Zahlen aus Österreich

Mehr als jedes zehnte Kind wächst in Armut auf

Politik
23.11.2023 13:28

Etwas mehr als jedes zehnte Kind (13 Prozent) in Österreich wächst in einer armen Familie auf. Diese schlechteren Startbedingungen spüren sie dann noch im Erwachsenenalter. Beispiele sind schlechtere Bildungschancen und weniger Möglichkeiten am Arbeitsmarkt im Vergleich zu Kindern aus reicheren Familien.

Eine OECD-Studie im Auftrag des Sozialministeriums untersuchte jetzt die soziale Lage und das Wohlbefinden von Kindern in Österreich im Jahr 2021. Zentrale Ergebnisse: 13 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Österreich sind von Einkommensarmut betroffen, nur acht Prozent mangelt es jedoch an Notwendigkeiten. Letzteres liegt unter dem europäischen Durchschnitt (zwölf Prozent). Ungefähr acht Prozent aller Kinder und Jugendlichen haben Eltern mit einem niedrigen Bildungsabschluss. Das ist einer von drei Indikatoren für soziale Benachteiligung.

Chancengleichheit beginnt in Kindheit
„Chancengleichheit fängt in der Kindheit an“, sagte Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) bei der Präsentation der Studie am Donnerstag. Um die Lebensperspektiven der Kinder und Jugendlichen zu verbessern, müssten die Erwerbstätigkeit der Eltern gefördert und die Betreuungsaufgaben zwischen ihnen gerecht aufgeilt werden, sagte der stellvertretende Generalsekretär der OECD, Yoshiki Takeuchi.

Johannes Rauch im Nationalrat (Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)
Johannes Rauch im Nationalrat

Rauch sprach zudem von treffsichereren Familienleistungen, einem Ausbau der Kinderbetreuung und des gemeinnützigen Wohnbaus. Ähnliche Forderungen - zum Beispiel ein Ausbau der Ganztagesschulen und ein kostenloses, gesundes Mittagessen für alle Kindergarten- und Schulkinder (SPÖ) sowie ein Überarbeiten des Sozialhilfegesetzes (Netzwerk sozialer Hilfsorganisationen) - kamen von der SPÖ, der Volkshilfe und anderen Gesundheitsorganisationen.

„Armut macht krank“, erinnerte Rauch am Donnerstag. In Österreich lebten im Jahr 2021 etwa fünf Prozent aller Kinder in beengten und feuchten beziehungsweise schlecht ausgestatteten Wohnräumen. Allerdings empfinden laut OECD 99 Prozent aller Eltern den medizinischen Bedarf ihrer Kinder abgedeckt.

Kinderarmut kostet Staat 17 Milliarden Euro/Jahr
„Die Schlüsselfrage ist nicht: ‘Was kostet es, Kinderarmut zu bekämpfen?‘ sondern ‘Was kostet uns Kinderarmut?“, sagte Rauch. Laut OECD-Studie liegen die Folgekosten, beispielsweise durch Arbeitslosigkeit oder einen schlechten Gesundheitszustand, bei 17,2 Milliarden Euro pro Jahr. Das entspricht 3,6 Prozent des österreichischen Bruttoinlandsprodukts. Der erhöhte Bedarf von Sozialleistungen macht staatliche Mehrkosten von 700 Millionen Euro aus.

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