Die Snowboarder eröffnen ihren Weltcup-Winter. Der Grazer Arvid Auner hat sich viel vorgenommen. Im Interview nimmt er kein Blatt vor den Mund und verrät, was im „Sportland Steiermark“ besser laufen sollte.
Krone: Arvid, am 14. Dezember starten die Alpin-Boarder in die neue Saison. Wie hoch sind deine Erwartungen als amtierender Vizeweltmeister im Parallelslalom?
Arvid Auner: Meine Erwartungen sind gestiegen. Ich weiß, was ich im Slalom drauf habe, hatte aber auch im Riesentorlauf (PGS) gute Trainingsläufe in der Sommerpause. Den Fokus in meiner Saisonvorbereitung habe ich auf beide Disziplinen gelegt, damit ich um den Gesamtweltcup mitfahren kann. Ich habe Großes vor! Die Slaloms sollen so weiterlaufen wie bisher und im PGS will ich mein Premieren-Stockerl holen und öfters mal das Finale sehen.
Warum lief es bei dir in den Slaloms immer besser als im PGS?
Meinen Fahrstil zeichnet das Schnelle und Aggressive aus. Ich bin generell ein sehr quirliger und energiereicher Typ. Mein dynamischer Harakiri-Stil ist für den Slalom besser geeignet als für den PGS. Ich habe in der Vorbereitung aber gemerkt, dass meine Linien auch im Riesentorlauf möglich sind.
Du bist nach der Saisonvorbereitung also sehr optimistisch?
Wir hatten die beste Vorbereitung seit Jahren! Wir haben gute Bedingungen vorgefunden und unser Betreuer- und Trainerstab hat alles nahezu perfekt organisiert. Ich habe mich noch nie so gut am Brett gefühlt wie jetzt.
Du bist waschechter Grazer, bist bislang aber für den Kärntner Verband gestartet. Heuer fährst du endlich auch offiziell für die Steiermark. Warum dieser Wechsel?
Früher war das Angebot und der Umfang der Unterstützung an junge Snowboarder in Kärnten besser. Die steirischen Trainer haben sich gemeinsam mit dem Landesverband aber ins Zeug gelegt und jetzt gibt es auch hier gute Möglichkeiten. Wir haben jetzt vier Weltcup-Fahrer, die sich ordentlich ins Zeug legen und wollen die Sparte Snowboard in der Steiermark beleben. Durch meine Silbermedaille erhalte ich aber auch mehr Gehör und kann meine Botschaft besser hinüberbringen.
Und welche Botschaft ist das?
Ich glaube, dass man generell mehr für Wintersport und den Sport an sich tun muss. Graz ist eine Sportstadt und die Steiermark ein Sportland, aber wir brauchen auch die nötigen Trainingsstätten. Wir als Zugpferde sind die Vorreiter für die Jugend.
Wie ist es denn um die Trainingsstätten in der Steiermark deiner Meinung nach bestellt?
Wir haben super Skigebiete, in denen auch das ÖSV-Team jedes Jahr gastiert und trainiert. Beim Sommertraining sieht es leider anders aus, denn wir haben in der Steiermark kein Olympiazentrum. Es gibt zwar den Stützpunkt in der Ramsau, aber über alle Sportarten finden sich die meisten Aktiven im Ballungsraum Graz. Innsbruck, Salzburg oder St. Pölten haben ein Olympiazentrum, obwohl sie kleiner als Graz sind. Da hinken wir hinterher, obwohl wir hier gute Sportler, Sportwissenschaftler und Infrastruktur haben. Davon würden alle Sportarten profitieren.
Geboren: 31.01.1997 in Graz
Weltcup-Debüt: 09.01.2015 in Bad Gastein
Weltcup-Statistik: 2 Siege, 6 Podestplätze
Medaillen: Silber im PSL (WM 2023), Bronze im PGS (Junioren-WM 2017)
Du hast erwähnt, dass du durch deine Silbermedaille mehr Gehör bekommst. Was hat dieses Edelmetall sonst noch in deinem Leben verändert?
Es gab nach Saisonende natürlich einige Ehrungen, aber ich bin keiner, der sich jetzt dick und fett Vizeweltmeister auf die Stirn tätowiert. Wenn ich mir meinen Zimmerkollegen Benjamin Karl und seine Erfolge anschaue, dann habe ich mit einmal Silber noch gar nichts erreicht. Daher bin ich im Sommer durch die Medaille noch hungriger und motivierter geworden.
Findet man als Vizeweltmeister leichter Sponsoren?
Klar, das hat schon Interesse geweckt. Leider hatte ich zwei Angebote aus Bereichen, wo der ÖSV mir kein Okay geben konnte. Dadurch bin ich noch auf der Suche und bin vorerst mit meiner Filmproduktionsfirma „Arvideo Media“ mein eigener Kopfsponsor.
Wie lässt sich ein eigenes Unternehmen mit einer Weltcup-Karriere unter einen Hut bringen?
Ich habe ein Team aufgebaut, dass gute Arbeit leistet, wenn ich im Winter unterwegs bin. Kundenkontakt halte ich aber auch neben den Weltcup-Rennen. Das kostet zwar viel Zeit, aber mit diesem zweiten Standbein sichere ich ja auch meine Zukunft.
Lässt es sich vom Snowboard-Sport alleine so schlecht leben?
Wenn man es gut aufbaut, kann man als Aktiver sehr gut leben, auch ohne dauernd Preisgeld gewinnen zu müssen. Die Frage ist aber: Was machst du nach deiner Karriere? Machen Sponsoren mit dir weiter, auch wenn du nicht mehr dauernd als Sportler in den Medien bist? Daher muss man auch etwas tun, um eben nicht nur als Snowboarder in Erinnerung zu bleiben, nicht nur als Nummer, sondern als der Mensch Arvid.
Deinen Zimmerkollegen Benjamin Karl (38) hast du bereits erwähnt, mit Andi Prommegger (43) gibt es im ÖSV eine zweite noch aktive Snowboard-Legende. Was kannst du von diesen beiden lernen?
Die älteren Fahrer haben den Sport zu dem gemacht, was uns Junge letztlich angespornt hat, auch professionelle Snowboarder zu werden. „Benji“ (Karls Spitzname) war früher mein Idol und ist heute mein Zimmerkollege. Wir Snowboarder hätten heute nicht den Stellenwert in den Medien, wenn „die Alten“ nicht solche Erfolge gefeiert hätten und noch immer feiern. Es wird auch in Zukunft solche Vorbilder brauchen und ich wäre gerne so eine Person, die unseren Sport mitprägt und zum Positiven verändert.
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