Nach Essling in der Wiener Donaustadt melden jetzt auch die Anrainer in Hirschstetten Probleme mit übergriffigen Jugendbanden. Die Polizei beruhigt allerdings.
Die Donaustadt ist der flächenmäßig größte Bezirk Wiens und wächst derzeit auch am stärksten. Jedes Jahr kommen um die 4000 Bewohner dazu. Doch neben dem enormen Bevölkerungswachstum beschäftigen den Bezirk derzeit brutale Jugendbanden, die in Essling etwa ein ganzes Grätzel terrorisieren. Der „Krone“-Bericht hat für viel Aufregung gesorgt.
Um die Sicherheit dort wiederherzustellen, wurde die Polizeipräsenz mittlerweile erhöht. Auch die mobile Jugendarbeit der Stadt und die Fair-Play-Teams sollen dabei helfen. Doch nun werden auch aus einem anderen Bezirksteil Vorfälle gemeldet.
Bezirkschef gesteht Probleme ein
In Hirschstetten ist vor allem der Cizekplatz und die Gegend rund um den ACTiN Park, einer Spiel- und Sportfläche für Jugendliche neben einer Großwohnanlage, betroffen. „Meist wird bis spätnachts geschrien, herumgetobt, mit mitgebrachten Rekordern und Handys laut Musik gespielt und Knallkörper geworfen“, berichtet ein leidgeplagter Anrainer, der anonym bleiben möchte.
zwischen 14 und 18 Jahren wurden im Jahr 2022 laut Innenministerium angezeigt. Vor zehn Jahren waren es noch 6359 Jugendliche.
Im Telefonat mit der „Krone“ gibt Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ) zerknirscht zu, dass es aktuell Probleme gibt. Die Polizei habe die Situation vor Ort allerdings im Griff, wie er ausdrücklich betont. „Seit dem Frühjahr 2023 wurden vermehrt Beschwerden über Jugendliche, die sich vor dem Kinder- und Jugendtreff am Cizekplatz aufhalten, an uns herangetragen“, bestätigen die Wiener Kinderfreunde, die dort für die Parkbetreuung zuständig sind.
Polizei: „Keine erhöhte Jugendkriminalität“
Von der Polizei heißt es dazu auf Anfrage, dass aus diesem Grätzel keine Probleme oder erhöhte Beschwerdelage bekannt sind. Auch statistische Auswertungen würden keine Rückschlüsse auf eine erhöhte Kriminalitäts- oder Einsatzlage ziehen lassen.
Dennoch: Ab Jänner 2024 wird das Fair-Play-Team der Donaustadt auf Wunsch des Bezirkes personell aufgestockt werden und vermehrt in den betroffenen Gegenden unterwegs sein. Um gemeinsam mit den Menschen vor Ort an einer Lösung des Konfliktes zu arbeiten, wie es heißt.
Die „Krone“ fragte bei einem Kinder- und Jugendpsychologen nach.
„Krone“: Es gibt immer mehr Probleme mit gewalttätigen Jugendbanden. Wie können junge Menschen schon so verrohen?
Achammer: Das Problem besteht aus mehreren Faktoren. Bei Jugendzentren, die positiv gemeint sind, kommen Jugendliche verschiedenen Alters und verschiedener kultureller Herkunft zusammen. Es kann also schnell zu Konflikten kommen. Auch digitale Medien spielen eine wichtige Rolle. Vieles wird dann auf der Straße ausgetragen.
Können strafbare Taten im jungen Alter der Beginn einer kriminellen Laufbahn sein?
Das kann sein, muss aber nicht sein. Wenn man jung straffällig wird, kommen meistens ganz viele Institutionen ins Spiel, die versuchen straffällig gewordene Jugendliche wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Werden sie aus diesem Umfeld nicht herausgenommen, besteht allerdings ein erhöhtes Risiko.
Ist die Zahl von jugendlichen Gewalttätern in den vergangenen Jahren gestiegen?
Nicht alle Jugendlichen sind gewaltbereit. Die harten Fälle gibt es immer wieder und meistens sind das einzelne Ausreißer. Aber die Gewaltspirale dreht sich nach oben. Zum Glück haben wir ganz viele Jugendliche, die mehrheitlich nicht auf diesem Weg sind.
Wie kann man jugendliche Gewalttäter bestrafen?
Härtere Bestrafungen lösen das Grundproblem nicht. Es wird immer schnell danach gerufen, aber damit werden meiner Meinung nach keine Probleme gelöst, sondern nur noch mehr verursacht. Prävention könnte ein Ansatz sein. Wie etwa das Projekt „Justiz macht Schule“. Die Politik muss mehr Geld investieren, um das Ganze in den Griff zu bekommen.
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