Auch mobile Teams

Gewaltambulanzen starten zunächst im Osten

Politik
06.12.2023 16:30

Jede dritte Frau in Österreich ist von Gewalt betroffen. Um diese Zahl zu reduzieren, wurden laut Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) bereits viele Maßnahmen getroffen. Nun werden sogenannte Gewaltambulanzen eingeführt - zunächst im Osten (siehe Video oben).

Zur Modellregion gehören die Bundesländer Wien, Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark und Kärnten. In Graz gibt es bereits eine Gewaltambulanz, die aber noch nicht rund um die Uhr geöffnet ist. Wie berichtet, handelt es sich bei Gewaltambulanzen um einen Untersuchungsraum an einem fixen Standort. Sie sehen ein kostenloses und verfahrensunabhängiges Sichern von Beweisen durch Fachleute aus der Gerichtsmedizin vor. „Frauen brauchen möglichst niederschwellige Orte, um sich in geschütztem Setting kostenlos untersuchen lassen zu können“, sagte Justizministerin Alma Zadić (Grüne).  Die Gewaltbetroffenen sollen außerdem an Frauen- und Opferschutzeinrichtungen weitervermittelt werden.

Eine Gewaltambulanz gibt es bereits in Graz, weitere sollen jetzt in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und Kärnten folgen. (Bild: Radspieler Jürgen)
Eine Gewaltambulanz gibt es bereits in Graz, weitere sollen jetzt in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und Kärnten folgen.

Mobile Teams in ländlichen Regionen
Darüber hinaus soll es laut Zadić und Raab mobile Teams geben, die bei Bedarf ausrücken und zum Beispiel ländliche Regionen abdecken können. Ein Hintergrund für die neuen Gewaltambulanzen ist die niedrige Verurteilungsrate der Täter. Diese liegt derzeit bei unter zehn Prozent. Das führe zu einer Hemmschwelle, Gewalt anzuzeigen. Zadić verwies am Mittwoch auf Belgien, wo sich die Verurteilungsquote nach der Einführung von Gewaltambulanzen verdoppelt habe. Die Einrichtungen können aber auch unabhängig von einer Anzeige aufgesucht werden. Der Start wird wissenschaftlich evaluiert und begleitet.

38 Betretungs- und Annäherungsverbote täglich
„Der Großteil der Gewaltakte passiert zu Hause im eigenen familiären Umfeld“, sagte der ebenfalls eingebundene Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Im vergangenen Jahr sind laut Raab bereits viele Maßnahmen gegen Gewalt an Frauen gesetzt worden. „Trotzdem wurden heuer 26 Frauen im Alter von 19 bis 95 Jahren ermordet“, sagte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP). Hinzu kamen mehr als 14.000 verhängte Betretungs- und Annäherungsverbote in diesem Jahr. Das sind durchschnittlich 38 pro Tag.

Hilfe für Gewaltbetroffene

Frauen-Helpline: 0800-222-555, www.frauenhelpline.at Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF): www.aoef.at
Wiener Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie/Gewaltschutzzentrum Wien: www.interventionsstelle-wien.at
Frauennotruf der Stadt Wien: 01-71719 
Frauenhaus-Notruf: 057722
Österreichische Gewaltschutzzentren: 0800/700-217

Kritik an den geplanten Einrichtungen kam von der Opposition. Der SPÖ dauert die Umsetzung etwa zu lange, da zwei Jahre dafür geplant sind. Die FPÖ und NEOS halten fest, dass es mehr Prävention geben müsse. „Wir müssen verhindern, dass Gewalt überhaupt erst entsteht! Und es gibt in Österreich einfach keine langfristig angelegte Strategie zum Schutz von Frauen vor Gewalt“, sagte NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter.

Porträt von krone.at
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