Die Geschichte der Koralmbahn ist knapp vier Jahrzenten alt. Beim Start des Jahrhundertprojektes gab es großen Widerstand, heute gibt es fast nur Jubelrufe.
Knapp 40 Jahre ist es her, dass die ersten Weichen für den Bau der Koralmbahn, die Kärnten mit der Steiermark verbinden wird, gelegt wurden. „Bereits vor 38 Jahren hat es ja erste Studien an der TU-Graz gegeben. Die Trasse war von der ersten Stunde an in aller Munde“, erklärt Gerald Zwittnig, Projektleiter der ÖBB-Infrastruktur AG.
Damit ist das Jahrhundertprojekt fast so alt wie die „Kärntner Krone“, die Anfang November ihren 40. Geburtstag feierte.
Die Machbarkeitsstudie für die Süd-Ost-Spange wurde 1991 erstellt. Vier Jahre später konnten sich dann die Bürger bei ersten Info-Veranstaltungen einbringen. „Da ist es teilweise wild zugegangen. Eine Frau wollte sogar in einem Gebiet Biber retten, wo es damals gar keine gab“, weiß ÖBB-Sprecher Herbert Hofer.
Doch das Projekt hatte auch einflussreiche Gegenspieler. 2012 brachte der Verkehrsexperte der TU Wien, Hermann Knoflacher, mit seiner Expertise den Bau des Koralmtunnels fast zum Einstürzen. Seines Erachtens habe es für das Projekt keine sachlichen Grundlagen gegeben und es sei „hinausgeschmissenes Geld“. Auch die Grünen sprachen sich zu dieser Zeit dagegen aus.
„Viele Hürden, viele Bremsen“
Der damalige Landeshauptmann Gerhard Dörfler erinnert sich: „Es gab viele Hürden zu überwinden, viele Bremsen sind gezogen worden, die den Bau der Trasse fast zum Entgleisen gebracht hätten. Bei jedem berechtigten Jubel, der heute herrscht, sollte das nicht vergessen werden.“ Meilensteine wurden seit Baustart viele erreicht.
Besonders sticht dabei natürlich der 33 Kilometer lange Koralmtunnel hervor. „Der Tunnelbau zählt zu den größten Herausforderungen der Ingenieurskunst und gilt als Herzstück des Projektes. Die Mineure haben Sensationelles geleistet“, so Zwittnig. „Vom Start der Erkundungsbohrungen bis zum finalen Tunneldurchschlag sind 18 Jahre vergangen.
800 Experten und drei gigantische Bohrmaschinen haben bei dem Bauwerk mehrere Rekorde gebrochen“, so Zwittnig. Im Juni 2023 ist dann der erste Probezug durch den Tunnel gefahren – die „Krone“ war natürlich dabei.
Ein weiteres Highlight ist der Bau der Draubrücke in einem ökologisch sensiblen Gebiet, der 2014 fertiggestellt wurde. „Sie führt 600 Meter über den Draufluss und ist damit die längste Brücke Kärntens“, betont ÖBB-Pressesprecherin Rosanna Zernatto-Peschel.
Auch der Bau der Tunnelkette Granitztal, des Bahnhofs St. Paul im Lavanttal und der Jauntalbrücke sind beachtliche technische Leistungen. Und nun, knapp vier Wochen nach dem „Kärntner Krone“-Jubiläum, wird auch die S-Bahn erstmals entlang der Koralmstrecke Klagenfurt - St. Paul anfahren.
Einer, der von der ersten Stunde an dabei war, ist St. Pauls Altbürgermeister Hermann Primus. Er erinnert sich: „Es hat viele Planungsvarianten für die Strecke gegeben. Zu Beginn hätte die Bahnhofsmetropole eigentlich in Wolfsberg errichtet werden sollen.“
Allein fünf Verkehrsminister waren während seiner 30-jährigen Dienstzeit als Bürgermeister integriert gewesen: „Wir haben zehn Jahre um den Namen Bahnhof St. Paul im Lavanttal gekämpft.“
Kurz vor Projektstart sei alles positiv ausgegangen, auch der Campusbau für die Wirtschaft: „Die Schließung des alten Bahnhofes wird ein Schatten bleiben. Hunderte Schüler werden mit Bussen nach St. Paul gebracht.“
Bürgermeister Thomas Krainz erinnert sich: „Uns ist die Koralmbahntrasse sehr schmackhaft gemacht worden. Die vielen Bürgerinitiativen, die gegründet worden sind, haben viel erreicht.“ Unter anderem die zahlreichen ökologischen Ausgleichsflächen wie etwa die Brenndorfer oder Seidendorfer Bucht: „Da wurden Fische, Vögel, Schlangen umgesiedelt.“
Ein Schatten für Krainz sei aber der Halt in Mittlern. „Die S-Bahn hält mitten im Wald-Gebiet der Dobrowa. Viele Menschen regen sich auf, denn der Weg in den Ort ist ein Kilometer lang. Die Bürger haben Angst diese Strecke zu gehen.“
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