Hat das Land Steiermark beim Verkauf des „Sim-Campus“ an die Alpinresort Präbichl GmbH im Jahr 2021 bewusst Bilanzen gefälscht? Diesen schweren Vorwurf legt ein jetzt aufgetauchtes Gutachten nahe.
Ein Ende hätte am Montag die leidige Geschichte rund um den Verkauf des ehemaligen „Sim-Campus“ (Simulationsspital in Eisenerz) durch das Land Steiermark an einen Privaten (Alpinresort Präbichl GmbH) im Jahr 2021 nehmen sollen. Da war nämlich am Landesgericht Leoben die letzte Verhandlungsrunde in der Causa angesetzt.
Fehlende Liquiditätsprüfung
Doch der Landesrechnungshof unter der Leitung von Heinz Drobesch grätschte mit seinem in der Vorwoche veröffentlichten Prüfbericht zum Sim-Campus kurzfristig noch dazwischen: Bemängelt wurden da ja unter anderem die fehlende Kosten-Nutzen-Abwägung bei der Errichtung der Sim-Campus-GmbH oder etwa in weiterer Folge die nicht erfolgte Liquiditätsprüfung des Kaufinteressenten - wir berichteten.
Die Rechnungshof-Prüfer förderten bei genauerer Betrachtung des 107 Seiten starken Berichts aber noch einen weiteren Mosaikstein zutage - und der dürfte über Sprengkraft verfügen: Man stieß auf ein Bewertungsgutachten der Steuerberatungsfirma Deloitte, offiziell datiert im April 2021, in Auftrag gegeben vom Land Steiermark. Demnach wäre die Liegenschaft mit maximal 454.000 Euro zu bewerten. Jedoch: Die Anteile gingen vier Monate später mit 650.000 Euro über den Ladentisch.
Information bewusst verschwiegen?
„Hat man diese wesentliche Information bewusst verschwiegen und nur geschaut, dass man schnell ein insolventes Unternehmen weiterbringt?“, warf der Anwalt der beklagten Partei, Markus Tutsch, gestern bei der Verhandlung eine heikle Frage auf.
Für Richterin Gerit Böchzelt jedenfalls Grund genug, den Prozess zu unterbrechen - das aufgetauchte Gutachten muss nun eingearbeitet werden. Für die Verantwortlichen könnte es damit noch ungemütlich werden: Immerhin stehen die Vorwürfe der Insolvenzverschleppung über Bilanzfälschung bis hin zu Amtsmissbrauch im Raum.
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