der Arabische Frühling in Nordafrika in ein apokalyptisches Chaos ausgeartet war, holte unser Transportgeschwader mit Elitesoldaten des Jagdkommandos Dutzende EU-Bürger und Österreicher unter Lebensgefahr aus Ägypten.
Zudem waren seit 2003 alle Verteidigungsminister bei Dienstflügen mit an Bord. Zum Schmunzeln: ein Weihnachtsflug in den Kosovo. Wegen Nebel konnte die Hercules nicht landen und kreiste mit Minister Klug sowie Speck, Brot und 70 Fässern Bier an Bord über Pristina – bis aus Spritmangel heimgeflogen wurde ...
DAS Hercules-Erlebnis für „Krone“-Reporter Christoph Matzl: ein Fallschirmsprung mit Jagdkommando-Soldaten beim Fliegerhorst Langenlebarn. Von der Heckklappe aus 4000 Metern ab in die Tiefe, grenzenlose Freiheit über der Donau.
Die Nachfolgerin: Fit für die Zukunft
Überfliegt man die Pannen-, Pech- und Pleitengeschichten allein rund um die überalterte Transportflugzeugflotte, so zeigt sich einmal mehr, dass in vielen vergangenen Jahren der Sparkurs beim Militär zu einem peinlichen, ja gefährlichen Zustand des Kriegsgeräts geführt hat.
Umso wichtiger war deshalb die klare Entscheidung von Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP), den Ankauf neuer Transportmaschinen endlich in die Wege zu leiten.
Bereits 2021 wurde die Beschaffung in der Nachfolge der C-130-Maschinen eingeleitet. Das Ergebnis: Vier in Brasilien produzierte Embraer C-390 sollen das altersschwache Hercules-Trio ablösen.
Die Kosten liegen pro Flugzeug zwischen 130 und 150 Millionen Euro. „Da Portugal und Ungarn ebenfalls auf diesen Flugzeugtyp setzen, ergeben sich Möglichkeiten für Kooperationen, um den Kauf kostengünstiger zu gestalten und Synergien, zum Beispiel bei der Ausbildung, zu schaffen“, so die Ministerin. Wird der Vertrag 2024 unterschrieben, könnte zwei Jahre danach die erste Embraer bei uns landen.
Bis dahin gilt es, weiterhin um gute Flüge für die Hercules zu beten ...
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