Im Frühjahr brannte die Rösselmühle in Graz lichterloh. Schon bald stand fest: Es war Brandstiftung! Drei Jugendliche standen am Dienstag vor Gericht. Nach anfänglichem Zaudern und vielen Ausflüchten, waren letztlich doch alle drei bereit, die volle Verantwortung zu übernehmen. Sie kamen mit Bewährungsstrafen davon.
Der Brand am 1. April hatte für Aufsehen in Graz gesorgt. Die Rauchwolke war kilometerweit zu sehen, die Feuerwehr im Großeinsatz. Der Schaden wurde mit über 650.000 Euro beziffert. Drei Burschen wurden ausgeforscht, den Brand gelegt zu haben.
„Da war kein Rauch, kein Funke, nix“
Am Dienstag wollte das Brüderpaar (zur Tatzeit 14 und 16 Jahre alt) und ihr langjähriger, 16-jähriger Freund anfangs nur sehr zögerlich für ihr Handeln einstehen. „Wir haben jeder nur eine Papiertüte angezündet. So ein Mehlsackerl, die dort in Kartons lagen. Aber wir haben die Flammen ausgetreten. Da war kein Rauch, kein Funke, nix“, versuchte einer der Brüder anfangs glaubhaft zu machen.
Bei der Befragung des gleichaltrigen Freunds kommt langsam und nach mehrmaligem Nachbohren dann doch mehr Wahrheit ans Licht. „Das ist ihre Chance“, ließ Richterin Katharina Schenk nicht locker, „Sie können sich nur selber retten.“
„Ja, ein bisschen hat es schon gebrannt“, gesteht der junge Mann zögerlich ein. „Aber nicht so ganz arg.“ Danach legt der Erstangeklagte und jüngste im Bunde endgültig alle Karten auf den Tisch: „Ja, wir haben die Papiertüten angezündet und dann auf einen Stapel Kartons fallen gelassen.“ Dann seien sie gegangen.
Wie darf ich mir das vorstellen? Jeder hat also eine Papiertüte genommen und sie mit seinem eigenen Feuerzeug angezündet?
Richterin Katharina Schenk
Bild: Eva Stockner
„Dachten nicht, dass es in dem Ausmaß brennen wird“
„Also es hat keiner abgewartet, ob das Feuer erlischt oder hat die Flammen ausgetreten?“, fragt die Richterin nach. „Was haben Sie sich dabei gedacht?“ _ „Nichts. Ich mein, wir haben schon gedacht, dass es brennen wird, aber nicht in diesem Ausmaß.“ Am Boden seien ja überall Wasserlacken gewesen.
„Das Feuer ist so außer Kontrolle geraten, dass man das Gebäude abbrennen lassen musste, weil es nicht mehr zu löschen war“, betonte Staatsanwalt Stefan Pirker. „Brandstiftung heißt normal Gefängnis.“
Der damals 14-Jährige hat übrigens schon öfter gezündelt. Ihm wird auch eine Brandstiftung in einer leerstehenden Schule in Bruck an der Mur zur Last gelegt. „Er ist ein Feuerteufel“, sagt sein Bruder.
Zündeln aus Langeweile
„Was fasziniert Sie am Feuer? Haben Sie einen Drang, etwas anzuzünden?“, will Schenk wissen. „Nein. Es ist aus Langeweile.“ Sein Bruder gesteht, dass es ihn in dem Moment angemacht hat. Aber genau wisse er es nicht.
Die drei jungen Grazer, die allesamt aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen, wurden zu jeweils einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt. Zudem gab es von der Richterin die Weisung, dass alle eine Psycho- sowie eine Drogentherapie machen und einer Beschäftigung nachgehen müssen.
„Es wird ein langer Weg“
„Ich will nicht, dass Sie nichts zu tun haben und nur herumlungern“, betonte Katharina Schenk in ihrer Urteilsbegründung und ergänzte: „Es wird bei Ihnen allen noch ein langer Weg“. Die Urteile sind nicht rechtskräftig.
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